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Umbau der Wege im Treptower Park

Zur Zeit werden die Wege im Treptower Park im Rahmen des 2. Bauabschnitt des Projektes Touristische Erschließung des Areals Treptower Park umgebaut. Konkret geht es dabei um das Teilprojekt „Korrektur der Wegeführung gemäß Meyerscher Planung”. Und es läuft leider nicht gut! Genau genommen sind die nun entstandenen Wege ein Schildbürgerstreich!

Aufmerksam geworden bin ich durch die feinen, aber entscheidenden Unterschiede eher durch Zufall. Eine Anwohnerin fragte mich dazu, warum die Wege nun so verlaufen, wie sie sind. Und als ich die aktuellen mit den einst vorgestellten Skizzen gegenüberstellte, fallen die Unterschiede tatsächlich auf.

Im Oktober 2014 vorgestellt:

Im Dezember 2015 aktuell:

Ein einst den Einwohnern und Bezirkspolitikern vorgestellter Weg ist weggefallen, der zuvor bestehende Weg wurde abgerissen und eine Querung parallel zum Ehrenmal ist künftig (ohne Trampelpfade) nicht mehr möglich. Durch den neuen Weg werden die Besucher nun eher zum S-Bahnhof geführt – und nicht wie einst in Richtung Rosengarten.

Dafür kam in der 2015er Fassung ein weiterer Weg zum Ehrenmal hinzu, der vermutlich nicht gebaut wird (Interpretation der bereits gesetzten Bordsteinkanten).

Zugegebenermaßen ist die Situation nicht einfach.

Zunächst ist festzustellen, dass die alten Wege von Gustav Meyer nicht wieder rekonstruierbar sind. Auf den einstigen Wegen befindet sich heute das sowjetische Ehrenmal. An dieser Stelle hätte logischerweise die Debatte über den Wegeverlauf mit dem Denkmalamt beendet sein müssen.

Nun entstand die Idee, die alten Wege um gut 100 Meter nach Nordwesten zu verlagern. Dabei stehen allerdings zu viele Bäume im Weg. Im südlichen Parkbereich wurde sich der Zugang verschafft. Im nördlichen wurde eben noch einmal umgeplant – und auf diesen Weg verzichtet. Im Sinne des Baumschutzes ist diese Überlegung sinnvoll. Aber wenn auch im Plan B der Denkmalschutz nicht zielführend mehr ist, wäre die Beibehaltung des bestehenden Weges wohl die beste aller Optionen gewesen. Nun wird er fehlen – a new Trampelpfad is born!

Oder auch nicht: denn auf dem ehemaligen Weg wird bereits dichtes Gehölz gepflanzt!

Nicht minder kurios sind die querenden Wege. Die Schnittpunkte sind nun westlicher. Und während bisher kleine Trampelpfade hin zu den kleinen seitlichen Toren des Soldatenfriedhofes führen, gibt es nun fett ausgebaute Wege, die unmittelbar auf einen Zaun hinsteuern:

Nun muss also das Tor im Zaun verschoben – und vor allen verbreitert werden. Ich habe Zweifel, ob das sinnvoll ist. Die bisherigen Tore erweckten nur den Eindruck einer Duldung. Sie waren auch verschließbar. Nun einen Hauptweg (oder auch zwei?) durch das Ehrenmal zu führen, wird der Bedeutung dieses Mahnmals in meinen Augen nicht gerecht.

In einer kleinen Anfrage habe ich mich erkundigt, wie sich Menschen darauf verlassen können, wenn die vorgestellten Planungen stark von der Realisierung abweicht. Der Antwort kann man salopp entnehmen, dass sich die Anwohner auf gar nichts verlassen können, wenn der Denkmalschutz seine Hand im Spiel hat:

Da das Bauvorhaben aufgrund der herausragenden denkmalpflegerischen Bedeutung von den Denkmalbehörden selbstverständlich in der Planungsphase, aber auch insbesondere während der Bauphase umfassend begleitet wird, können geringfügige Anpassungen der Planung erforderlich werden. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn im Zuge der Baumaßnahmen historische Substanz (Wegeeinfassungen, Tragschichten/historischer Wegeaufbau, historische bauliche Relikte usw.) aufgefunden wird, aber auch (wie in diesem Fall) die Planung im Zuge des Baubeginns abgesteckt wurde und eine Abwägung zwischen zwei oder mehreren Schutzaspekten vor Ort erfolgen und entschieden werden muss (Schutz des historischen Baumbestandes/ möglichst umfassende Wiederherstellung bzw. denkmalgerechte Ergänzung des historischen Wegenetzes).

Zusammenfassend kann ich nur feststellen, dass diese Wege wohl weder dem historischen Ideal von Gustav Meyer, noch den Gewohnheiten der Leute entsprechen. Und der dadurch eintretende Unmut ist hausgemacht.

Update: In der BVV-Sitzung am 17.11. erkundigte ich mich, ob die Genehmigung schon eingeholt worden ist. Aus Sicht des Bezirksamtes (also der planenden Stelle) ist unklar, ob eine Genehmigung bei der russischen Föderation eingeholt werden muss, folglich ist auch noch keine eingeholt. Siehe Audioprotokoll der BVV

Bisherige Kommentare (5)

Kommentar von Sigrid Schubert

Tja, als Herr Gustav Meyer seinen Pläne machte, gab es nur Pferdekutschen. Es war vor ca 150 Jahren.
Der neue Rundweg auf der großen Liegewiese (sowie sein Pendent von der Spreeseite her) endet an der Puschkinalle etwa mittig zwischen den Ampeln und Bushaltestellen, die unseren heutigen Alltag bestimmen. Es gibt inzwischen Autos und Buslinien und Verkehrswege, die auch vielleicht in 150 Jahren als Denkmal schützenswert wiederentdeckt werden. Denn inzwischen bewegen wir uns vielleicht in der Luft mit personengebundenen Drohnen.

Kommentar von Martin Kusch

Hallo René, danke dass Du auch dieses Thema ansprichst. Ich habe mich allerdings nicht so sehr über die neue Wegeführung geärgert sondern über den jetzt verwendeten wassergebundenen Wegebelag. Für Radfahrer ist dieser Belag nur bedingt geeignet. Bei Nässe entstehen tiefe Furchen und das Fahrrad wird sehr schmutzig. Abgesehen davon ergibt sich für den Bezirk ein erheblicher Pflegeaufwand. Bei Regen und Tauwetter müssen diese Wege eigentlich gesperrt werden.
Die Radfahrer werden sicher jetzt in stärkerem Umfang den asphaltierten Weg an der Köpenicker Landstraße nutzen. Da viele Autofahrer nicht wissen, dass die Radfahrer dort legal entgegen der Einbahnstraße fahren, reagieren Sie aber oft verärgert und weichen nicht deutlich aus, so dass die Radfahrer häufig vom Asphalt auf den unbefestigten Randstreifen ausweichen müssen.
Auch hier sollte verstärkt auf die Radfahrer hingewiesen werden. Ich Denke es ist auch hilfreich den Fahrstreifen als Fahrradstraße auszuweisen.
Vielleicht kannst Du das ja mal zum Thema bei der BVV machen.
Gruß
Martin Kusch

Kommentar von René

Danke für die Statements.

Es gilt zunächst das Grünanlagengesetz, ich zitiere §6 Abs. 2:

Tätigkeiten, wie Rad-, Skateboardfahren, Ballspielen, Baden, Bootfahren, Reiten und Grillen sind nur auf den dafür besonders ausgewiesenen Flächen gestattet. Die Bezirke sind verpflichtet, Flächen für entsprechende Nutzungen in angemessenem Umfang auszuweisen, soweit dies unter Berücksichtigung stadträumlicher und stadtgestalterischer Belange, unter Abwägung der unterschiedlichen Benutzungsansprüche sowie unter Einbeziehung des Gesundheits- und Umweltschutzes möglich ist.

Die Wege mit dem wassergebundenen Wegebelag sind meines Erachtens alle nicht für Radfahrer ausgewiesen. Und so denkt die Bezirksverwaltung, dass da ja keine Radfahrer lang fahren. Die Realität wird sie, das sehe ich genauso wie du, schneller einholen, als der Zaun im Ehrenmal versetzt ist. Aber versuche nun dagegen anzuargumentieren?

Bei dieser Sachfrage gab es auch den Konflikt zwischen Grünflächenamt und Denkmalamt. Das Grünflächenamt hätte gern alles aphaltiert, weil pflegeleicht. Das Denkmalamt alles wassergebunden, weil „historischer”. Das ist nun der Stand, auf den sich beide Behörden beteiligt haben. Frage nicht über Bürgerbeteiligung oder wie die Anwohner im unmittelbaren Umfeld dazu denken. Ich bin froh, dass der Hauptweg zwischen Moosdorfstraße und Bahnhof unangetastet blieb.

Allerdings denke ich nicht, dass diese Umbaumaßnahmen massiven Einfluss auf die Köpenicker Landstraße (bzw. der heute „Am Treptower Park” heißende Abschnitt) haben. Eher wird das Ehrenmal durchfahren, weil der parallele Weg nun fehlt.

Den Vorschlag, die Nebenfahrbahn zur Fahrradstraße zu erklären, werde ich mal mitnehmen. Danke für die Anregung. Ich würde mir dazu auch Feedback vom ADFC dazu einholen. Das mit dem Wechsel zwischen Apshalt und Erde kenne ich auch, habe das aber bisher weniger als ein Problem gesehen. Eher, dass man sich meist arrangiert. Problematisch ist nur der Bereich unter der Brücke geworden, wo der Platz zum Ausweichen fehlt.

Im kommenden Jahr wird die Kreuzung zur Bulgarisch umgestaltet, so dass Radfahrer künftig besser von der KöLa auf die Nebenfahrbahn kommen.

Kommentar von René

Beobachtungen am 02.01.2015:

  • Der Zaun vom Ehrenmal an der Stelle des neuen Weges ist extrem verbogen. Es kann Zufall sein, wahrscheinlich ist aber (da nur diese Stelle so verbogen ist), dass ein paar Überkräftige sich ausließen.
  • Im Bereich der Neupflanzungen (siehe erstes Bild) ist der erste Trampelpfad schon zu erkennen.

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