Der VVO-Hack
Tarifsysteme für den öffentlichen Nahverkehr sind schon eine Wissenschaft für sich. Und da gibt es Dinge, die kann man verstehen — man muß sie aber nicht. Beispielsweise gibt es in Dresden (VVO) eine Fahrtkarte der Preisstufe 4 und die Vierer-Karte. Entwertet man letztere komplett, gibt es keinen Unterschied zur Preisstufe 4 — es kostet nur 6,50 Euro anstelle von 7,00 Euro.
Und während ich mir am Wochenende mal Gedanken am Bahnhof Pirna gemacht habe, fiel mir folgender Trick ein:
Nehmen wir an, es starten zwei Personen in Coschütz, Max will zum Bahnhof Neustadt (eine Tarifzone), Moritz nach Radebeul (2 Zonen). Korrekt bräuchte Moritz eine Karte der Preisstufe 2 oder zwei Streifen der Viererkarte. Max dagegen die Preisstufe 1 oder ein Streifen auf der Viererkarte. Macht in Summe drei Streifen.
Würden Max und Moritz mit zwei Streifen auf der Vierer-Karte ihre Fahrt beginnen, haben sie im Falle einer Kontrolle ausreichend entwertet. Nun trennen sich ihre Wege und Moritz steigt in die S-Bahn ein, er könnte mit diesen zwei Streifen sich auch alleine in der nächsten Tarifzone dazu legitimieren — vor allem nach Wechsel des Verkehrsmittel weiß keiner, daß diese Karte zuvor Max mitbenutzt hat.
(Selbst wenn Moritz nicht nach Radebeul, sondern innerhalb der Preisstufe 1 nun nach Weixdorf fahren möchte, kann er nun durch die zwei Streifen 90 anstelle von 60 Minuten fahren).
Ich möchte an der Stelle natürlich nicht zum Tricksen animieren. Ich möchte nur zeigen, daß selbst seit Jahren etablierte Tarifsysteme Schwachstellen haben können.
Übrigens: im Verkehrsverbund Berlin/Brandenburg ist so ein Trick ausgeschlossen!
(Bild wurde am S-Bahnhof Yorckstraße aufgenommen)