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Planwirtschaft 2.0 - Das Aus für die Glühlampen

In wenigen Tagen ist es soweit: das Aus für die ersten Glühlampen steht zum 1.9. an. Neben den 100W-Glühbirnen sollen dabei auch alle matten Glühbirnen verschwinden. Viel gibt es zu dieser schwachsinnigen Verordnung mit dem Namen „2005/32/EG” nicht mehr zu sagen (siehe Link oben). Nun heißt es also planen, wieviele Glühbirnen man für den Rest seines Lebens benötigt.

Wie sollte man so eine Kalkulation beginnen?

Ok, Geplante Lebenserwartung abzugl. bereits abgelebter Jahre. Wieviele Lampen wird man gleichzeitig nicht mit Energiesparlampen betreiben? (ich verteufel sie ja nicht grundsätzlich) Wie lange hält eigentlich eine Glühbirne? (meine letzten Glühbirnen sind alle durch Bruch kaputt gegangen, keine natürlich). Wieviele könnten Transportschaden erleiden (bei Umuzügen dürfte diese Kisten dann die sensibelste sein)? Und etwas in die Zukunft gedacht: wieviele sollte man für die nachfolgenden Generationen mit berücksichtigen? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß man in der EU doch noch einsieht, daß eine im Haushalt zerbrochene Quecksilberlampen doch gefährlicher ist als eine Glühbirne?

Liest man sich das Zitat von Zitat von Terran Taradellas Espuny, energiepolitischer Sprecher der EU-Kommission (gegenüber Spiegel), durch, dürfte es erst einmal nicht zu erwarten sein:

Die Verbraucher denken nicht langfristig. Sie bezahlen im Supermarkt doch lieber einen Euro für eine Glühlampe anstatt sechs für eine Energiesparlampe, obgleich sie das am Ende fünfzig Euro mehr an Strom kostet! Und weil der Markt so etwas nicht von selbst regelt, mussten wir eine Verordnung erlassen. Damit stellen wir sicher, dass alle Lampen vom Markt verschwinden, die zu viel Energie verbrauchen.

Eine Anekdote habe ich noch: ich war dieses Jahr auf dem Umweltfestival am 10.6. gewesen und hatte mir einen Stand beim BUND näher angeschaut, in dem die Glühlampen ja gerade zu propagiert wurde. Typischer Informationsstand mit gut 15 ausgewählten Modellen. Dazu ein Stromzähler, der zeigen soll, wie viel man sparen kann. Und die üblichen Lobreden. Und gerade von einer Umweltorganisation bin ich dann eigentlich enttäuscht, daß diese keine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema anstrebt. Ich war mutig und bin in die Diskussion eingestiegen, letztendlich blieb die Enttäuschung. Man räumt zwar ein, daß das Entsorgungsproblem noch nicht gelöst ist (Frage an die Leser: wer hat eine Sparlampe schon einmal sachgerecht entsorgt?). Quecksilber im Haushalt scheint man noch so zu tolerieren, da ja im Kraftwerk bei der Stromerzeugung weitaus mehr abgestoßen wird. Und bei den Zahlenspielchen nimmt man auch nur die Normlampen, die eine bestimmte Anzahl Stunden JEDEN Tag leuchtet. Die Amortisation einer Kellerlampe dürfte vermutlich anders aussehen.

Und noch ein Tip für solche Gespräche: das eher niederschmetternde Urteil des Ökotests ansprechen. Dann gibt es eine passend bereit gehaltene Sammlung von Argumenten, vermutlich schon auswendig gelernt, warum diese Zeitung auf dem Holzweg ist. Falsche Meßmethoden und so. Wirft man gerne jedem vor, der sich traut, abseits von gängigen Standards die Praxisrelevanz zu testen.

Dann drängelte auch schon der nächste und mußte mitteilen, daß die heutigen Energiesparlampen nur Geldabschneiderei sind – und man mit LED-Technik schon heute preiswerter effizentere Lampen herstellen kann. Ich lasse das mal im Raum stehen.

Den entscheidenden Tip zum Energiesparen gab es aber irgendwie nicht zu hören: wenn man das Licht nicht braucht, einfach mal ausschalten!

Bisherige Kommentare (10)

Kommentar von wrtlprnft

Naja, Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren entsorgen heißt nicht gleich, dass man damit zum Wertstoffhof fahren muss. Die Läden, die die Dinger verkaufen, müssen sie ja auch zurücknehmen, also einfach die alte Lampe mitnehmen, wenn man die neue kauft (allerdings muss man da meistens jemanden ansprechen, für Kunden zugängliche Sammelbehälter gibts selten).

Mir sind auch schon mehrere Glühlampen zersprungen, allerings alle von selber, ich kann mich nicht erinnern, eine anderweitig kaputt gemacht zu haben.

Kommentar von Tom

Ich hab mal eine Reihe kaputter bzw. verbrauchter Energiesparlampen aus gutem Willen mit zu Media Markt genommen um sie dort — so dachte ich — sinnvoll zu entsorgen. Ich fragte an der Kasse, wo ich die hinbringen solle und die Kassiererin meinte \»gib her\« und warf sie in den Papierkorb unter ihrem Tisch...
Ich stand etwas blöde da mit bösartigen Kommentaren im Kopf, bin dann aber doch gegangen.

Kommentar von Fridi

Also mir ist noch nie eine Glühlampe zersprungen. Und ich muss sagen, dass man sich manchmal bei den ganzen Öko-Sachen an den Kopf greifen muss. Bei den von den Regierungen propagierten und vorgeschriebenen, mein ich. Bei uns ist es zB so, dass man, wenn man eine neue Heizung braucht, was zugeschossen bekommt, wenn sie umweltfreundlicher ist — zB mit Solarzellen oder so. Naja, am meisten bekommt man aber wenn man eine Ölheizung einbauen lässt! ^^

Kommentar von René

Das Problem ist aber nicht, Sparlampen zu verwenden. Das Problem ist, Glühbirnen komplett zu verbieten. Und es gibt nach wie vor Fälle, wo eine Glühbirne in jeglicher Sicht effektiver ist.

Nehmen wir nur mal das Kellerlicht, wo man aller zwei Wochen mal ist. Nach wie vielen Jahren soll da ein RoI denn eintreten?

Kommentar von Crazy_AT

Bei diesem »Aufräumen der Vorurteile«, versuchen die Redakteure ihre Kunden zu verarschen.
Vergleicht mal die Rechnung über die Geldersparnis mit den Empfehlungen, die am Schluss abgegeben werden.
Für Ersparnisrechnung nehmen sie eine Energiesparlampe, die ca. 4 Euro teurer als eine Glühbirne ist. Dann verbraucht sie während ihrer Lebensdauer etwa 25 Euro (Anschaffung und Strom).
Sie empfehlen aber Energiesparlampen die 10 bis _25_ Euro kosten, damit ist die Ersparnis dann wieder weg...

Kommentar von Koloradokäfer

@René: Sollte kein Angriff sein! In Wohnhaustreppenhäusern halte ich Glühbirnen in der Regel auch für sinnvoller, da es wie du schon andeutetest nicht sinnvoll ist die (über Nacht) dauerhaft brennen zu lassen.

Ich fand den Artikel nur interessant, weil mich selbst einige Punkte überrascht haben, z.B. dass zur Herstellung von Glühlampen auch Quecksilber verwendet wird.

Von Produktverboten halte ich auch nichts, sofern diese nicht gesundheitsschädlich sind. Allerdings, finde ich, besteht schon Handlungsbedarf, wenn man sieht wieviele Leute für normale Raumbeleuchtung noch Glühlampen und Halogenstrahler verwenden.

Kommentar von Martin

Ich habe mir jetzt eine Energiesparlampe von Megaman gekauft. Dort war ein kleiner Prospekt dabei, in dem es heißt:

„Als einziger Hersteller bisher verwendet nur Megaman kein Flüssigquecksilber, sondern in allen ESL ein umweltfreundliches Amalgam (mit max. 1–3 mg Quecksilbergehalt). Das Amalgam setzt bei Zerbrechen der ESL keinen gesundheitsschädlichen Quecksilberdampf frei.“

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