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Homepage von René Pönitz

Gedanken zu Altlasten am Spreeufer

Am vergangenen Donnerstag wurden im Umweltausschuss zwei meiner mündlichen Anfragen zum Bebauungsplan XV-64bb beantwortet. Der XV-64bb ist das Gebiet an der Spree neben der Bärenquell-Brauerei. Ähnlich wie andere Gebiete an der Spree gibt es vier viele Altlasten durch die einstige Metallfabrik. Zu dieser Sitzung war der zuständige Mitarbeiter anwesend gewesen, der sehr ausführlich die Lage geschildert hat (zum Maßnahmeplan)

Forschungen genau zu diesem Bebauungsplan gibt es seit ca. 15-20 Jahren. Die Untersuchungen füllen zur Zeit 1,7 Meter Aktenordner – für ein einzelnes Grundstück von pi mal daumen 300 * 400 Metern.

Auf jeden Fall setzen die Denkprozesse ein…

  • Wenn man sämtliche Altlasten beseitigen kann, ist das zwar toll und man kann in Ruhe schlafen, doch der Aufwand ist immens. Wir können im Grunde das ganze Spreeufer abreißen und neu verfüllen (insbesondere in Treptow, Lichtenberg und Spandau). Wir befördern unheimlich viel Erde. Wo schaffen wir sie hin – und wo bekommen wir so viel saubere Erde her?
  • In den 90ern hatte man noch die Vision der Totalsanierung. Davon ist man abgekommen: nun strebt man wenigstens eine Teilsanierung an.
  • Total sauberen Erdboden gibt es praktisch nie. Irgendwelche Partikelchen lassen sich überall wiederfinden. Es ist ähnlich wie mit Sicherheit: eine Abwägung zwischen Risiko und Aufwand.
  • Daher setzt eher die Frage ein, wann welche Schadstoffe beseitigt werden. Diese Überlegungen sind vor allem von zwei Faktoren geprägt:
    • wie beweglich ist der Schadstoff? (Öle wandern eher im Boden als bspw. Schwermetalle)
    • wie versiegelt ist/wird die Oberfläche?
  • Nehmen wir den konkreten Bebauungsplan: ein Großteil der Fläche wird mit einer großen Halle bebaut – dieser Bereich ist versiegelt. Hier ist das Risiko geringer als auf dem Grünstreifen am Spreeufer.
  • Bodensanierungen werden in der Regel erst dann durchgeführt, wenn eine Nutzung absehar ist (also in dem Falle eben: ein Bebauungsplan angeleitet ist). Vorher ist bspw. noch nicht klar, wo was versiegelt wird. Heißt im Umkehrschluß: Brachflächen, so wie diese, sind gefährlicher, als jede Form einer Bebauung.
  • Schadstoffe werden gegenwärtig auf zwei Ebenen unterschieden: das, was im Boden ist – dafür gilt das Bundes-Bodenschutzgesetz seit 1998 (einschl. diverser Verordnungen) – und Abfall. Bei beiden gibt es Klassifikationen, also ab wann bspw. gehandelt wird bzw. wie es entsorgt wird. Der Gesetzgeber regelt, dass Schadstoffe eben nicht immer beseitigt werden müssen, sondern auch wieder verbaut werden können. Daraus ergeben sich dann bspw. Fragen, ob ausgebuddelter Erdboden wieder verbuddelt werden darf. Im konkreten Plan soll ein teil des noch im Boden befindeden Betons vor Ort aufgefüllt werden.
  • Die Schadstoffe sind bereits seit gut einhundert Jahren im Erdboden. Das Grundwasser hatte also viel Zeit, sich zu „bedienen”. Soll heißen: Von Schadstoffen, die in dieser Zeit noch nicht ausgespült worden sind, gehen kaum Risiken aus, dass dies in absehbarer Zeit noch passiert.

(Das sind erste Gedanken nach dem Ausschuß. Anregungen sind willkommen!)

Einen Kartoffelsack für die Hamburger Regionalbahn, Bitte!

Daß es in deutschland ganze Regionalbahnnetze gibt, die man irreführenderweise S-Bahn nennt, ist ja nichts neues. Der Begriff inflationiert seit einigen Jahren. Irgendwann wird man von Berlin mit 20 verschiedenen S-Bahn-Linien auch nach München kommen. Neu für mich ist, daß man selbst in Städten mit ‚echten’ S-Bahnen Regionalbahnhöfe mit einem S-Bahn-Logo ausstattet.

So zum Beispiel der Bahnhof Wandsbek in Hamburg. Die dort verkehrende R10 hat immerhin schon einen 30-Minuten-Takt, es könnte also noch schlimmer kommen. Aber ein S-Bahn-Logo symbolisiert vor allem eins: „Ich komme hier schnell weg!” Man kann sich Szenarion wie diese vorstellen: „Laß mich da vorne einfach bei der S-Bahn raus!”.

Nun habe ich mich an die S-Bahn Hamburg gewandt – und habe nachgefragt, warum dort eine irreführende Beschilderung angebracht ist. Das war Mitte April … diesen Jahres!

Die erste Antwort kam auch binnen weniger Tage:

An der Haltestelle Wandsbek verkehrt die Regionalbahnlinie,R10-Ahrendsburg,,ehemalige S4.mit einem grünen Logo.

Die S.-Bahn Hamburg hat ein rotunterlegtes S.Bahn Logo.

Nun mag entweder ich oder der Mitarbeiter eine Rot-Grün-Schwäche zu haben. Für mich hat die S-Bahn Hamburg seit einigen Jahren ein grünes Logo.

Das für mich völlig unlogische an der Sache ist folgendes:

  • Historisch hatte die Hamburger S-Bahn ein rotes S. Die Umstellung zum grünen S erfolgte 2007.
  • Historisch bezeichneten sie vor wenigen jahren auch Regionalbahnen als S-Bahn – bis 2002.

Ich war eben bei der Recherche überrascht, wie jung das Hamburger S-Bahn-Netz eigentlich ist. Bis 1958 bestand das Hamburger S-Bahn-Netz aus einer einzigen S-Bahnlinie. Und damit sich dann diese zusammen mit der damals neu entstandenen Bergedorfer Linie nicht so einsam fühlten, ergänzte man es mit S3 (Harburg, Neugraben), S4 (nach Ahrensburg), S5 (nach Elmshorn) und eine S6 (hinter Bergedorf) (siehe S-Bahn-Chronik und die Vorgeschichte der Eisenbahnen in Hamburg)

Fazit: Das Schild kann also nicht mehr aus alten Tagen stammen…

Nun, könnte man meinen, das Schild ist eine Bauvorleistung für die kommende S4. Die Bahn will die Strecke gerne als S4 ausbauen. Oder sagen wir lieber: sie will zusätzliche Haltestellen errichten. Nur: der Bahnhof Wandsbek wird durch zwei neue naheliegenden Stationen davor und dahinter ersetzt.

Ich bohrte als weiter.

  • Erinnerung am 03. Juni
  • Erinnerung am 04. Juli
  • Erinnerung am 03. September – Ich erhielt eine flinke Antwort. Mein einstiges Schreiben würde … jetzt bitte nicht lachen … aus „datenschutzrechtlichen Gründen” nicht mehr vorliegen. Man ist wohl nicht davon ausgegangen, dass man auf Anfragen auch Antworten erwartet und hatte es lediglich zur Kenntnis genommen. Aber mir wurde noch einmal das Qualitätsziel verdeutlicht, daß alle Anfragen an die im HVV-integrierten Unternehmen binnen 14 Tagen abschließend beantworten sollen (das Ziel klingt versammt hochgesteckt, wenn das Wort „abschließend” ernst zu nehmen ist).
  • Erinnerung am 04. Oktober

Und dann, am 05. Oktober kam sie – die Begründung. Und nun haltet euch fest:

sicherlich irritiert Sie das grüne Logo der S-Bahn am ehemaligen S-Bahn-Haltepunkt Wandsbek. Aus Kostengründen wird das Logo in absehbarer Zeit nicht den tatsächlichen Charakter des Haltepunktes als Regionalbahnhaltepunkt wiedergeben. Wir verstehen Ihren Unmut, bitten aber wiederholt um Einsicht für diese Situation

Von daher: wer kann der armen Hamburger Regionalbahn helfen, wenigstens einen Kartoffelsack über das irreführende Schild zu ziehen? Die Botschaft der Bahn ist klar und deutlich: sie schafft es alleine nicht – und bedauert diesen Zustand selber!