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Abenteuer bei der Bahn

Gestern herrschte nun das Unwetter, hier ein paar Erlebnisse aus dem Zug von Hamburg nach München.

Hamburg-Hauptbahnhof. Der Zug verläßt einigermaßen pünktlich den Bahnhof. Er war gut gefüllt, aber es war noch Luft zum Atmen.

Hannover. Man muß sich auf der gesamten Bahnsteiglänge Menschenmassen vorstellen, ca. 3 bis vier volle Reihen. Normalerweise kenne ich solche Anstürme nur vom Essener Hauptbahnhof, weil die dortigen Verkehrsbetriebe EVAG (Sprich: Eh! Fuck) sich leider nicht auf Messebetrieb einstellen können. Die Türen öffnen sich, die letzten drei Sitzplätze werden ergattert. Es wird voll. Eine Frau will die anderen durchlassen, da sie nur bis Göttingen fahren will und Angst hat, dann nicht mehr rauszukommen. Von hinten brüllt einer, daß die Leute weiter laufen sollen, aber spätestens in diesem Moment haben sich die ersten in der Mitte schon die Hände geben können. Und es waren immer noch genügend Leute auf dem Bahnsteig. Einige Minuten passiert wenig. Dann meldet sich die Zugführerin zu Wort und weist darauf hin, daß der Zug überfüllt ist und in diesem Zustand nicht abfahren kann. Sie bittet einige Fahrgäste auf den nächsten Zug, der laut Fahrplan genau eine Stunde später Hannover erreichen soll. Es wollen zwei Personen freiwillig den Waggon verlassen. Sie kommen nicht durch. Die Zugführerin meldet sich ein weiteres Mal zu Wort und bittet noch mal um Ausstieg. Es entschließen sich noch einige Leute, den Zug zu verlassen. Eine Frau meinte, dies sei schon ihr dritter Zug. Mit einer Verspätung von reichlich 30 Minuten verlassen wir Hannover.

Göttingen. Die Lage entspannt sich nur minimal. Die freiwerdenen Sitzplätze werden mit Kußhand genommen. Derjenige mit der Sitzplatzreservierung wird bis zu seinem Platz eh nicht vorstoßen können. Auf der Homepage der Bahn ist mittlerweile zu lesen, daß einige Strecken bereits gesperrt sind, darunter Kassel-Wilhelmshöhe — Frankfurt sowie Fulda — Frankfurt. Wie gut, daß der Zug Kassel-Wilhelmshöhe — Fulda fährt. Von Unwettern merkt man nicht viel.

Kassel-Wilhelmshöhe. Eine abrupte Bremsung. Laut Ansage sollen wohl Personen im Gleis gewesen sein. Es fährt ein Rettungswagen auf den Bahnsteig. Es scheint nichts schlimmes zu sein. Es gibt weitere 15 Minuten Verspätung.

Fulda. Im Zug wird eine Verbindung nach Frankfurt angekündigt. Die Leute zweifeln, ob der Zug tatsächlich fährt oder dies nur aus dem Fahrplan vorgelesen wurde. In solchen Momenten sollte die Bahn lieber ankündigen, daß die Strecke wieder geräumt ist. So verbleiben einige Personen lieber im Zug und wollen ihr Glück über Würzburg probieren.

Würzburg. Der Zugführer kündigt an, daß der Zug wie im Fahrplan weiter nach Augsburg fährt und Fahrgsäte nach Nürnberg hier wechseln sollen. Eine Minute später überlegt er sich es anders und verkündet eine Weiterfahrt über Nürnberg und nicht über Augsburg. Das hat zumindest den Vorteil, daß diese Strecke 30 Minuten schneller ist. Pech nur für die, die nach Augsburg wollen. Gefühlt haben sich mehr Leute über diese Streckenänderung gefreut als geärgert. In Würzburg verlassen viele den Zug. An jetzt hat man wenigstens die Chance wieder eine Toilette aufzusuchen. Und erstaunlicherweise sind diese bei diesem Menschenauflauf noch in einem akzeptablen Zustand. Vereinzelt Leute, die ihren bequemen Platz im Türbereich nicht aufgeben wollen.

Nürnberg. Die Lage entspannt sich weiter. Es heißt, daß die Verspätung in München nur noch 30 Minuten ist. Aber auf der Schnellbaustrecke habe ich den Zug noch nie schneller als 160 gesehen.

München. Der Zug erreicht mit 50 Minuten Verspätung den Hauptbahnhof.

Zwischen Hannover und Nürnberg hat sich kein Schaffner durch den Zug getraut. Laut Aussage eines Schaffners waren in Hannover insgesamt Reisende aus drei verschiedenen Zügen aufeinander getroffen. Da darf man trotz alledem fragen, warum die Bahn bei zwei Zügen, die ihre eigentliche Strecke nicht fahren können, keinen auf diesen Abschnitt einzusetzt. Aber das werden die Rätsel der Bahn bleiben. Insgesamt kann ich mich trotz des Unwetters glücklich schätzen, noch meinen Zielort erreit mit 50 Minuten Verspätung erreicht zu haben.

Bisherige Kommentare (5)

Kommentar von Nini

Wow, nur 50 Minuten. Die Bahn fährt diese Verspätung sonst unter weniger dramatischen Umständen ein. Dafür waren sie ja noch gut. ;-)

Ja, das Durchquetschen im Gang macht auch immer wieder Freude..

Kommentar von C.G.

Kann Nini nur zustimmen. Das ist problemlos auch ohne Unwetter zu schaffe, z.B. mit zunächst einer Gleisstörung und dann einem Personenschaden... ja was denn nun? Die DB weis manchmal selbst nicht recht was eigentlich auf ihren Schienen bzw. mit ihren Zügen vor sich geht könnte man meinen.

Kommentar von René

Anmerkung: ich habe noch eine Person kennengelernt, die am selben Tag zur selben Zeit von Berlin nach München unterwegs war. Sie erreichte das Ziel erst gegen halb vier am Morgen. In der Hinsicht habe ich echt Glück gehabt.

Kommentar von Crazy_AT

Wie heißt es doch so schön: Fahr Bus und Bahn!
Hmmm, da ich den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so recht traue (unter anderem wegen solcher Vorkommnisse wie beschrieben), hab ich mir jetzt einen eigenen Bus gekauft!

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