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Matrikelnummer und deren Brisanz

An der Schweizer Hochschule Luzern wurde ein PDF auf der Webseite gestellt, auf der die Noten aller Studenten einzusehen war. Die Zuordnung erfolgte mit Hilfe einer Matrikelnummer, die in der Schweiz landesweit (nicht wie in Deutschland hochschulweit) vergeben wird. Die Schweizer Piraten brachten die Panne an die Öffentlichkeit. Die Hochschule widersprach den Behauptungen. Die Zuordnung zum Namen sei nur über Insiderwissen möglich

Die Panne war Auslöser eines längst überfälligen Artikels über Matrikelnummern. Vor allem im Zusammenhang mit meiner Hochschule.

Als ich 2001 an der HTW eingeschrieben worden bin, bekam ich eine sogenannte Matrikelnummer und eine Bibliotheksnummer. Die Matrikelnummer war fünfstellig, die Bibliotheksnummer vierstellig mit vorangestellten „s” (ungefähr zwei Jahrgänge nach uns auch fünfstellig). Beide Nummern ließen untereinander keine Rückschlüsse zu. Beide Nummern waren auf dem Studentenausweis und allen Immatrikulationsbeschneigungen aufgedruckt.

Zum Zeitpunkt der Immatrikulation mag ich noch etwas naiv sein. Möglicherweise war ich noch vom sächsischen Abitur geprägt, welches aus Datenschutzaspekten sehr vorbildlich ablief. Dort bekam ich vor der ersten Abiturprüfung eine spezielle Prüfungsnummer zugeteilt, die nur für die Abiturprüfungen verwendet worden sind. Und ich wusste, dass meine Ergebnisse genau mit dieser Nummer ausgewiesen wird.

In der ersten Woche gab es bereits Praktika, bei dem der Studiengang von 78 Ersties in drei Gruppen aufgeteilt wurde. Da nicht klar geregelt wurde, wer wann Praktika hatte, gab es Chaos. Zudem waren erste Verluste bereits zu verzeichnen (z.B. wegen anderen Studienorts). Die Laborbetreuerin war schier überlastet. Ich bekam ein dreiseitiges Papier in die Hand gedrückt, auf dem die Namen aller Studenten meines Studienganges einschließlich deren Matrikelnummer und die geplante Einteilung verzeichnet waren. Mit Handschrift waren die Verluste schon durchgestrichen gewesen.

Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welchen Stellenwert dieses Dokument hatte. Die Laborbetreuerin wohl auch nicht. Offensichtlich niemand.

Als die erste Prüfungsphase nahte, interessierte ich mich für die riesigen tabellarischen Aushänge in der Nähe des Prüfungsamtes. Da waren ebenso alle Noten ausgewiesen – auf Basis der Matrikelnummer. Ich stellte fest, dass das Verfahren einer Prüfungsnummer nicht implementiert wurde.

Da ich diese Liste nun hatte, konnte ich eine weitere Auffälligkeit erkennen: die Matrikelnummern waren innerhalb eines Studienganges fortlaufend vergeben worden – und zwar sortiert nach dem Nachnamen. Es gab natürlich ein paar Lücken und Ausreiser. Aber im Grunde hatte man irgendwann die Namen der Kommilitonen drauf und konnte näherungsweise abzählen. Dies wurde mir auch vom Studentensekretariat so bestätigt, allerdings stellte man die Vergabe in den nachfolgenden Jahrgängen so um, dass diese Nummern fortan über alle Studiengänge verteilt nach Immatrikulationseingang vergeben worden sind.

Die IT der Hochschule hatte damals ihre Systeme bereits auf die Bibliotheksnummer umgestellt. Also für Login, E-Mail-Adresse und die URL der eigenen Homepage innerhalb der Hochschule diente bei uns die Bibliotheksnummer. Bei den Studenten, die ca. zwei Jahre zuvor immatrikuliert wurden, wurde auch hier die Matrikulationsnummer verwendet.

Und dann gab es unzählige Stellen, bei denen die Matrikelnummer in irgendeiner Form sichtbar und verwendet wurde. Sei es allgemein beim Vorzeigen des Ausweises (z.B. Fahrscheinkontrolle in der Straßenbahn) oder den verschiedensten Einrichtungen innerhalb der Hochschule. Ich war mehrere Jahre Mitglied im Studentenrat. Und im Rahmen der Semesterticketrückerstattung mussten Studenten ihre Matrikelnummer angeben (die Bibliotheksnummer reichte nicht).

Ich kann nun aus der Ferne nicht beurteilen, ob das alles auch auf Luzern und die Schweiz zutrifft. Die örtlichen Piraten verwiesen u.a. darauf, dass die Matrikelnummer auch Bestandteil der E-Mail-Adresse sei, was die Hochschule in ihrer Stellungnahme nicht dementierte.

Fakt ist aber: eine Matrikelnummer wird organisatorisch im Hochschulbetrieb verwendet und dafür ist sie auch geschaffen worden. In der Schweiz scheint diese sogar einen noch höheren Stellenwert zu haben. Sie eignet sich grundsätzlich nicht für die Bekanntgabe schützenswerter Informationen, zu der auch Prüfungsnoten gehören.

(Anmerkung: bei der Online-Noten-Auskunft an der HTW wird auf das Geburtsdatum zurückgegriffen. Das macht es zwar minimal besser, aber gut ist das nicht.)

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