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Hochbett - und Durchtunnelung eines Zimmers

Zugegeben: ich bin kein Möbelbauer. Aber während meiner Zeit in der Berliner WG habe ich maßgeblich ein Hochbett gebaut, was gleichzeitig ein Tunnel durch ein Durchgangszimmer war. Das Bauwerk entstand 2010 – und ich möchte euch durchaus ermutigen, einst wage Ideen zu realisieren.

Mit dem Beitrag zeige ich die Ausgangslage – und wir es errichtet wurde.

Ausgangslage

So schön die große Wohnung am Treptower Park auch war: ein Zimmer war gefangen, also vom Flur aus war es nur über ein anderes Zimmer erreichbar. Ein sogenanntes Durchgangszimmer. Diese sind nicht besonders begehrt gewesen, eher ein Notnagel. Und das führte zu regelmäßigen Nachmietersuchen. Das einfachste wäre damals gewesen, dieses Raum zum Gemeinschaftsraum zu machen – doch das scheiterte eher am finanziellen Budget.

Schon als ich eingezogen bin, hatte der damalige Mitbewohner die Idee einer Abtrennung des Durchganges gehabt. Aber bei der Idee blieb es auch. In jedem Fall war die Abtrennung des Ganges möglich, da die beiden Türen über Eck standen. Die Räume waren mit 3,50 Meter erstaunlich hoch – und oberhalb der Türen von 2,10 Meter war noch viel Luft nach oben. Daher reifte in mir die Idee eines Hochbettes, so dass die Fläche oberhalb des Ganges eben genutzt werden kann – zum einen als Bett, zum anderen als Staufläche.

Vorbereitung

So ein Bau braucht gewisse Vorbereitungszeit. Wir berichteten bei den Nachmietersuchen stets von diesen Bau, doch es fehlte oftmals der Mut zur Realisierung. Im Freundeskreis errichteten einige Hochbetten in ihrer Wohnung – und ermutigen uns auch zu diesem Schritt. Ich führte auch viele Gespräche. Vor allem hatte ich einmal eine Mitfahrgelegenheit mit einen Innenarchitekten gehabt, so dass wir über mehrere Stunden den Plan evaluierten. Auch Besuche in Baumärkte sind hilfreich, um einen Überblick für das Angebot vor allem an Hölzern zu bekommen.

Dann fing ich an, zu modellieren. Ich griff zu SweetHome3D, einen OpenSource-Wohnungsplaner. Wer will: dank eines offenen Modellierungsformates kann man da sogar Ikea-Möbel in Datenbanken finden und einbinden, doch alles, was ich hierfür brauchte war das Objekt einer Box. Jeder Balken und jedes Brett war eine Box. Und so reifte die Idee.

Da es eben nicht nur ein Hochbett war, musste ich einige Überlegungen anstellen:

  • Der Durchgang sollte getunnelt werden – die Konstruktion sollte nur so hoch sein, dass alle Zimmertüren sich öffnen ließen. Die Konstruktion musste zum Tunnel abgedeckt werden.
  • Es brauchte Wände (Rigips) und Dämmung
  • Es brauchte eine Tür zum verbleibenden Raum – und die Türen durften sich nicht verhaken können.
  • Es brauchte die Position einer festen Leiter
  • Es sollte keinerlei Elektrik verlegt werden. Der eigentliche Raum hatte zwei Lichtschalter, so dass einer dann im getunnelten Bereich außerhalb des Zimmers sich befand. Der andere setzte einen starren Fixpunkt, so dass genau zwischen Tür und Lichtschalter der Tunnel zu Ende sein musste.
  • Kein Eingriff in den Fußboden (Ohne Frage: zur Trittschallübertragung wäre das nötig, aber dieser Aufwand wäre unverhältnismäßig in einer Mietwohnung)

Zunächst fing ich mit Modellierung des Raumes und der Türangeln an sowie der Fixpunkte.

Eine weitere Skizze zeigte den Konfliktpunkt des Lichtschalters (zur Erkennen rechts unterhalb der Tür):

Die Erkenntnisse bei dieser Modellierung:

  • Die Zimmertür zum hinteren Raum geht leider verkehrt herum auf. Dieses Manko ließ sich leider nicht beseitigen.
  • Die Fläche des Tunnels beträgt dann ca. 7qm. Für die Aufteilung der WG-Kosten zogen wir die Hälfte der Fläche für das Zimmer ab – und rechneten sie zur WG-Gemeinfläche. Damit entfiel auch die bisherige Quersubvention, den Raum günstiger zu machen (damit sich eben jemand findet).

Dann ging es weiter ans Modellieren der eigentlichen Konstruktion. Jeder einzelne Balken. Zunächst stand die Frage der Balkenstärke. Aufgrund des Angebotes wählte ich 8*8 Zentimeter. Es fragten viele Leute, ob das stabil genug ist. Glaubt mir: baut man als Unbedarfter ein Hochbett, so wird es garantiert eines werden: von der Stabilität her völlig überdimensioniert. Wahrscheinlich kann man auf diese Konstruktion auch ein Auto drauf parken. Da gibt eher das Laminat nach.

Bei einem Bau in dieser Tragweite ist das Gespräch mit dem Vermieter dringend zu empfehlen. Es ist nicht nur ein kleines Hochbett, es ist schon eine bauliche Veränderung. Glücklicherweise war der damalige Vermieter recht umgänglich – und das hat man selten. Der reichte diese Skizze zum Hausarchitekten weiter. Wir bekamen dann die Genehmigung – mit einigen Auflagen:

  • bei Auszug muss mit Rückbau gerechnet werden
  • die Pfosten dürfen nicht direkt auf das Lamimnat errichtet werden – zur Lastverteilung sollte stets ein Balken quer liegen (das war eine sehr gute Idee!)
  • die Konstruktion darf nicht mit der Wand verankert werden (zugegeben: ich hätte bei den Wänden nicht gewusst, was mich erwartet hätte)

Und die Idee reiften weiter:

  • Leiter – Hier entschied mich, eine bestehende zu kaufen. Kostete damals 112 Euro – für die passende Höhe.
  • Tür – Eine Innentür ist mit 30 Euro noch preiswert. Doppelt so teurer war die Zarge, also da wo die Türe dann eingehangen werden kann (Dafür hat man dann alles, was man hier braucht)
  • Abdeckung – hier gibt es OSB-Platten. Sehr robust. Ist letztendlich der Bodenbelag.
  • Aussparung Lattenrost – Ich wollte, dass niemand die Matratze direkt auf die OSB-Platten legt (Schimmelgefahr). Also integrierte ich gleich ein Lattenrost.
  • Die Wände zum Zimmer und zum verbleibenden Durchgang werden mit Rigips verkleidet, anschließend gestrichen.
  • Als Dämmung wählte ich Steinwolle aus.
  • Die Modellierung sah vor, dass eine Matratze bei 2,30 Meter beginnt. Einem Sturz von über 2 Metern kann ich nicht verantworten – also war ein robuster Fallschutz notwendig. Hierzu gab es drei Balken mit 2,70 Meter Höhe. Und zur Matratze hin glattes, geöltes Holz (damit diese keine Fäden zieht – der Rest des Baus ist alles unbehandelt)
  • Sofern gewünscht, könnten die Bereiche zwischen den Fallschulzbalken mit einem Regal erweitert werden.
  • Man kann keinen Pfosten akribisch genau an Wänden planen. Vor allem nicht bei Altbau. Für nicht vermeidbare Abstände gibt es Fugenunterfüllprofile.

Kurz vorm Bau gab ich die Idee einer schrägen Wand im Raum auf – und begradigte sie. Das sparte Aufwand (mit rechten Winkeln arbeitet sich leichter), andererseits ist das auch praktischer für die Leiter.

Der finale Plan für SweetHome 3D:

Baumaterialien

Nun stand der Bauplan, wir hatten die Erlaubnis – und es stand ein weiterer Bewohnerwechsel an – und dabei zogen wir das Projekt durch. Vor dem Bau strichen wir noch einmal alle Wände dieses Zimmers.

Das schöne an der Modellierung: es gibt eine Stückliste aller Objekte. Und da ich alle Balken auch sinnvoll bezeichnete, hatte ich automatisch meinen Einkaufszettel für den Baumarkt.

Erste Überraschung im Baumarkt Hellweg: die haben die Maße der Pfosten (Kanthölzer) verändert, statt 80*80 nun 78*78. Aber nur in der einen Filiale. In der anderen passte es noch. Also ließ ich in der einen Filiale den Rest zusammensägen und die bestellten die Pfosten in der anderen vor. Sowas ist blöd, aber man muss dann jeden Balken nachrechnen.

Baumärkte vermieten bei größeren Summen auch Transporter – mit so einen transportierte ich diese Zahnstocher!

In der Wohnung angekommen, sortierte ich die Hölzer nach Einsatzort. Da insbesondere mehrere Ebenen an Kanthölzern verbaut worden sind, beschriftete ich diese:

Der Tag X

Dann begann der großartige Tag X mit der gesamten WG einschließlich der künftigen Bewohnerin. Am Anfang lagen ein paar Balken:

daraus entstanden erste Konstrukte:

Auf eine Idee hätte ich gerne verzichtet: anstelle von Schrauben Ankernägel zu verwenden. Das geht zwar auch – aber man ist nur am Hämmern. Also organisierten wir lieber Schrauben. Und in der Menge sollten mehrere Akkuschrauber geladen zur Verfügung stehen.

Und irgendwann standen schon Teile des Grundgerüstes – und als die einzelnen Bereiche miteinander verbunden waren, wackelte bereits nichts mehr. Keinerlei Spiel. Sehr schön!

Zugegebenermaßen: der Baufortschritt des ersten Tages ist der gewaltigste. Wie aus Hölzern Konstruktionen werden.

Die ersten Wände wurden bereits verkleidet:

Ein wesentlicher Meilenstein: das Einbauen der Tür:

Bei der Tür spürte ich auch meinen größten Fehler: bei allen Hölzern ist es egal, ob die etwas schief sind. Aber bei den beiden Pfosten an der Tür hätte man akribisch mit Wasserwage diese befestigen müssen. Man kann beim Einbau der Zarge noch etwas retten und ausbalancieren – aber auch deren Spielraum ist endlich. Anfangs klemmte die Tür – am Ende hatte die Tür das Problem, dass sie entweder geschlossen oder ganz offen war – etwas offen ging halt nicht.

Die Leiter kauften wir fertig – und war mit zwei Punkten angeschraubt. Zudem sind nun die Pfosten für den Fallschutz installiert. Mit der Installation der Leiter und einem Anstrich der Rigips-Platten war das Zimmer bereits bezugsfertig und konnte wieder bewohnt werden.

Im Durchgang selbst fanden noch die Restarbeiten statt. Wie es sich bei großen Bauwerken gehört: ich habe mich verewigt. Das wird die Person herausfinden, die irgendwann das Hochbett umbauen oder ausbauen darf.

Dann auch die Innenseite des Tunnels wurde noch gedämmt und mit Rigips verkleidet:

Ein kleines Problem stellte die Tür zum hinteren Zimmer dar: diese musste sich um 180° öffnen lassen – doch ein Balken war zu tief. Die Lösung war hier: am Balken schnitzte ich den Türradius weg.

Als das ganze dann mal später bewohnt war, so es so aus:

Nach Fertigstellung

Mit der Fertigstellung lösten sich dann zum Glück die Probleme der WG auf. So wie es damals 2010 errichtet wurde, hatte es die Jahre über den Dienst gebracht.

Die Beleuchtung des Inneren des Tunnels wurde mit einer Klemmlampe realisiert.

Veränderungen musste ich nur eine noch realisieren: ich installierte oben an der Kante noch eine Fußbodenleiste, damit die Leiter nicht gegen das Rigips drückte – und so gab es gleichzeitig auch Schutz vor Absturz von Gegenständen.

Für mich war es damals der erste selbst gebaute Möbelstück. Ich hatte so etwas zuvor nie getan – und habe auch nicht den fachlichen Hintergrund. Aber es funktionierte. Mit dem Bau lernte ich viele Dinge kennen und manches auch als Verbesserungsideen für das nächste Bett.

Wenn ich heute noch einmal so ein Bauwerk errichten würde, dann:

  • würde ich sehr genau auf die Balken für den Türpfosten aufpassen
  • würde ich wohl etwas weniger Holz verbauen – und sparsamer sein
  • nie wieder mit Ankelnägeln arbeiten
  • Gehrungsschnitte vermeiden

Kosten

Und zum Abschluss ein Blick auf die Kosten: in Summe waren es 1101,49 Euro.

Posten Betrag in Euro (2010)
Ankernägel 41,65
Kantholz 329,03
Farbe und Malerbedarf 140,43
Latten 12,95
OSB-Platten 68,82
Glattkantbretter 11,97
Steinwolle 35,31
Rigips 77,66
Tür 29,99
Zarge 63,99
Schaumstoffplatte 17,97
Fugenunterfüllprofil 11,97
Staubsaugerbeutel 7,29
Schrauben 41,54
Winkel 69,95
Schleifpapier 0,32
Sperrholz 3,65
Verpflegung 25
Leiter 112
Summe 1101,49

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