Der Spiegel befaßte sich in der Ausgabe 48/2011 mit der Frage: Werden Steuergelder in Milliardenhöhe für unsinnige Schnellstraßen verschwendet? — und belächelt einige Straßenbaumaßnahmen vor allem in Ostsachsen.
Es ist Montag, 16.14 Uhr, als bei Niedercunnersdorf in Sachsen der Verkehr stockt. Ein Traktor aus altem DDR-Bestand knattert mit Tempo 15 über die Bundesstraße 178; wegen des Gegenverkehrs kann er eine knappe Minute lang nicht überholt werden. Dann biegt das Gefährt rechts ab, und es geht wieder flüssig voran in der südlichen Oberlausitz, nahe der polnischen Grenze.
Aber es ist leider nicht ganz so einfach, wie es der Autor in dem Artikel da beschreibt, um nicht zu sagen: er differenziert viel zu wenig.
Speziell der östliche Teil Sachsen hat keine Verkehrsprobleme, um diese nun mit besseren und schnelleren Straßen lösen zu können. Der einzige Engpaß ist höchstens der hohe LKW-Verkehr auf der A4 Richtung Polen. Das Gebiet droht auszusterben. Löbau hat bspw. seit der Wende gut ein Drittel seiner Einwohner verloren. Wer irgendwie nicht völlig immobil ist, orientiert sich nach Dresden. Zieht weg. Und diese Verkehrsprojekte haben das Ziel, die Erreichbarkeit zu verbessern — mit der Hoffnung, Leute halten zu können.
Man kann nun diskutieren, ob Verkehrsmaßnahmen Strukturprobleme lösen können — und ob das das richtige politische Ziel ist. Aber ein Bauvorhaben mit den romantischen, tuckernden Traktoren zu belächeln, ohne auf den eigentlichen Grund einzugehen, hilft in der Debatte nur wenig weiter.
Im übrigen waren in dem Gebiet in früheren Planungen noch viel mehr Autobahnen vorgesehen. Die im Text thematisierte B178 war ursprünglich als einstige A17 geplant (Bautzen-Zittau) geplant worden. Zusätzlich zur A18 (Zittau — Görlitz — Cottbus) und einer parallel zur A4 führenden A16 zwischen Weißwasser und Leipzig.