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Urheberrecht als Fortschrittsbremse?

Hört man den Worten der Rechteverwerter zu, so kann Fortschritt einzig und allein durch das Urheberrecht sichergestellt werden. Doch diese Tatsache widerlegte ein Münchner Wirtschaftshistoriker Eckhard Höffner nun grundlegend. Dazu machte er einen Sprung in die Geschichte und verglich insbesondere England und Deutschland. In England kannte man sehr früh schon Urheberrechte, in Preußen wurde sie erst 1837 eingeführt und hatte wegen der Kleinstaaterei praktisch keine Durchsetzungskraft. Und die gewagte These: durch das Urheberrecht verspielte England den Vorsprung und der damals rückständige Agrarstaat Deutschland holte mächtig auf.

So gibt es einige interessante Vergleiche: in Deutschland wurden 1843 14.000 neue Publikationen veröffentlicht, in England waren es nur 1.000. In England waren Bücher nur etwas für Reiche und Adlige, in Deutschland war es Massen-, ja fast schon Ramschware. In Deutschland gab es viele wissenschaftliche Werke und Anleitungen, so etwas gab es in England nicht. Und das kurioseste Paradoxon: in Deutschland verdienten die Autoren in der Regel wesentlich mehr – weil mehr Autoren benötigt worden sind. Und in Deutschland gab es einen Zwei-Klassen-Buchmarkt: die billige, oft kopierte Massenware – und edle Einbände.

Nachdem das Urheberrecht eingeführt worden war, wurden die Buchpreise angehoben und der Billigmarkt wurde abgeschafft.

Was wäre es für eine Welt, in der sich jeder jeden Tag auf’s neue beweisen muß – und sich nicht auf den Lorbeeren von gestern ausruhen kann?

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(Danke, Nini)

Bisherige Kommentare (3)

Kommentar von Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung

Hmm, ich habe hinsichtlich der Schlussfolgerungen, die der Autor der Studie aus der bloßen Zahl der Veröffentlichungen ziehen will, so meine Zweifel. In Deutschland hat in dieser Zeit, wenn ich in der Schule richtig aufgepasst habe, wohl auch ein gesellschaftlicher und (langsam) politischer Wandel stattgefunden.

Ferner ist gemeinhin anerkannt, dass geistige Schutzrechte als Katalysator für Innovation gelten. Der Investitionsaufwand muss sich ja schließlich auszahlen.

Kommentar von René

Der Autor der Studie widerlegt aber gerade den »gemeinhin bekannten« Fakt der Schutzrechte. Und er bezeiht sich eben nicht nur auf blosen Veröffentlichungszahlen — sondern machte es auch bspw. am Einkommen der Autoren fest. Und eben auch an der Art der Veröffentlichungen.

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