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Japan: Hiroshima

Nach dem Besuch des Ritsurin-Gartens in Takamatsu fuhren wir zurück zum Bahnhof. Hier erhielten wir den Japan Rail Pass (die Bahncard 100 für 3 Wochen) – und die ersten Zugreservierungen für die Fahrt bis Hiroshima.

Zunächst fuhren wir mit einem Expresszug zur Hauptinsel Honshu. In Okayama stiegen wir dann in den ersten Shinkansen. Diese Züge sind deutlich geräumiger als die ICEs. Allerdings hielt der Zug noch verhältnismäßig oft bis Hiroshima. Wie eben auch unsere ICEs. Nur mit dem Unterschied: die Züge sind trotzdem schnell.

(Es gibt innerhalb der Shinkansen noch Express-Züge, die dann wirklich nur die großen Städte anfahren. Die sind aber im Japan Rail Pass ausgeschlossen)

In Hiroshima angekommen, liefen wir gut 15 Minuten bis zu unserer Unterkunft. Hier entschieden wir uns für die Variante AirBnB. So lernten wir auch mal eine japanische Wohnung der Neuzeit von Innen kennenzulernen. Mittels Zahlencode gab es den Schlüssel für die Wohnung. Die Eigentümerin lernten wir nicht kennen.

Ähnlich wie in Takamatsu fuhr auch hier direkt am Haus der Zug aufgeständert vorbei. Die Wohnung war im Erdgeschoss – weit unterhalb der Züge. Wir hörten erstaunlich wenig.

Die Wohnung war eng, keine Frage. Wir arrangierten uns. Es gab sogar einen Balkon, der aber kaum betretbar war. Denn da drauf stand die Waschmaschine und die Klimaanlage.

Einiges kannten wir ja schon: die High-Tech-Klos mit den Spezialpantoffeln. Oder auch bemerkenswert: die Duschen als komplette Nasszellen. Die Duschen haben an sich keinen Abfluss, sondern haben unten drunter noch einmal eine Sammelwanne. Überhaupt wenig Möbel, viel Stauraum gab es nur durch einen eingebauten Wandschrank.

Am Folgetag liefen wir durch die Straßen von Hiroshima. Zunächst blickten wir auf unsere Bleibe:

Sehr brachial wurden die Shinkansen-Schnellstrecke durch die Stadt gezimmert, so dass teilweise auch Häuser unter der Strecke sich befanden. Oder auch dieser Spielplatz:

Ebenso markant sind die oberirdisch geführten Stromleitungen. Du kannst in Japan keine Fotos von Gebäuden machen, ohne ein Sammelsurium an Kabeln mit im Bild zu haben. Vermutlich hängt es mit Erdbeben zusammen…

Als wir auf die erste Kreuzung trafen, sahen wir horizontale Ampeln (ähnlich wie die historische Ampel am Potsdamer Platz in Berlin).
Für Menschen mit Rot-Grün-Schwäche ist das schlecht.

Bei den Fußgängerampeln dachten wir, wir hätten eine grün-blau-Schwäche. Aber nein: da gibt es tatsächlich blaue Fußgängerampeln. Uns wurde erklärte, dass die Worte für Grün und Blau im Japanischen gleich seien.

Von einer Brücke fotografiert:

Wir trafen auf die Burg:

Und ein Schrein:

Witziges Detail in diesem Areal: Fahrradfelgen als Mülleimerschutz:

Bei diesem Einkaufszentrum dachte ich, ich stehe am Potsdamer Platz:

Bedeutsamer ist aber das Gebiet rund um den Friedenspark – inklusive Friedensdenkmal, Friedensglocke, Friedensturm und Friedensmuseum. Sie liegen alle nah beieinander am sogenannten Bodennullpunkt, also der Punkt, wo in dreihundert Meter Höhe die Detonation erfolgte.

Wir laufen über die Aioi-Brücke. Eine Brücke in T-Form. Optisch sieht sie heute wie eine gewöhnliche Straßenbrücke mit Straßenbahn aus. Doch das ist der Bau von 1983. Der einstige Bau von 1932 war das eigentliche Ziel der Atombombe gewesen – doch die überstand den Krieg. Nach Reperaturen stand diese Brücke noch Jahrzehnte.

Wir läuteten an der Friedensglocke:

Dazu haut man einen Holzpfosten gegen die Glocke – mit einem interessanten Detail:

Das Friedensmuseum hat die Ereignisse rund um den 06.08.1945 dokumentiert. Also wie es dazu kam, warum eigentlich Hiroshima, wie die Detonation ablief und die Folgen davon. Am Ende wurde es etwas politischer – und das ganze atomare Wett- und Abrüsten der Welt und die Bedeutung der dortigen Einrichtungen.

Gleich zu Beginn gab es ein großes Panorama-Bild mit der Kriegszerstörung an sich. Von den vielen Holzhäusern blieb nichts mehr übrig:

In der Landschaft ragten nur noch Mauern einiger Steinbauwerke heraus. So auch das heutige Friedensdenkmal, was durch die heute noch erkennbare Kuppel auch als Atombombenkuppel bezeichnet wird. Historisch war es ein Ausstellungsort für örtliche Handelswaren.

Was unserer Meinung nach etwas zu kurz geraten war, waren die menschlichen Schicksale. Es gab am Rande Videos von Zeitzeugen zu hören. Am beeindruckensten war das Schicksal einer Person, die neben Hiroshima auch den Angriff auf Nagasaki überlebte.

In unteren Geschoss wurden zurückgelassene Gegenstände gezeigt. Wie z.B. zurückgelassene Kleidung. Oder eine Armbanduhr, die den Zeitpunkt der Detonation zeigte:

Ehe Nachfragen aufkommen, ob der Ort denn noch verstrahlt sei: Nein!. In der Stadt leben auch wieder mehr als 1 Mio Menschen.

Noch passende Musik zum Ausklang des Tages:

Am nächsten Tag ging es nach Miyajima. Abends trafen wir gute Freunde, die derzeit in England wohnen. In Japan. Weit entfernt. Juhu.

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