Wahlkampfhilfe in Hannover-Davenstedt
Heute wird in Niedersachsen gewählt. Und ich habe Wahlkampfhilfe in Hannover geleistet.
Ich kam in Hannover an. Die ersten Eindrücke entstanden auf einer Ausfallstraße von der A2. Rechts Straßenlaternen mit hochgehängten NPD-Plakaten. Links Vogelscheuche Philipp Rösler. Und das mehrere Kilometer lang. Das erste Plakat der Piraten ließ auf sich warten.
Mein erstes Ziel war Davenstedt. Mein interner Kompass führt mich ohne Umwege (und ohne Navigerät) direkt zum Ziel: Wegsfeld. Bei einer Straßenecke mit Apotheke. In einem Viertel, was sich anfühlt wie die kleine Schwester der Gropiusstadt, umzingelt von vielen zweigeschossigen Bauten. Where the streets have no tram.
Den Stand der örtlichen Piraten erkannte ich sofort. Doch es war nur einer da. Er war überrascht, überhaupt noch Hilfe bekommen zu haben. Auf die restlichen Piraten im Umkreis war er nicht so gut zu sprechen. Der eisige Wind riss bereits einmal den Stand um. Und so kämpften wir mit der Stabilität des Standes.
Zum Glück war der Boden gefroren. Es flog einiges weg – und konnte zum Glück noch verteilt werden. Es wurde nichts nass. Man muss auch Vorteile in der eisigen Kälte sehen.
Ich verteilte die ersten Programme. Überwiegend ältere Leute liefen entlang. Viele nahmen das Programm dankbar an. Eine etwas ältere Dame lehnte ab und begründete es so schön:
Wissen sie, mein Mann ist schon 40 jahre in der SPD. Er hat mich voll infiziert. Da kann ich doch nicht auf einmal etwas anderes wählen!
Ich wies sie freundlich noch einmal darauf hin, dass wir ja eine freie und vor allem auch eine geheime Wahl haben. Aber letztendlich wollte ich sie auch nicht in Gewissenskonflike bringen.
Dann fuhr ein Auto fuhr, an dessen Autotüren „Politze” stand. Wer denkt bei dieser Beschriftung nicht sofort an Polizei? Aber so hieß der dortige SPD-Direktkandidat. Eine Hand voll Leute baute einen Stand auf und verteilten pausenlos rote Rosen an alle vorbeigehenden Frauen.
Nebenbei tauchen auch noch Grüne und Linke auf. CDU und FDP ließen sich nicht blicken, vermutlich gab es hier keinen Blumentopf für sie zu gewinnen.
Der Typ am Bratwurststand bat mir an, ein Wahlprogramm abzunehmen, wenn ich ihm eine Bratwurst abnahme. Ich tat es, ich stellte es ihm trotzdem frei, das Wahlprogramm abzulehnen. Er nahm es trotzdem an.
Die Grünen sprechen mich auf das Problem der Rechten an, was ich nun langsam für vergessen geglaubt hatte. Aber es gab da so einen Bundesvorstandskandidaten aus Hannover, der sich in Neumünster vor den Kameras reichlich disqualifizierte. Dunkles Thema.
Dann kam eine Gruppe Heranwachsender mit Migrationshintergrund an. Normal spielt das keine Rolle in meiner Ausführung. In diesem Fall schon: sie provozieren lautstark durch die Gegend. Der eine schrie: „Laßt uns NPD” wählen, der andere konterte „Ja, NPD ist voll geil!” Ich verdünnisiere mich, jegliche Diskussion hoffnungslos. Sie wollten nur spielen. Ich überließ das Feld den Grünen.
Bei den Damen mit Rose verteilt ich auch Wahlprospekte. Ich betonte, die Piraten finanzierten mit den Steuergeldern keine orangen Rosen. Gefühlt 50% der Rosenträgerinnen nahmen auch ein Piratenprogramm mit.
Der Grüne schlug zitternd vor, falls die Piraten in den Landtag kommen, gemeinsam ein Gesetz auf die Spur zu bringen, wonach Wahlen im Januar und Februar verboten werden sollen.
Irgendjemand fragte nach Kugelschreiber. Ich fragte die SPD nach Gummibärchen (die waren knochenhart).
Ein etwas jüngerer Mann brüllte über den Platz, dass er den Abschaum von Piraten auch in zehn Jahren nicht wählen würde.
Die Sozis waren Weicheier. Sie wärmten sich im Auto mit Standheizung auf. Ich vermisste den Protest der Grünen.
Nach gut eineinhalb Stunden leerte sich der Platz. Sie SPD packte zusammen. Die Grünen ebenso. Die Linken zogen auch von Dannen.
Nachdem alle anderen Parteien weg waren, nagte die Kälte auch bei mir. Ich wollte weiter – schließlich hatte ich noch einen zweiten Stand auserkoren: ein Einkaufszentrum in Laatzen. Die wohl beste Adresse für Wahlwerbung im Raum Hannover: im Warmen! Die Linken nutzten dies, um mit nackter Haut Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die SPD verteilte Kekse.
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