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Liquid Resizing (Retargeting)

Wenn ein Bild zu groß war, konnt man bisher entweder einen Ausschnitt verwenden oder skalieren. Ein relativer neuer Ansatz der Bildbearbeitung ist das »Retargeting« — oder zu gut Deutsch: inhaltssensible Bildskalierung. Durch einen speziellen Algorithmus lassen sich damit Bilder so manipulieren, daß zum Beispiel zentrale Objekte stärker hervorgehoben werden. Wird beispielsweise ein Bild verkleinert, verkleinert sich in erster Linie der relativ unspektakuläre Hintergrund.

Nehmen wir beispielsweise das folgende Bild vom roten Rathaus:

Würde man das Bild lediglich kleiner skalieren, erhält man folgendes Ergebnis:

Mit Hilfe des Retargeting bleibt das Rathaus und die Straßenlaterne unverändert — dafür rücken beide Objekte näher zusammen.

Dafür hat allerdings die blonde Dame im vorderen Bildbereich ordentlich zugelegt! ;-)

Ergänzt wird dieser Ansatz durch die Möglichkeit,

  • bestimmte Bereiche zu schützen, d.h. diese bleiben in sich unverändert.
  • bestimmte Bereiche zu entfernen, d.h. diese werden bevorzugt eliminiert.

Mit diesen Möglichkeiten läßt sich so mancher unschöne Wolkenkratzer in der Landschaft eliminieren, wie beispielsweise der große Treptower:

Und der große Treptower ist verschluckt:

In einer Studienarbeit aus Israel wurde das Prinzip beschrieben, ein kleines Video erklärt die Möglichkeiten visuell. Zwei Physikstudenten aus Wien haben diesen Ansatz in einem kleinen Programm umgesetzt: Liquid Resize.

Im zweiten Beispiel sah die Einstellung wie folgt aus (Löschen ist grün, Schützen ist rot):

Der Algorithmus ist durchaus genial — auch wenn dieser leider noch viele Schwächen hat. So kann man ihn beispielsweise bei Elementen mit klaren Kanten (wie beispielsweise eine Bordsteinkante oder eine Straßenbahnschiene) nur schwer anwenden — außer man schützt explizit solche Bereiche (siehe das zweite Beispiel). Außerdem sind Farbverläufe (z.B. Sonnenuntergang mit Abendrot) mitunter problematisch und es entstehen unschöne Farbstufungen. Für den Masseneinsatz (Stapelverarbeitung) wird sich das Retargeting jedoch nicht durchsetzen: man muß jedes einzelne Ergebnis prüfen — und ggf. nachjustieren. Zudem sind die Berechnungen durchaus sehr rechenintensiv. Für Einzelbilder ergeben sich aber durchaus neue Möglichkeiten. (Danke Nini für den Hinweis)

Weitere Links:

Bisherige Kommentare (1)

Kommentar von ericpp

wow, sieht interessant aus was man mit der Software anstellen kann — man will ja, daß das aufgenommene Objekt beim Betrachter den gleichen Eindruck erweckt als stände er direkt davor.
Auf die Passanten hatte ich sogar erst geachtet, als Du das so verzerrte Mädel erwähnt hast.

Ich werds mal bei Gelegenheit antesten.

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