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Die Chronologie der Paranoia

Eine kleine Zusammenstellung über evakuierte Bahnhöfe und gesprengte Koffer:

Zusammenfassend kann man nur sagen, es ist schon erschreckend. Es wird ein Feindbild geschaffen: der alleinstehende Koffer. Ähnlich wie das Feindbild Körtings zu unserer sich zurückhaltenden und merkwürdige Fremdsprachen sprechenden Bevölkerung. Aber wer sagt denn, daß so ein Attentat in einem Koffer geschehen muß. Sind Koffer in den PKW-Kofferräumen eigentlich auch schon verdächtig? Es könnte ja auch ne Robbe[*] am Straßenrand stehen — voll bepackt mit Koffern. Ein halbvolle Flasche Fanta im Bahnhofspapierkorb entsorgt... Nein, nein, es sind immer die bösen Koffer.

In einigen der Artikeln ist zu lesen, daß Schadensersatzansprüche gegenüber den Haltern gemacht werden wollen (wie die Bahn im Beispiel Düsseldorf). Mögen wir hoffen, daß es nicht den Reisenden aufgebrummt wird — die können zwar etwas dafür, daß sie ihr Gepäck vergessen haben. Aber für die mehrstündige Bahnhofsschließung können sie wahrhaftig nichts!

An der Stelle noch eine kleine Anekdote von 2009: ich stand am Ostbahnhof und wartete auf den mit über einer halben Stunde verspäteten Fernbus. Eine etwas ältere Frau wartete auch. Sie beschloß, noch einmal etwas zu trinken zu kaufen. Und da sie alt und gebrechlich ist — und um ihr herum ca. 50 Leute standen, die auch alle nur auf einen Bus warteten, vertraute sie darauf, daß keiner das Gepäck klaut. Ihr direktes Umfeld hatte sie auch darauf hingewiesen, daß sie gleich wieder da ist. Wie es so wollte: sie war weg, der Bus war da. Und dann stürmten alle auf den Bus, keiner dachte mehr an den Koffer der Frau. Da ich lieber im warmen Vorraum wartete, bekam ich mit, wie zwei Sicherheitskräfte sich schon um den Koffer sorgten machten. Ich belächelte schon deren Paranoia — wahrscheinlich war das Zeitgewinn, daß der Bahnhof noch nicht sofort evakuiert worden wäre. Die Frau kam dann auch gleich wieder.

Passend dazu auch ein Lied von Marlene Dietrich:

Ich hab noch einen Koffer in Berlin.
Der bleibt auch dort und das hat seinen Sinn.
Auf diese Weise lohnt sich die Reise,
denn, wenn ich Sehnsucht hab, dann fahr ich wieder hin.

(Der Beitrag wird aktulisiert. Mit so einem ähnlichen Beitrag fing es übrigens vor zwei Jahren mit Datenleck an.)

Anmerkung: Es geht auch mal positiv aus!

[*] Für Nicht-Berliner: Kleiner Kastenwagen, benannt nach einer Berliner Autovermietung.

Bisherige Kommentare (5)

Kommentar von Pablo

(Der Beitrag wird aktulisiert. Mit so einem ähnlichen Beitrag fing es übrigens vor zwei Jahren mit Datenleck an.)

Hoffen wir, dass sich so ein Blog nie lohnen wird ;-)

Hallo übrigens, nach langer Zeit mal wieder :-)

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