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Homepage von René Pönitz

Fiji: Viti Levu - Wananavu Resort

Bula!

(uns wurde erklärt, dass Bula auf Fijianisch sowohl „Hallo”, als auch Leben / Lebensfreude bedeuten kann und daher in jeder Lebenslage angemessen ist. Einfach. Oder auch doppelt.)

Nach einem langen Übernachtflug aus Tokio nach Nadi kamen wir übermüdet am Flughafen an. Wie schon im letzten Blogpost geschrieben, waren unsere Flugbegleiter angenehm entspannt und gut drauf. Das sollte sich in Fiji fortsetzen. Kaum betraten wir den Flughafen, wurden wir von einer fröhlichen fijianischen Band begrüßt. So angenehm haben wir noch nie bei einer Passkontrolle angestanden.

Die Passkontrolle war ein Klacks. Wir wurden mit Vornamen angesprochen.

Auf Hinweisschildern wird auf saftige Strafen hingewiesen, wenn verbotene Lebensmittel eingeführt werden. Im Zweifel gilt immer: Frage lieber. Die Zollbeamtin Cynthia deutete darauf hin, dass die abgepackten japanischen Würstchen nicht eingeführt werden dürfen. Wären sie aus Australien oder Neuseeland, wäre es ok. Bei Milch- und Fleischprodukten ist Fiji sehr penibel, ebenso bei Honig und Früchten. Alles andere schien egal zu sein.

Wir liehen uns am Flughafen ein Auto aus. Der internationale Führerschein spielte hier keine Rolle. Der EU-Führerschein reichte aus, um das Auto zu bekommen. Kratzer? Das interessiert hier niemanden, es werden nur größere Dellen oder Verformungen vermerkt (und wenn man die Off-Road-Straßen hier kennt, weiß man auch warum). Keine Ahnung, wie alt das Auto ist – es hat erst 50.000 Kilometer herunter. Und das Lenkrad ist links: Linksverkehr!

Raus aus dem Flughafen. Wir haben noch ca. 135km zu unserem Ressort zu fahren. Es gibt eine Ringstraße um die Insel – die Kings Road, bzw. im Süden die Queens Road. Diese ist asphaltiert und wird einigermaßen instand gehalten, auch wenn zahlreiche Schlaglöcher vorhanden sind. Es gibt aber keine Autobahn, noch nicht einmal eine Schnellstraße. Es ist einfach nur eine Straße, nur um Nadi herum ist sie vierspurig.

Sofort fallen uns die Zuckerrohr-Laster auf und wenig später sehen wir auch den einzigen Zug auf Fiji – den Zuckerrohr-Express. Zuckerrohr/Zucker gehört neben Kokos, Kakao und Ananas (göttlich!) zu den bedeutendsten (Export-)Agrarprodukten auf Fiji.

Überhaupt – es deutete sich schon beim Landeanflug an – Fiji war ein kleiner Kulturschock für uns. Bulgarienerfahrung hin oder her. Es ist hiermit nicht vergleichbar. Diese erste Autofahrt hätte unserem Gefühl nach genauso gut in Zentralafrika stattfinden können. Eine Stadt nach unseren Maßstäben sahen wir kaum, höchstens mal eine Marktstraße im Dorf:

Der ausgesprochen moderne Flughafen (das internationale Terminal) und die prächtig gedeiende Pflanzenwelt gehen in einfachen, ebenerdigen Holz- und Wellblechhütten über, die sich über die Landschaft verstreuen.

Hin und wieder ein kleines Dorf (durch die extrem vielen „schlafenden Polizisten” am Ortseingang und -ausgang nicht zu verfehlen). Wer wie viel Geld hat, lässt sich direkt an der Quadratmeterzahl des Hauses und an seinem Zustand ablesen. Es fallen jedoch die prächtigen Gärten und bunten Farben der Häuser auf. Am Wegesrand stehen häufiger mal Ziegen oder Kühe. Zum Glück läuft uns keine vor’s Auto.

Die Berge sind ziemlich kahl. Unten wachsen Palmen und Bananenstauden. Kirchen und Schulen, zumindest Grundschulen, sahen wir oft. Auch diese einstöckig, selten mal ein zweites Stockwerk.

Es gab viele Linienbusse – von komplett offen mit Plane bis hin zu ganz modern.

Es zogen Wolken auf. Es regnete. Heftig. Ich betätige den Scheibenwischer – und blinke. Verdammt: In Fiji sind Scheibenwischer und Blinker vertauscht. Nia fielen nach nur 1-2h Schlaf im Flugzeug und mit Halsweh schnell die Augen zu. Nach 3 Stunden kamen wir sicher am Ressort an.

Die ursprüngliche Idee, die Insel einmal zu umfahren oder wenigstens bis zur Hauptstadt Suwa zu fahren (Das Parlamentsgebäude soll eine Sehenswürdigkeit sein), wurde mit jeder weiteren Baustelle, jeder weiteren einspurigen Brücke und jedem weiteren Zuckerrohr-Laster begraben. Erleichtert kamen wir in Wananavu, unserem Ressort, an und wurden auf einem leeren Parkplatz vom Sicherheitsmann zu der am weitesten vom überdachten Bereich liegenden Ecke eingewiesen (es goss in Strömen). Später trug er uns dafür den Koffer und wir durften noch einmal umparken.

Unser „Zimmer” war hier eine geräumige Bure (Fijianisch für Hütte/Bungalow) und lag in einem sehr schönen Garten in Hanglage. Früher war das eine Plantage gewesen.

Es gab auch einen kleinen Privatstrand mit extrem flachen Wasser, Mangroven, eine kleine Marina und selbstverständlich eine künstliche Halbinsel für Hochzeiten. Dazu die Honeymoon-Bure, bridal Spa-Treatment, etc. etc. Scheint hier ein generelles Geschäftsmodell zu sein.

Übrigens ist das Ressort, wie fast alle anderen hier, fest in ausländischer Hand, Fijianer stellen die Angestellten. Allerdings lernten wir, dass ausländische Investoren immerhin das Land in der Regel nicht kaufen können, sondern von einem der Stämme (Gemeinden) für 99 Jahre leasen müssen. Gleichzeitig gibt es aber auch ziemlich viele Privatinseln. Unsere kleine Nachbarinsel steht z.B. gerade zum Verkauf und kostet schlappe 13 Mio. USD – Schnäppchen. Hat wer Interesse?

Dies alles steht in starkem Kontrast zur Landschaft da draußen – paradiesischer Garten hier im Ressort, Wellblechhütten da draußen. Ein gutes Gefühl ist da nicht.

Dennoch waren die Einheimischen immer gut drauf, sehr aufmerksam und haben immer ein Lächeln und ein „Bula” auf den Lippen. Für ein Schwätzchen war jeder zu haben. Wir haben nicht den Eindruck, dass dies einstudiert ist, sondern zur Mentalität der Leute hier gehört. Es passierte auch häufiger, dass einem völlig unbekannte Menschen mit Handschlag auf der Straße begrüßen. Da Englisch eine der Amtssprachen ist, haben wir da auch kaum Probleme.

Nahezu alle dieser Ressorts haben auch ein Restaurant. Gaststätten oder Imbisse findet man nämlich sonst kaum. Die Besonderheit in Wananavu war, dass die Gäste im Restaurant, die am nächsten Tag das Ressort verlassen, mit einem Abschiedslied verabschiedet wurden. Dann singen alle Kellner mehrstimmig mit. Wow.

Während es am ersten Abend richtig heftig regnete, tröpfelte das Internet dagegen. Immerhin bekamen wir den Wetterbericht durch: Regen und Gewitter an allen Tagen, wo wir auf Fiji waren. Tolle Perspektive. Wir wollten das Japanische Wetter wieder haben!

Am nächsten Morgen öffneten wir die Gardinen. Blauer Himmel. Wir sahen das Meer. Und diese 13-Mio-US-Dollar-Insel gegenüber.

Also verbrachten wir den Tag am Strand. Da gab es herrliche Hängematten. Wir stellten fest, dass die Sonne hier schon am Morgen ganz schön brannte. Also immer gut eincremen und das „Nobite” nicht vergessen. Wobei sich leider nicht alle Mücken davon beeindrucken lassen wollen. :-(

Der zweite Tag begann regnerisch und mit Gewitter. Wir wollten eigentlich die Bootsfahrt zum Sonnenuntergang buchen und bangten den ganzen Tag, ob sie stattfinden würde. Als es aufklart, stellt sich auch noch heraus, dass das Boot noch verspätet zu einem Tauchgang aufgebrochen ist. Es ist nicht klar, ob es bis 17:30 wieder zurück sein wird. Wir bangen weiter.

René nutzte die Gelegenheit, um im Zentrum von Raki Raki ein paar Besorgungen zu machen.

Wir lernten noch ein Paar aus Auckland kennen. Sie erzählten vom schweren Zyklon 2015. Das Wananavu-Ressort hatte Glück, das benachbarte musste neu aufgebaut werden.

Gegen 17:00 Uhr kam die Überaschung: Das Boot war zurück. Also schnell hinunter zur Marina. Wir treffen auf zwei nette Herren, die ohne Pause mit uns herausfuhren. Dafür gönnten sie sich während der Fahrt einen kleinen Snack: die Instant-Nudeln von Maggi. Nein, nicht zwei Minuten gekocht. Die kann man roh essen! Wirklich. (Wir haben das später noch mal probiert!)

Und trotz der vielen Wolken werden wir mit einer traumhaften Abendrot-Stimmung auf dem Wasser belohnt!

René durfte sogar mal kurz das Boot steuern und geschickt die Korallenriff umfahren. (Erfahrung: Du fährt nicht auf Sicht, sondern nach dem GPS-Navi. Da sind alle Riffs verzeichnet. Gerade abends würde man gar keine Korallen sehen können)

Später durften wir uns auf die Bootsspitze setzen (für „Titanic” a lá Kate & Leo war das Boot leider zu klein). Kurz nach 18 Uhr wurde es schlagartig dunkel. Die blaue Stunde ist hier kurz.

Wir kamen mit dem Bootsführer ins Gespräch und berichteten von Deutschland und unseren Reiseplänen. Auf einmal fühlten wir uns sehr bescheiden, als er uns sagt, dass der Fiji noch nie verlassen hat.

Etwas verspätet trafen wir zu unserem letzten Abendessen im Restaurant ein. Als wir uns für die Nacht verabschiedeten und für alles bedankten – mittlerweile waren wir die letzten Gäste – bekamen wir ein spontanes Ständchen vom Musiker und den Kellnern. Und als wir gegangen sind, außer Sichtweite und fast schon außer Hörweite, griff der Musiker wieder zur Klampfe und sang mit dem Kellner. Wir lauschten aus sicherer Distanz. Sie hatten Spaß. Auch ohne Gäste. Wir auch.

Am nächsten Morgen starteten wir mit ausreichend Puffer nach Nadi. Dort gaben wir den Mietwagen ab – und flogen weiter auf die nächste Insel: Taveuni.

Noch eine kleine Anmerkung zum Reiseablauf: Ursprünglich wollten wir von Nadi direkt nach Taveuni weiterfliegen und da sechs Nächte verbringen – und dann vier auf der Hauptinsel. Nachdem wir die Unterkunft auf Taveuni gebucht hatten, stellten wir jedoch fest, dass sowohl an diesem als auch am Folgetag alle Flüge bereits ausgebucht waren. Also besuchten wir erst die Hauptinsel – und dann Taveuni. Da der Rückflug von Taveuni und der Weiterflug nicht zusammenpassten (wir kämen zu spät an Nadi an), mussten wir eine weitere Nacht auf der Hauptinsel verbringen.

NZ: Whangarei

Nachdem wir den Campervan ausgeliehen haben, ging es ins Northland. So heißt das Gebiet nördlich von Auckland.

Wir fuhren los – doch kannten wir das Ziel des Tages noch nicht. In Auckland selber gibt es Autobahn. Sehr markant ist die riesige Auckland Harbour Bridge. Hier wimmelt noch der viele Verkehr. Einige Kilometer wurde die Autobahn zur Mautstraße (so einen Quatsch mit PPP-Projekten gibt es hier auch). Dahinter wurde der State Highway 1 zur normalen Straße (mit teilweise einer dritten Spur zum Überholen). Als Fahrer musste ich mich vor allem auf den Verkehr widmen – und ich kämpfte noch, beim Spurwechsel auch wirklich zu blinken (Blinker und Scheibenwischer sind hier vertauscht) und daher nahm ich nur so langsam die Schönheit der Natur abseits der Straße wahr.

Wir verlassen die große Straße und gut ein Kilometer entfernt machen wir die erste Rast. Wir genießen den Ausblick in die Bucht:

Wir erreichten den Ort Whangarei am Abend und entschieden uns, hier zu übernachten. Wir quartierten uns im Stonehaven Motel ein. Witzige kleine Wohneinheit mit Dusche, Küche, Sofa und Bett.

Obwohl wir vorher nichts über diesen Ort wussten, klärte uns der freundliche Gastgeber über die Sehenswürdigkeiten auf. Der Ort wird eigentlich Fangerei ausgesprochen. Und es gibt hier die Whangarei-Wasserfälle, einen Aussichtsturm, jede Menge mehr. Zufällig gleich richtig getroffen. :-)

Wir genossen unser Abendessen, während es im Bad ein Geräusch gab. Glücklicherweise hörte ich das Geräusch, es hätte sonst auch ein Hausbrand werden können. Die elektrische Zahnbürste fiel um. Ich wunderte mich, doch mir wurde schnell klar: sie hatte sich schon thermisch verformt. Das Netzteil hatte irgendeinen Schaden.

(Spoiler: Tage später wollten wir ein neues Netzteil kaufen. Keine Chance in Neuseeland. Wir kauften eine neue Zahnbürste)

Am nächsten Morgen fuhren wir zu den Whangarei Falls. Es sind zwar nur 26 Meter Höhe, aber die sind durchaus beeindruckend. Vor allem ist dieser Wasserfall von allen vier Seiten aus zugängig.

Am unteren Ende des Wasserfalls begann ein Wanderweg. Nur 30 Minuten Fußmarsch bis zu einem Park. Die Prognose haute natürlich nicht hin, da wir mit Kameras unterwegs waren. Aber die Entscheidung ihn zu gehen war richtig. Wir lernten auf diesen zwei Kilometern unheimlich viel für uns unbekannte Natur kennen. Beispielsweise gab es riesige Farne.

Wir erreichten den A. H. Reed Memorial Kauri Park. Im Grunde war es ein gemischter Wald, in dem noch einige uralte Kauri-Bäume standen, die eigentlichen Ureinwohner der beiden Inseln.

Die Kauri-Bäume werden wir in den nächsten Tagen noch häufiger sehen, vor allem im Waipoua Forest. Selbst mit Weitwinkel-Kamera ist es kaum möglich, so einen Baum in voller Blüte aufzunehmen. Zugegeben wirken die Kronen auch etwas unscheinbar. Die Baumstämme sind beeindruckend.

Nicht minder beeindruckend sind die Farne, bevor sie sich sich ausbreiten:

Als wir durch den Park schlenderten und am anderen Ende des Parks auf eine Weggabelung stießen, hörten wir ein leises Rauschen. Wir folgten den Ohren – und ließen uns etliche Treppenstufen hochlocken. Wir fluchten anfangs der Idee, diesem Weg zu folgen, und wurden am Ende doch entschädigt: vom Hügel aus blickten wir gleich auf einen zweiten Wasserfall.

Die Zeit schritt voran. Wir entschieden uns, daher doch mit 4 Rädern als mit 4 Beinen zum Aussichtsberg zu fahren. Wir erfahren und vergessen wieder, wie der Berg zu seinem Maori-Namen gekommen ist.

Vom Stadtzentrum selber haben wir wenig mitgenommen. Die Stadt ist sehr breit gestreckt und für unsere europäischen Verhältnisse sehr flach gebaut. Für uns waren diese Eindrücke von Städten noch neu gewesen, doch wir werden noch viele weitere solcher Orte kennenlernen. Neuseeland hat einfach Platz, also wird nichts gestapelt. Also geht es in die Breite. Und das führt dazu, dass man ohne Auto kaum vorwärts kommt.

Ehe wir weiterfuhren, füllten wir unsere Vorräte an Nahrungsmitteln bei Countdown und New World auf. Zudem besuchten wir einen großen Ramschladen der Kette Warehouse. Solche Läden sind hier riesig und mit riesigen Parkplätzen ausgestattet.

Fazit: Whangerei war ein Ort, den wir vorher nicht auf den Schirm hatten und den wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ansteuerten. Wir haben den Ort nicht bereut, im Gegenteil: gerade der Wasserfall ist sehr schön und die Wanderung zeigte uns erste Einblicke in die Besonderheiten der Fauna von Neuseeland. Andererseits heißt aber auch ein vorher nicht geplanter Tag, dass Zeit für andere Dinge verloren gehen wird.