Lollapalooza im Treptower Park
Zugegeben: Vor vier Wochen kannte ich das Lollapalooza-Festival noch nicht. Aber im September soll dieses zweitägige Festival mit ca. 45.000 Teilnehmern direkt vor meiner Haustür – im Treptower Park – stattfinden.
Ich müsste nun eigentlich im Chor derjenigen mitsingen, die den Untergang des Treptower Parks herauf schwören. Doch, wenn ich ehrlich bin: einmal New Order live sehen und dabei nur aus der Haustür fallen? Da werden mich noch viele diesen Sommer beneiden!
Solche Veranstaltungen sind Medaillen mit zwei Seiten: auf der einen Seite gehören Musikveranstaltungen zu einer Metropole dazu, auf der anderen Seite gibt es eben auch Konflikte mit bestehenden Nutzern und Anwohnern und natürlich auch der Natur.
Ich möchte mit diesem Beitrag zur Versachlichung der Debatte beitragen und die bisherigen Auseinandersetzungen wiedergeben!
Großveranstaltungen und Grünanlagen müssen sich nicht unweigerlich ausschließen. Das sehen beispielsweise auch die Grünen so, daher fordern sie stärkere Auflagen zum Schutz der öffentlichen Erholungs- und Grünanlagen bei Großveranstaltungen. Ich halte diesen Ansatz für richtig. Er ist, wenn man so möchte, ein Tritt in den Hintern der Behörde. Und er zeigt auch, dass es hier nicht um die Spaßbremse geht, sondern die Sicherstellung von nachhaltigen Spaß. Und er ist auch notwendig, wie das Berlin Festival zeigte. Trotzdem fehlte bisher die Unterstützung der anderen Parteien. Die Kommentare, die ich bspw. von den ehemaligen Piraten dazu hörte, deuten auf Unverständnis. Seit Juni 2015 ist er in nahezu allen Fachausschüssen debattiert worden – ohne Ergebnis.
Dann ist festzuhalten, dass die Informationspolitik des Veranstalters nicht zur Klarheit beiträgt und gewissermaßen auch nicht gerade professionell ist. Obwohl der Ort noch nicht steht, wird die Absichtserklärung für den Treptower Park bereits als Ergebnis angepriesen, mit dem Karten verkauft werden. (Laut Aussage des Stadtentwicklungsamtes werden häufiger Veranstaltungen erst genehmigt, nachdem die Veranstalter schon Orte publiziert haben) Andererseits publiziert dieser eine Karte mit dem scheinbaren Umfang des Festivalgeländes:
und induziert damit vermeidbaren Unmut! Das zeigten am 03. März auch die Bürgerfragen in der BVV. Hier folgte dazu auch die Klarstellung:
- Noch ist kein Antrag gestellt worden und es liegt auch noch kein Konzept vor. Es wird im April damit gerechnet.
- Es fand eine Prüfung der grundsätzlichen Eignung statt, diese war positiv.
- Explizit ausgeschlossen von einer Veranstaltung mit diesem Charakter ist das sowjetischen Ehrenmal als Friedhof (maximal könnte es einzelne Führungen geben). Ebenso wird der Bereich zwischen dem Ehrenmal und der Bulgarischen Straße nicht dazu gehören können – eben weil da kaum freie Flächen existieren.
Marina Borkenhagen (Linke) hat eine umfangreiche Anfrage eingereicht und ich bin zuversichtlich, dass die Antworten bei der weiteren Debatte helfen! Insbesondere die Fragen, welche Parkbereiche Bestandteil sein werden, welche Wegeverbindungen bleiben werden, wie mit Lärm und Lärmbeschwerden umgegangen wird sowie das Ordnungs- und Sicherheitskonzept. Das sind dann auch die Grundlagen, über die man diskutieren kann, soll und muss!
(Die Antwort ist da, ist aber noch nicht wirklich aussagekräftig)
Es wird für die Menschen spürbare Beeinträchtigungen geben. Darüber ist ebenso zu reden:
- Der Park steht zwei Tage sehr eingeschränkt zur Verfügung. Zudem wird es davor und danach Auf- und Abbauarbeiten geben (Da noch kein Konzept vorliegt, können diese Zeiträume nicht eingeschätzt werden)
- Es wird laut. Es ist ein Musikfestival. Es wird live Musik gespielt. Ich entnehme der Presse von 11 bis 11.
- Da muss die CDU auch durch: die Puschkinallee wird zwei Tage gesperrt werden. Und es wird Parkdruck in einem Gebiet geben, was sonst keinen hat.
Auch die Grünflächen werden beeinträchtigt. Schäden an der Wiese sind schnell ermittelbar und können erneuert werden. Aber es gibt auch Sträucher und Bäume, bei denen Schäden nicht so schnell feststellbar sind oder Schäden erst im Folgejahr sichtbar werden. Auch bei Tieren. Auch darüber ist zu reden!
Ich persönlich befürchte juristische Streitfragen. Zwar beteuert das Bezirksamt, dass eine Sicherheitsleistung hinterlegt wird – das hilft nur gegen Insolvenz und hindert nicht daran, vor Gericht zu streiten, ob ein Schaden vor oder während der Veranstaltung eingetreten ist.
Natürlich kann man es sich einfach machen. Man kann dem Senat nun den Stinkefinger zeigen: Nicht unser Problem! In gewisser Hinsicht hat er es auch verdient, wenn der Verträge abschließt, ohne die Konsequenzen zu bedenken.
Man kann aber auch das Nimby-Prinzip anwenden: Ja, gerne – aber nicht hier. Vor zwei Wochen startete eine Online-Petition gegen dieses Festival – mit gegenwärtig ca. 4.500 Unterzeichnern. Die CDU hat gemeinsam mit den Grünen einen Antrag eingebracht, der die Suche nach einem alternativen Standort fordert, die Begründung geht vom Tempelhofer Feld aus. Alexander Freier (SPD-Kandidat für’s Abgeordnetenhaus) schlägt den Spreepark vor. Andere den BER.
Um ein grobes Gefühl für Größenordnungen zu haben: der zentrale Festplatz ist laut Angaben des Betreibers für Veranstaltungen bis 15.000 Personen ausgelegt. Ich habe daher diese Flächen auf die verschiedenen Vorschläge projiziert.
Beim Treptower Park sieht es so aus:
Auf der großen Liegewiese wäre demnach Platz für ein Drittel der geplanten Teilnehmer.
Beim Tempelhofer Feld habe ich darauf verzichtet, da der Vorschlag durch das Tempelhofer-Feld-Gesetz nicht zulässig ist (Ja, mir ist das Gesetz auch zu restriktiv, aber der SPD und CDU ist es anzulasten, keinen vernünftigen Gegenvorschlag eingebracht zu haben, der die Befürchtungen der Menschen ernst nahm.)
Nun der Spreepark:
Hier ist eindeutig schon zu erkennen, dass bereits mit einem Drittel der Veranstaltung die Fläche erschöpft wäre. Das Nicht+Day-Festival im Spreepark vor zweieinhalb Jahren umfasste nur 10.000 Teilnehmer. Darüber hinaus sei angemerkt, dass der Spreepark von einem Naturschutzgebiet umrandet ist.
Die Linke in Lichtenberg schlug die Trabrennbahn Karlshorst vor:
Diese Fläche wäre von der Größe ausreichend – und sollte also auch geprüft werden!
Zu den weiteren Argumenten, die ich hörte:
- Es wurden in den vergangenen Jahren in zwei Abschnitten ca. 17 Mio Euro in den Park investiert. Ein Großteil floss für den Neubau der Wege und der Parkplätze, aber auch in Bewässerungstechnik und Sanierung der Platanen. Kritisch sind davon ca. 3 Mio Euro, die in den Neubau der Sondergärten geflossen sind. Diese gilt es zu schützen – am besten so, dass sie weder von Besuchern noch von Zaungästen erreicht werden können.
- Müll – Auf der Festivalfläche gehe ich von „besenreiner” Übergabe aus. Wichtig ist, dass auch die durch die Veranstaltung induzierten Zaungäste bei der Planung berücksichtigt werden.
- Urin – Ist ganz klar ein Thema. Im Gelände lässt sich das durch ausreichende Toiletten regeln, wenn es genügend gibt und die verteilt sind. Aber auch hier: Zaungäste.
- Denkmalcharakter des Parks – Anders als beim Weiterbau der A100, bei der ein Teil desselben Denkmals nun zerstört wurde und den vor allem CDU, SPD und FDP forcierten, soll das Denkmal hier nicht zerstört werden.
- Keine planbaren Veranstaltungen auf der Insel der Jugend laut deren Betreiber. Eignen sich die Räume nicht als Aftershow-Party?
- Kommerzialisierung des öffentlichen Raums. Ja, zwei Tage.
Wem ein Blick in die Geschichte des Treptower Parks interessiert: neben PopKick 2006 gab es 1987 ein Konzert mit Tom Petty und Bob Dylan vor 70.000 Menschen. (Laut Stasi-Unterlagen war es bis 100.000 Menschen ausgelegt). Ein weiteres mit 45.000 Menschen fand mit Barclay James Harvest statt (siehe Bundesarchiv)
Meine Gedanken gehen dabei in die Richtung, ob die Chance besteht, die Interessen aller Seiten zu vereinen. Dazu ist es nötig, die konkreten Kritikpunkte zu benennen und zu prüfen. Und dies nachvollziehbar zu machen. Mit den Anwohnern vor Ort. Und den Nutzern des Parks. Vier Bürgerinitiativen aus dem Umfeld (für Plänterwald, Treptower Park, Kunger-Kiez und Baumschulenweg) mahnen in einem offenen Brief an den Bezirksbürgermeister die fehlende Rücksprache:
Auch wenn ein Vertrag noch nicht unterschrieben ist, wie mittlerweile verlautet, erfolgte alles bisher ohne Rücksprache mit Bürgern, Umweltverbänden und besonders ohne Einbeziehung der betroffenen Anwohner.
Und genau das halte ich für nötig und wichtig! Ehe irgendeine Entscheidung gefällt wird, müssen Gespräche vorangehen. Eine Bürgerversammlung ist dazu nötig. Daher habe ich einen Antrag in der BVV eingebracht, der genau so eine Einwohnerversammlung einfordert (siehe zweite Textfassung).
In der BVV zum 03.03. wurde auch zum Treptower Park debattiert. Wie schon erwähnt, wollen CDU und Grüne einen Ersatzstandort (laut Antragsbegründung das Tempelhofer Feld). SPD und Linke legten Änderungsantrag mit dem Treptower Park als Ultima Ratio, der aber dann an konkrete Kriterien geknüpft ist. Ich habe noch verschiedene Ergänzungen in den Antrag hineinbekommen und mich diesem letztendlich angeschlossen, so u.a.
- Klarstellung, dass Sondergärten außen vor bleiben
- Toiletten bzw. Entsorgungsinfrastruktur soll auch für durch das Festival induzierte Zaunsgäste greifen
- Einwohnerversamlung vor einer Entscheidung
(Ein weiterer Punkt Offenlegung der Vereinbarungen zu den Auflagen sollte mit aufgenommen werden, ist aber verschluckt worden – hier bohre ich nach)
Damit hat die BVV gestern erst einmal entschieden:
- Bezirk soll zunächst andere Flächen prüfen – auch nichtöffentliche Flächen. Dazu wird auch die Trabrennbahn gehören.
- Wenn dies nicht fruchtet, ist ein Runder Tisch einzuberufen. Zudem ist vor der Genehmigung noch eine Einwohnerversammlung.
(Die Kartendaten stammen aus dem Openstreetmap Projekt und unterliegen der ODbL-Lizenz. Die Karte selber unterliegt der CC-BY-SA-Lizenz)
Bisherige Kommentare (14)
Kommentar von Ni.ni
Gute Aufbereitung der Ereignisse, danke!
… und ich will’s im Treptower Park haben.
Kommentar von Peter W.
Ich möchte das Festival im Park auf jeden Fall verhindern, einen Imageverlust für Berlin nähme ich gern in Kauf.
Kommentar von gegenpartikularinteressen
allein die idee, so ein festival in einem park und gartendenkmal durchführen zu können, ist ein imageschaden für berlin. :-(
Kommentar von MaLou
Um das Festival überhaupt stattfinden lassen zu können, ist vor allem eine zeitnahe Einigung notwendig, schließlich bedarf es einiges an Planung, um alle Auflagen einhalten zu können. Ich hoffe auf eine pragmatische Lösung, die als oberste Prämisse die Menschen und die Natur berücksichtigt und den Kommerz mal hinten anstellt. Ablehnung von Geländen mit dem Kommentar „zu weit draußen” sind in meinen Augen kein Argument, schließlich finden die allerwenigsten Konzerte in Gebieten statt, zu denen man mit der S-Bahn anreisen kann.
Kommentar von Sigrid Sch.
Danke René für die Aufbereitung. Trotzdem bin ich gegen das Lollapalooza im Treptower Park. Ich hätte es schön finden können, wenn dieses kommerzielle Festival vor der Sanierung des Treptower Parkes veranstaltet worden wäre. Schließlich geht es um mehr als 5 Mio Euro Umsatz – nur durch Eintrittsgelder. Während die Umgestaltung mit mehr als 13 Mio Steuergeldern (EU-und Senatsmitteln) geschieht.
Die Trabrennbahn kommt doch in der Stimmung dem Tempelhofer Feld viel näher.
Und ein Sicherheitskonzept im unübersichtlichen Treptower Park wird viel schwieriger und teurer.
Kommentar von Mark Lindhout
Ich kann kaum glauben das so nachlässig mit Steuerngeldern umgegangen wird in Berlin. Ich weiss ganz genau wie Festivals im engen Raum vorgehen, das wird das Park schaden. Etwas anderes zu sagen wäre naiv.
Und wirklich, das Image von Berlin sollte geschützt werden? Welches Image genau?
Das vom IT-Innovationszentrum der Bund? Dann stecke das Geld in Netwzwerke, Fördergelder für Erfinder oder in der Betreuung von Gründer.
Oder das Image vom Famielienfreundlichen Stadt mit höher Lebensqualität? Da sollte mann vielleicht eher KiTa’s, Schulen und Schwimmbäder bauen, und die S-Bahnhöfe fertig stellen. Das wäre doch erst recht eine Image-Verbesserung!
Oder vielleicht das Image vom Künstlerinsel wo man sich selbst sein kann und einfach so bunt wie man mag? Dann wäre das Lollapalooza schon zu kommerziell, zu mainstream, zu viel Ordnung. Das Festival setzt ein auf der sicheren Mittelschicht des Musiks, und so wird auch das Publikum sein.
Image-Verlust! Politiker verstecken sich immer gerne hinter so etwas, aber das Image das Berlin hat, ist sicherlich nicht von Politiker gestaltet worden, und die Aussage das sie darauf Einflüß ausüben können ekelt mich an.
Kommentar von Josi
Herzlichen dank für die vielen Infos. Es bestätigt sich wieder einmal, dass unsere Berliner Politik leider leider extrem kurzsichtig agiert, indem solche Verträge abgeschlossen werden. Aber es wäre noch unschlauer einen kostenintensiv sanierten Park innerhalb von ZWEI Tagen kaputt trampeln, vollpinkeln etc. zu lassen. Also hoffe ich inständig auf ein bisschen Grips bei allen Beteiligten, um sich einen Ort suchen zu können, der explizit für (Menschen)MASSEN konzipiert ist, wie die Trabrennbahn. Mal sehen, es bleibt spannend…
Kommentar von René
Da an anderer Stelle bemängelt wurde, dass der Beschluss noch nicht online ist, kopiere ich diesen noch einmal (vorbehaltlich OCR-Fehler):
Die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin beschließt:
Das Bezirksamt wird ersucht, sich gemeinsam mit Veranstalter und Senat um eine Ersatzfläche für das Lollapalooza zu bemühen. Dabei sind auch Flächen einzubeziehen, die nicht in der öffentlichen Hand sind. Soweit sichergestellt ist, dass keine geeignete Fläche in der Stadt für die Durchführung des Festivals „Lollapalooza” gefunden wird, sind als letzte Option Teile des Treptower Parks nur dann zur Verfügung zu stellen, wenn der Veranstalter:
- ein überzeugendes Konzept, welches auch die Sondergärten vom Festival anschließt, und zur Minimierung und Vermeidung von Schäden am Gartendenkmal sowie Flora und Fauna vorlegt und jedwede, auch erst später erkennbare Schäden, komplett auszugleichen bereit ist und eine angemessene Sicherheitsleistung hinterlegt,
- eine ausreichende Infrastruktur für Ver- und Entsorgungseinrichtungen, insbesondere auch genügend Toiletten, auf und am Rande des Festivals gewährleistet,
- ein Verkehrskonzept entwickelt, das die Anwohnerinnen und Anwohner schont und auf die Nutzung des öffentlichen Nahpersonenverkehrs für An- und Abreise zielt,
- eine lärmmindernde Festivalorganisation des Raum- und Zeitplans nach den Maßgaben des Immissionsschutzgesetzes garantiert,
- die Erreichbarkeit und Arbeit der Archenhold-Sternwarte, des Figurentheaters Grashüpfer, der Insel der Jugend, des Zenners und am Hafen gewährleistet,
- auf die Achtung der Würde der Kriegsgräberstätte Sowjetisches Ehrenmal durch Festivalteilnehmerinnen und -teilnehmer hinwirkt und geeignete Maßnahmen zur Abgrenzung vom Festivalgelände trifft,
- bereit ist, an einer Einwohnerversarnrnlung, die möglichst vor der Entscheidung über den Antrag stattfindet, und einem runden Tisch mit Anwohnerinnen und Anwohnern, Vertreterinnen und Vertretern von Bürgervereinen und Naturschutzverbänden und den zuständigen Genehmigungsbehörden mitzuwirken und
- die Geriehmigungsfahigkeit seines Antrags bis spätestens drei Monate vor der Veranstaltung durch Vollständigkeit und Erfüllung der Auflagen absichert.
Darüber hinaus wird dem Bezirksamt empfohlen, gegenüber dem Senat klarzustellen, dass die Genehmigung einer solchen Großveranstaltung eme einmalige Ausnahme darstellt und grundsätzlich zusätzliche Mittel für Pflege und Instandhaltung von Grünflächen erforderlich sind.
Kommentar von René
Danke für die Kommentare.
Unabhängig von der politischen Meinung zum Festival an diesem Ort (vgl. Kommentar von Peter W.) ist es mir als Pirat wichtig, für sachliche Klarheit der Debatte zu sorgen.
@Sigrid: Die Sanierung des Treptower Parks wird für das Festival so gut wie keine Rolle spielen. Zwar wurden in zwei Abschnitten zusammen 17 Mio Euro investiert. Aber die meisten Gelder flossen in Dinge wie Umbau von Wegen und Erneuerung der Parkplätze. Ich gehe davon aus, dass niemand die Bewässerungstechnik im Erdreich zerstören wird oder den neuen Pavillon am Hafen bzw. den Wasserwanderrastplatz in Mitleidenschaft ziehen wird. In meinen Augen wirklich relevant sind die drei Sondergärten (ca. 3 Mio Euro). Hier konnte ich mich beim BVV-Beschluss durchsetzen, dass diese außen vor bleiben müssen! (Wer mehr zum Umbau wissen möchte…).
@Josi: Wer vor weit mehr als einem Jahr schon gewusst hat, dass in den Hangars von Tempelhof Flüchtlinge unterkommen werden – Hut ab! Ich gestehe: Ich gehöre nicht dazu! Der Fehler ist nicht der Vertrag an sich, der Fehler ist die fehlende Kündigungsoption.
@Mark: Ich werde mich nicht gegen den Bau von sozialer Infrastruktur stellen – und halte das auch für weit aus wichtiger als die Frage dieses Festivals. Allgemein spielt für mich das Argument „Imageverlust” keine Rolle.
Andere Standorte: wie ich oben schon schrieb, halt ich die Trabrennbahn für geeignet – ggf. auch mit Verbindung zur Parkbühne Wuhlheide. Auch der BER hätte – so lange er noch nicht fertig gestellt ist – sicherlich einen sehr speziellen Charme.
Kommentar von Jacob Zellmer
Danke René,
Bisher wurde kein fachliches Konzept vorgelegt, in welchem die Konsequenzen für die Vegetation dieses von Gustav Meyer angelegten Gartendenkmals erörtert und dem Veranstalter zur Wiederherstellung des Ursprungszustands auferlegt werden. Gerade im Hinblick auf die IGA 2017, in welcher der Treptower Park eine aktive Rolle außerhalb des offiziellen IGA-Geländes spielt und darüber hinaus in den letzten Jahren mit hohen finanziellen Mitteln denkmaltechnisch saniert wurde. Da der Großteil der Auswirkungen des Festivals und der Teilnehmer erst mit Verzögerung in der nächsten Vegetationsperiode sichtbar werden wird, sprich zum Start der IGA 2017 im Frühjahr, muss ein alternativer Veranstaltungsort gefunden werden… Wir werden dabei genau hinsehen und lassen nicht zu, dass der Tretpower Park am einem Wochenende ruiniert wird.
Jacob Zellmer
Kommentar von René
Die Auswirkungen auf die Vegetation werde ich ebenso kritisch begutachten, sobald hier ein Konzept vorgelegt wird. Keine Frage!
Aber nochmal: die Gelder der Sanierung spielen keine wirkliche Rolle, siehe oben!
Kommentar von stralau
Danke für den detaillierten Text.
Zum Lärmproblem: Stralau hat das Problem, daß es an der Grenze dreier Bezirke liegt (Treptow, Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg), die alle an den Sommerwochenenden Ausnahmegenehmigungen für Veranstaltungen erteilen. Hinzu kommen Party-Schiffe auf der Spree. Durch die Wasserlage überträgt sich hier der Schall ohne Hindernisse.
Weil sich die drei Bezirke mit den Ausnahmegenehmigungen nicht untereinander abstimmen und Musikveranstaltungen oft vor allem unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden, gibt es hier an fast jedem Sommerwochenende Lärmbelästigungen.
Das mag aus der Ferne oft sehr empfindlich klingen, wird aber dann verständlich, wenn man mit einbezieht, daß sich vor allem niederfrequente Schwingungen ausbreiten und man daher am Wochenende ständig Beats ausgesetzt ist, die oft sehr unangenehme Wirkungen haben und einer Erholung entgegenstehen. Hier sind auch die Obergrenzen des Immissionsschutzgesetzes noch viel zu sehr an Industrielärm ausgerichtet und nicht auf die inzwischen veränderte Charakteristik von verstärkter Musik angepaßt.
Es wäre sehr schön, wenn die Bezirke viel enger miteinander zusammenarbeiten könnten. Leider hat man in der Praxis nicht den Eindruck, daß das passiert.
Kommentar von Martin Kusch
auch von mir, Hut ab für die umfangreichen Gedanken und Informationen.
Ich erinnere mich noch gut an die Aufregung vor der popkick 2006. Am Ende war die Wiese und die Umgebung in besserem Zustand als vorher.
Mit dem lollapalooza habe ich auch meine Schwierigkeiten weil ich fürchte, hier wird auf Kosten der Allgemeinheit von wenigen Profit gemacht oder besser gesagt dem Veranstalter wird der Mehrwert der neuen Lokation „Park” nicht entsprechend in Rechnung gestellt. Vorgesehen war ja vorher nur eine relativ schnöde Asphaltfläche.
Eine Frage halte ich aber für wichtig.
1. Wird der stark genutzte Verbindungsweg zwischen den Wohngebieten und Büros „Am Treptower Park” östlich der Bahntrasse durch den Park zur Puschkinallee und zum S-Bahnhof Treptower Park offen bleiben?
Grüße Martin
Kommentar von René
Zur PopKick 2006 wohnte ich noch nicht in dem Gebiet, so dass ich keine eigene Meinung habe.
Der Verbindungsweg wird ebenso gesperrt sein – und das ist auch gut so. Ansonsten werden sich an diesem Weg so viele Zaungäste tingeln, dass ein Passieren kaum möglich ist.
Weit tragischer ist, dass nach aktuellem Kenntnisstand die BVG den Busverkehr im Umfeld des Parks gänzlich einstellen wird.
Wie denkst du zum Festival?
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