Fête de la Musique 2009 in Berlin
Am vergangenen Sonntag hat der Sommer nun begonnen (also steht so im Kalender) — und dieses Ereignis wird seit einigen Jahren auch musikalisch unter dem Namen Fête de la Musique gefeiert. Ursprünglich aus Paris stammend hat sich die Idee in vielen Städten verbreitet. Ziel ist dabei vor allem, regionalen Amateurmusikern eine Plattform für ihre Aufführung zu geben, die jedoch auch teilweise von bekannteren Bands mittlerweile genutzt werden. Die zentralen Bedingungen sind, daß die Musiker gagenfrei auftreten und die Besucher kostenfrei lauschen können. In Berlin gibt es dazu eine nicht mehr überschaubare Zahl an Bühnen, dazu die Erlaubnis für jeder Mann im öffentlichen Raum zu musizieren.
(In Deutschland hat diese Idee nur so richtig Berlin aufgegriffen. In vielen anderen Städten gibt es zwar auch "Fête de la musique"s, haben aber meist nur einen eng abgesteckten Bezug zur französischen Musikkultur — oder ggf. auch Bezug zur klassischen Musik).
Hier eine kleiner Überblick über einen nur winzigen Ausschnitt, was sich so gestern auf Berlins Straßen abgespielt haben.
Die ersten Musizierenden entdeckte ich auf der Warschauer Brücke am Eingang zum dortigen S-Bahnhof. Hier zupfte einer die Klampfe und sang einige teilweise auch aktuelle Rocksongs, der zweite klopfte den Rythmus (ehe es Fragen gibt: nein, es gab kein Spendentopf):
Dann erklingen auch schon rauhere Rocktöne auf dem RAW-Gelände. Auf der Murkelbühne spielt Mamasweed etwas kantigen Rock (laut Flyer »Surf Rock«):
In den Pausen durchdringen die Bässe des DJ-Pults am anderen Ende des Geländes. Hier konnte man sich sogar in Sesseln bequem machen (Das Gelände ist übrigns recht interessant, einige alte Fabrikhallen aus der glorreichen Ziegelsteinära — teilweise kurz vorm Zerfall). Vor dem Gelände spielt auch schon die nächste Gruppe nach eigenen Worten »Psychodelic Rock«, durchaus härtere Gangart: The Genetik Mistake:
Vor allem der linke Gitarrist hat die Klampfe gut im Griff — und demonstrierte auch das Spielen hinterm Rücken. Weiter entlang der Revaler lockten mich Synthie-Pop-Klänge ins Rosi's. Sa traten Smith & Smart auf. Zwei DJs, die irgendwas zusammenbrauten und dazu auch ein paar Raps dazu packten. Hört man sich die Mitschnitte an, denkt man sich ... naja, man sollte sie lieber nicht anhören. Live schafften sie das Publikum zu begeistert. Ein Titel (finde ich leider nirgends online) machte sich über Schweizer lustig. Kennt den Titel?
Dann weiter Richtung Prenzlau, Ernst-Thälmann-Park (auch der Prenzlauer Berg hat ein Plattenbaugebiet). Hier beschallten zwei DJs den Platz und animieren in etwa die gleiche Anzahl Zuhörer zum Tanzen.
Nun wollte ich noch Richtung Kulturbrauerei — und bin im LSD-Kiez hängen geblieben. Auf der Dunckerstraße beschallten Arme Ritter (Tip: Moin Moin) mit Deutschrock.
Nur eine Straßenecke auf der Stargarder die nächste Bühne, hier Casa Electro Novo mit Elektro-Pop. Sie unterlegten ihre Musik mit entsprechenden Hintergrundeffekten aus der Konserve. Und dann machten sie live ein gutes Programm — mit vielen charismatischen Einlagen. Und das Kleidungsstück scheint wohl ein Erkennungszeichen der Band zu sein (Tip: Sonic Revolution):
Und war das Wetter bis hier noch richtig gut, machte sich bei den letzen Liedern der Band so eine komische Stimmung im Wetter deutlich. Von Westen bahnte sich ein bombastischer Sonnenuntergang an, der zum Höhepunkt die ganze Straße noch mal mit Sonnenstrahlen erflutete, während von Osten in der dunklen Wolkenschicht die Gewitterblitze schon regelmäßig zu sehen war.
Aber eine Bühne schaffte ich noch, diesmal Helmholtzplatz. Hier spielten Cpt White Scared ziemlich direkt und klassisch Indierock (Hier der Tip »Great Expectations« oder »Nothing New«).
Tja, und dann begann der Regen richtig.
Am nächsten Tag kann man sich in der Tagespressen informieren, was man trotz alledem alles so auf den anderen Bühnen verpaßt hat. Im Mauerpark haben sogar Virginia Jetzt gespielt. Der Besucherrekord — wie auch immer die Zahl so dezentral ermittelt werden kann — soll gebrochen sein. So kann der Sommer nun beginnen. Eins ist auf jeden Fall schade: nächstes Jahr liegt der Sommeranfang an einem Montag!
Siehe auch:
- Fête 2008
- Akkordarbeit: Meine diesjährige Fête de la Musique...
- Ich mache Musik! (über FDLM in Paris)
- (gibt es noch weitere Blogs über die Veranstaltung?)
Bisherige Kommentare (4)
Kommentar von Nini
»verpaßt«
aua aua! <ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht alles, was wie neue Rechtschreibung aussieht, auch neu dazugekommen ist. Ist mir bei dir schon ein paar mal aufgefallen. ;-)
Netter Bericht ansonsten. :)
Kommentar von René
In diesem Falle ist es nach der (herkömmlichen) Rechtschreibung valide...
Kommentar von Nini
Hab leider keinen Duden da, aber duden.de sagt
2. ver|pas|sen <sw. V.; hat> [1: zu veraltet passen, -> aufpassen; 2: -> vgl. abpassen]: 1. ...
... und hier macht die Rechtschreibreform sogar Sinn! ;-)
Kommentar von René
Ich bleibe bei ß.
Und nun laßt uns lieber über die Fête reden. Vielleicht gibt es ja noch ein andere, die mit durch die Straßen zogen...
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