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Homepage von René Pönitz

Wer Karriere macht, sollte sächsische Werbekampagnen verstehen

Ich laufe von der Baustelle der wohl sich nicht mehr abzuwendenden Autobahn zum Bahnhof Plänterwald. Noch schnell an zwei Plakatwänden vorbei… und dann das:

Wir finden, wer Karriere macht, sollte sich einen Sportwagen leisten können – So geht Sächsisch

Ich verstehe es nicht. Was soll mir diese Werbung sagen? Was soll es bei mir auslösen – außer Kopfschütteln und Kopfkratzen?

Soll ich auf die exorbitant hohen Verdienstmöglichkeiten in Sachsen hingewiesen werden? Oder auf die extrem günstigen Sportwagen-Preise? Möglicherweise soll auch all denjenigen, deren Karrieren weniger ertragreich sind, klargemacht werden, dass sie nicht ins sächsische Bild passen.

Oder ist der Sportwagen nicht als Auto gemeint, sondern eine Metapher zum abgebildeten Kinderwagen? Also wer Karriere macht, sollte sich auch Kinder(wagen) leisten können? Also eine Aufforderung an Karrieristen zur Kinderzeugung. Nur warum hängt das dann nicht in Sachsen?

Soll mir erklärt werden, dass Familie und Job in Sachsen besonders gut unter einem Hut gebracht werden kann? Nur dazu gibt es keinen Bezug im Spruch. Aber es würde zum klassischen Familienbild der CDU passen.

Vermutlich denke ich viel zu kompliziert und es soll nur heißen: in Sachsen gibt’s schönes Wetter!

Oder soll, vermutlich ist das das Ziel, ich fragend stehen gelassen werden, damit ich zu Hause mal nach „so geht sächisch” suche, um mich von Hochglanz-Werbung berieseln zu lassen. Ok, versuche ich:

45 Sekunden Diashow. Und? Für Emotionen wechseln die Motive zu schnell.

Power-Tipp: In der HTML5-Version von youtube kann man Videos auch verlangsamen

Das Leibzscher Blog Weltnest beschreibt das Video wie folgt:

Ja, der Film würde auch als verspäteter Wahlwerbespot der sächsischen CDU durchgehen. Fehlt eigentlich nur noch ein milde lächelnder Souverän Stanislaw am Ende.

Vielleicht ist es auch ein Beitrag für die Debatte gegen den Länderfinanzausgleich. Alle Jahre wieder rütteln ja vor allem Hessen und Bayern dran. Und die Kampagne kostet verteilt über vier Jahre 32 Mio Euro

Diese hohe Summe sähen nun hinter vorgehaltener Hand auch CDU-Kreise in Kommunen oder beim Straßenbau besser angelegt.

Ja, ich gestehe: Ich kann mit Image-Kampagnen für politisch definierte Gebiete nichts anfangen. Meine grundsätzlichen Bedenken hatte ich vor einigen Monaten mal in Bezug auf Tourismus-Konzept niedergeschrieben. Diese Kampagnen vermischen viele kleine Dinge zu einem Best-Of. Und so liegt der Schwerpunkt den oben eingebundenen Videos in Leipzig und im Elbsandsteingebirge. Beides Orte, die für sich stehen. Beides Orte, die von sich aus laufen. Ich könnte ja noch eine Werbekampagne für das östliche Sachsen verstehen. Da gibt es Probleme. Da läuft die Bevölkerung davon.

Wahrscheinlich soll uns die Kampagne etwas anders sagen: das unten im Bild ist Berliner Filz. Und für Filz ist auch Sachsen bekannt. Das Blog Dresdner Rand schlägt “Sachsen, Land der Sümpfe” vor. Die beauftragte Marketingagentur Ketchum-Pleon (Eselsbrücke: Ketchup-Blähung) hat den Büroleiter der CDU/CSU-Fraktion ausgelöst:

Mit Thomas Helm erweitern wir unser Public-Affairs-Profil bewusst um einen Experten aus dem Bereich der Koalitionsfraktion. Damit sind wir noch breiter aufgestellt und vernetzt und können unsere Kunden optimal durch das Wahljahr 2013 und die kommende Legislaturperiode navigieren.