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Ausgleichsmaßnahmen

Ausgleichsmaßnahmen für größere Bauprojekte sind toll. Plötzlich hat der Staat Geld für Dinge, für die er sonst nie Geld hat. Bei Bauprojekten wie der Potsdamer Platz ist bspw. eine alte Eisenbahnbrache zum neuen Volkspark Gleisdreieck umgewandelt worden (über die Form der Umsetzung gab es berechtigte Zweifel!). Ausgleichsmaßnahmen können auch als kleine Wiedergutmachung angesehen werden für all diejenigen Leute, die mit dem eigentlichen Bauprojekt unzufrieden sind. „Naja, wenigstens etwas!” Denn in der Regel sollen die Ausgleichsmaßnahmen der Natur zu gute kommen, bspw. in dem versiegelte Flächen renaturiert werden, Bäume angepflanzt werden oder eben ganze Parks entstehen.

Als die A113 vom Dreieck Neukölln bis nach Waltersdorf gebaut wurde, sollte als Ausgleich das Adlergestell1 komplett auf vier Spuren zurückgebaut werden. Der letzte Teilstrück dieser Autobahn wurde 2008 dem Verkehr übergeben.

Bis heute ist bei dieser Ausgleichsmaßnahme nichts passiert. Ok, nicht ganz: man hat die A100-Verlängerung planfestgestellt – und die hat wieder einen schönen Blumenstrauss mit Ausgleichsmaßnahmen.

Beim Adlergestell sind bisher nur Worte und Pläne gefallen. Nicht ganz: Anfang letzten Jahres hat man die Tempo-70-Schilder abgeschaubt. Damit galt fortan Tempo 50. Sofort stürzte sich die Presse drauf: langgezogene Hauptverkehrsstraße, unbewohntes Gebiet. Und natürlich musste sich der Bewahrer rückwärtsgewandter Verkehrspolitik, der ADAC, auch noch seinen Senf dazu geben. Und binnen Tagen wurde Tempo-70 wieder angeordnet.

Schauen wir einige Jahre in die Zukunft, so könnte ein Großprojekt mit weiteren schönen Ausgleichsmaßnahmen diese Ausgleichsmaßnahme konterkarieren: der neue Flughafen. Ich habe keine Ahnung, wieviel zusätzlicher Verkehr dabei entstehen wird. Und wieviel mit einer längst überfälligen U7-Verlängerung davon noch reduziert werden könnte. Oder mit der Reaktvierung der Dresdner Bahn für den Regionalverkehr.

Nun setzte ein Sinneswandel beim Berliner Senat ein. Der Tagesspiegel brachte es sehr schön auf den Punkt: Der Rückbau des Adlergestells wird zurückgebaut. Anstelle Verkehrsfläche zu entsiegeln, soll diese umgewidmet werden – bspw. in Radfahrstreifen, Bushalteplätze (wobei es derzeit keine Buslinie gibt, die auf der Straße hält) und Parkfläche. Damit kann im Falle des Falles auf drei Spuren ohne großen Aufwand wieder aufgestockt werden.

Neben dem Flughafen sollte man den ADAC nicht unterschätzen! Mit dieser Lösung hätten die Radfahrer einen wesentlich besseren Radweg, als er heute ist (der Straßenbelag auf der Straße ist im Gegensatz zum Radweg exzellent), zudem gibt es im äußeren Verlauf der Straße nur einen Zweirichtungsradweg.

Eine der Ausgleichsmaßnahmen der A100 ist die Umwandlung eines Parkplatzes in Grünfläche im Zentrum. Da gerade in dem Bereich Vattenfall (als Arbeitgeber) und die Arena (als Veranstaltungsort) rechne ich ebenso mit geringer Begeisterung vor Ort.

Nur was sind dann Ausgleichsmaßnahmen für Umwelt und Natur wert, wenn sie nicht realisiert werden?

1 Ich beziehe mich auf den Abschnitt mit dem offiziellen Namen Adlergestell.

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