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Zweigutachter und Plagiatdetektoren

Der Spiegel interviewte Rudolf Streinz, den Zweitgutachter der Dissertation von Karl-Theodor Guttenberg. Es ist lesenswert. Aber nicht unbedingt im Positiven.

Der eine kritische Punkt ist die Unabhängigkeit des Zweitgutachtens:

SPIEGEL ONLINE: Trotzdem waren Sie von der Bewertung des Erstgutachters beeinflusst. Sollten Zweitgutachter die Arbeit nicht grundsätzlich unabhängig bewerten?

Streinz: Wenn das eine allgemeingültige Anforderung würde, könnten Sie kaum mehr Zweitgutachter finden. Sie müssten sich immer voll in den Stoff einarbeiten, das kostet immens viel Zeit, die kaum jemand hat. Aber es ist ein Problem, klar.

Ist es nicht eigentlich elementare Aufgabe eines Zweitgutachters, »sich immer voll in den Stoff ein[zu]arbeiten«? Welche Existenzberechtigung hat er denn sonst, wenn er der Bewertung des Erstgutachters (der zugleich Doktorvater war) blind vertraut bzw. vertrauen kann? Eigentlich dürften sich Erst- und Zweitgutachter nicht einmal kennen.

Der zweite Punkt ist die Software:

SPIEGEL ONLINE: Überprüfen Sie Arbeiten routinemäßig auf Plagiate?

Streinz: Dissertationen wurden bislang nicht routinemäßig auf Plagiate geprüft. Sie werden auch alleine in schriftlicher Form eingereicht. Damals stand meines Wissens in Bayreuth auch keine entsprechende Software zur Verfügung. Auf Plagiate wird geprüft, wenn sich ein konkreter Anhaltspunkt ergibt. [..] Damals hatten wir noch keine Software im Einsatz, die Plagiate entlarvt. Heute sind wir schlauer.

(Im weiteren Verlauf soll diese Aufgabe am besten gleich formal an das Prüfungsamt übergeben werden)

Eine Software, die Plagiate entlarvt. Das klingt komisch. Und es schreit förmlich danach, Herr Streinz einfach nur sechs Buchstaben an den Kopf werfen zu wollen: Zweimal g, zweimal o, ein l und noch ein e. Und für die schriftlich eingereichten Arbeiten noch ein Scanner inklusive Texterkennung. Gab es alles 2006 schon. Gab es auch 2000 schon. Und selbst wenn man mal zehn oder zwanzig Textzeilen geprüft hätte, wären mit hoher Wahrscheinlichkeit Treffer entstanden (oder auch im Zweifel ein Nachweis, eben auf Plagiate geprüft zu haben).

Aber nein, man braucht eine spezielle »Plagiatsprüfungssoftware«. Was bewirkt diese eigentlich?

  • Werden nun alle wissenschaftlichen Arbeiten eingescannt, damit eine kritische Masse entsteht, mit dem man neue Arbeiten gegenüberstellen kann? Ich betone ALLE.
  • Werden alle Sätze der Arbeit nun geprüft, ob Auffälligkeiten hinsichtlich Wortwahl und Satzbau vom eigentlichen Stil abweichen?
  • Wird automatisiert ein großer Text satzweise in Google eingehackt und die Treffer gezählt?
  • Was passiert mit fremdsprachigen Quellen, die übersetzt worden sind?

(Wenn hier jemand mehr zu der Spezialsoftware weiß: ich freu mich auf Kommentare)