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Seilbahn zum Treptower Park

In den Boulevardmedien kursiert gerade die Idee, eine Seilbahn zum Treptower Park zu bauen. Hier gibt es ein wenig Hintergrundrecherche und ein paar Gedanken zu dieser Vision.

Der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin e.V. führt den „Schinkel-Wettbewerb” durch. Im Jahre 2015 war das Thema „Neuland Lichtenberg”. Zugegebenermaßen habe ich dank Angela Merkel beim Begriff Neuland gewisse Assoziationen, die fernab von Architektur und Stadtentwicklung liegen. Konkret geht es hier um die Neugestaltung eines Areals rund um Nalepastraße, Rummelsburger Landstraße und Blockdammweg. Im aktuellen Flächennutzungsplan wird das Gebiet als gewerbliche Baufläche ausgewiesen. In den Vorschlägen soll überwiegend der Wohnnutzung zugeordnet werden. Diese Pläne machen mir Angst!

Der Artikel soll konkret um die Idee einer Seilbahn gehen. Im Bereich Architektur/Denkmalpflege wurde ein Vorschlag von David Hein (B-TU Cottbus) prämiert, der in einer alten, denkmalgeschützten Halle gerne den Startpunkt einer Seilbahn errichtet sehen möchte.

Offizielle Informationen

Leider sind die Karten und Bildmaterialien zueinander nicht konsistent – und lassen Fehlinterpretationen zu. Aber letztendlich ist das auch noch keine abschließende Planung, sondern eine vage Idee. In der eingezeichneten Strecke soll die Spree dreimal gequert werden. Es soll auf dem Weg zum Treptower Park zwei Zwischenhalte (im Spreepark und an der Spitze von Stralau) geben. Entlang des Treptower Parks soll die Seilbahn an der Uferkante entlang führen. Die Seilbahn soll in ihrem Verlauf mehrere Kurven einlegen.

Meine Gedanken

Ich bin Seilbahnen nicht abgeneigt. Aber es braucht einen guten Grund für einen Verkehrsmittelbruch. Bei der Hamburger Seilbahn ist mir dieser klar (siehe auch mein positives Statement zur Hamburger Seilbahn). Auch beim Kienberg zur IGA2017. Hier wird in der Ankündigung nur mit dem Denkmalschutz argumentiert – und das ist extrem schwach:

In Analogie zu historischen Bahnhöfen in ihrer Entstehungszeit als Motor der Stadtentwicklung wird das historische Gebäude zu einer neuen „Energiezentrale“ für das Entwicklungsgebiet. [..] Das historische Technikgebäude erhält wieder eine technische, aber zeitgemäße Bestimmung. Die Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz sind minimiert und vertretbar.

Selbst ein anderer Vorschlag zum Verkehrswesen integriert die Straßenbahn mit einer neuen Achse und bringt einen möglichen S-Bahnhof Blockdammweg ins Spiel. Zur Erschließung in Richtung Innenstadt wird eine Seilbahn zum Treptower Park nicht benötigt, wenn eine Straßenbahn direkt zum Ostkreuz fährt.

Weitere Aspekte, die aus meiner Sicht noch nicht durchdacht sind, aber für die weitere Erörterung wichtig sind:

  • Der Plänterwald ist Landschaftschutzgebiet, so das Eingriffe grundsätzlich schwierig sind.
  • Der Treptower Park ist Gartendenkmal, an dessen Rand die Bahn geführt wird.
  • Auf der Spree starten und landen Wasserflugzeuge. Da könnten Seile im Weg sein.

Ein Ingenieur würde vermutlich bei den vielen Kurven mit den Zähnen knirschen. In Hamburg wurde darauf wohl aus guten Grund verzichtet. Aus den Fragen von Bürgerveranstaltungen zur Hamburger Seilbahn:

Eine technische Gegebenheit bei Seilbahnen ist, dass sie nur in einer Linie fahren können, es sei denn die Strecke wird durch zusätzliche Antriebs- und Umlenk-Stationen unterbrochen [..].

Allerdings könnte die Seilbahn für die Erschließung des Spreeparks selber interessant sein. Meine Überlegungen gingen schon oft in die Richtung, ob der überdimensioniert gewünschte Parkplatz, für den im und am Plänterwald kein Platz ist, einfach auf die andere Spreeseite gelegt werden kann. Zur Anbindung böte sich ein Fährbetrieb an – oder eben eine Seilbahn. Das erfordert dann aber im Umfeld der denkmalgeschützten Halle ein Parkhaus mit ausreichend Stellplätzen.

Ich ziehe jedenfalls das Fazit, dass dieser Vorschlag noch mal überdacht werden sollte und so keinerlei Preis würdig ist.

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