Verunglückte Radfahrer im April
Im April starben bisher allein drei Radfahrer im Berliner Straßenverkehr, zwei davon in diesem Bezirk. Die Vorfälle sind traurig, keine Frage. Damit weitere Unfälle dieser Art sich nicht wiederholen, stellt sich natürlich immer die Frage, ob die Verkehrsführung für den Unfall mit verantwortlich ist bzw. ob der Unfall bei einer anderen Verkehrsführung vermeidbar gewesen wäre. Dies fordert unter anderem auch das Gesetz zum Volksentscheid Fahrrad (siehe §8 Abs. 5).
Noch gibt es keine finalen Aussagen der Ermittlungsbehörden zu den Vorgängen. Aber die betroffenen Knotenpunkte sind bekannt. Ich schaue sie mir an. Hier hilft übrigens GoogleStreetView ungemein (zumindest wenn die Strecke seit 2008 nicht grundlegend verändert wurde).
Baumschulenstraße (6.4.)
Aus der Pressemeldung der Polizei:
Bisherigen Erkenntnissen zufolge befuhr ein 41-jähriger Fahrer eines Lkw die Köpenicker Landstraße in Richtung Schnellerstraße. Als der Mann gegen 12.45 Uhr nach rechts in die Baumschulenstraße einbog, erfasste er mit seinem Lkw den Fahrradfahrer.
Ein Abbiegefehler.
Auf der Köpenicker Landstraße gibt es einen baulichen Radweg mit zahlreichen Mängeln, der direkt neben der Fahrbahn geführt wird. Die Sicht wird durch keine baulichen Hindernisse eingeschränkt. Im Vorbeifahren oder beim Blick in den Spiegel hätte der Radfahrer also wahrgenommen werden müssen.
Edisonstraße (8.4.)
Aus der Pressemeldung der Polizei
Nach derzeitigem Ermittlungsstand befuhr der 36-Jährige mit einem Fahrrad die Fahrbahn der Edisonstraße in Richtung Karlshorst, als er von dem LKW eines 44-Jährigen, der ebenfalls in Richtung Karlshorst unterwegs war, erfasst wurde.
Die Edisonstraße verfügt in Fahrtrichtung Nord über zwei Fahrstreifen. Daneben führt die Straßenbahn auf einem abmarkiertem Streifen. Radverkehrsanlagen fehlen völlig.
Hier sind Defizite erkennbar, aber sie stellen keinesfalls eine Entschuldigung für viel zu dichtes Überholen dar. Ich möchte keine Vorverurteilung durchführen, aber in solchen Fällen liegt die Frage nahe, ob der Fahrer nicht aus dem Verkehr zu ziehen ist.
Nichts desto trotz: die Edisonstraße soll umgebaut werden. Das stand schon 2009 in der Investitionsplanung mit 2.800 Mio Euro, in der aktuellen Planung ist dieses Vorhaben immer noch vorhanden – verschoben auf Nach-2020. Mit folgender Erklärung:
Von der SenStadtUm wurde für das gesamte Gebiet Schöneweide ein Konzept erarbeitet. Nach Fertigstellung der Süd-Ostverbindung kann mit dem Umbau der Edisonstraße begonnen werden. Deshalb Verschiebung des Maßnahmebeginns.
Mit baulichen Maßnahmen ist kurzfristig nicht zu rechnen. Bis zum Sanktnimmerleinstag kann diese Situation auch nicht fortbestehen (zumal die neue Spreebrücke auch Form annimmt)
Weißwasserweg (13.4.)
Aus der Pressemeldung der Polizei
Bisherigen Erkenntnissen zufolge fuhr die 73-jährige Frau mit ihrem Fahrrad auf dem Gehweg im Weißwasserweg in Richtung Jägerndorfer Zeile. Gegen 10 Uhr fuhr die Seniorin im weiteren Verlauf über eine Grundstückszufahrt auf die Fahrbahn des Weißwasserweges und kollidierte mit einem 45-jährigen Radler. Der Mann war zu diesem Zeitpunkt im Weißwasserweg in Richtung Lotzestraße unterwegs.
Der Weißwasserweg ist eine Nebenstraße und verfügt über keine Radinfrastruktur (wäre aber ein Kandidat für eine Fahrradstraße). Für Durchgangsverkehr ist er reichlich ungeeignet, da dieser in einem 145°-Winkel auf eine benachbarte Straße führt. Für Radfahrer ist die Spitze geöffnet. An den Fahrbahnrändern ist Anwohnerparken möglich. Der Fahrbahnbelag ist Asphalt bzw. Beton.
Nun kollidieren da Radfahrer untereinander.
Fazit
Nach gegenwärtiger Faktenlage kann ich in der Baumschulenstraße und im Weißwasserweg keine Defizite in der Verkehrsinfrastrukur erkennen, die für den Unfallhergang eine Rolle spielten. In der Edisonstraße zeigt der Vorfall, dass eine Fahrspur in einen Radfahrstreifen umzuwandeln ist.
Bisherige Kommentare (0)
Es wurde noch kein Kommentar geschrieben!
Kommentar verfassen
Bisherige Trackbacks (0)
Es wurde noch kein Trackback empfangen!