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90 Jahre Groß-Berlin

Heute vor genau 90 Jahren fand die letzte große »Eingemeindung« in Berlin statt — und das Deutsche Reich hatte sechs Großstädte weniger. Offiziell als »Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin« setzte sich letztendlich die Bezeichnung »Groß-Berlin« durch. Der Tagesspiegel gibt eine schöne Revue über diesen geschichtlichen Vorgang: Nur Los Angeles war größer.

Während die Reinickendorfer die Eingemeindung nicht abwarten konnten und die Bernauer nicht mit rein durften, gab es damals Proteste vorallem aus Spandau, Charlottenburg und Wilmersdorf. Die damalige Situation wurde sehr anschaulich beschrieben:

Ohne das Groß-Berlin-Gesetz hätten Emil und die Detektive den Schurken Grundeis durch vier verschiedene Städte jagen müssen, was sich wegen der jeweils neu zu lösenden Fahrscheine recht umständlich gestaltet hätte, denn jede Gemeinde hatte ihr eigenes Verkehrsunternehmen und Tarifsystem.

Administrativ hat sich durch eine einheitliche Stadt sicherlich vieles verbessert:

Um 1900 bestand bei den 151 Städten und Gemeinden im Berliner Raum ein Nebeneinander von 43 verschiedenen Gas-, 17 Wasser- und 15 Elektrizitätswerken. [..] Während der Tegeler See zum Beispiel Berlin als Trinkwasserreservoir diente, leiteten die Gemeinden Reinickendorf und Tegel ihre Abwässer in den See.

Um aber nicht komplett in Euphorie zu verfallen, endet der Rückblick mit einer gewagten Spekulation:

Das kleine Alt-Berlin wäre den Alliierten wohl kaum den Aufwand eines Vier-Mächte-Status wert gewesen und wahrscheinlich, wie seine westlichen Vororte, komplett an die sowjetische Zone gefallen.

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