Der Kampf gegen die Bezinpreise
Eben erreichte mich eine Kettenmail, in der über die Benzinpreisentwicklung echauffiert wurde und folgenden Lösungsvorschlag nach sich zieht:
Für den Rest des Jahres kein Bezin mehr kaufen von den 2 grössten Gesellschaften TOTAL und SHELL
Und natürlich sollen alle mitmachen (der eigentliche Sinn der Kettenmail).
Was bei so einem Boykott passieren wird, kann man sicher nur spekulieren. Zunächst einmal bleibt der ja der Bedarf konstant, so daß bestimmte Tankstellen einen Überbedarf und andere einen Unterbedarf haben. Vielleicht gibt es ja Schwankungen zwischen den einzelnen Ketten. Je nach Betriebsmodell (Franchising, Filialbetrieb) geht eher die oder andere Tankstelle pleite oder die Gesellschaft nennt ihre Marke einfach um (wer beschäftigt sich schon, welche Gesellschaft welche Marken besitzen?) Möglich wäre auch ein Rückzug der Firma aus dem Benzinverkauf. Ob das Verschwinden eines Anbieters Einflüsse auf die anderen haben wird? Vermutlich, oder? Aber sicher nicht wie gewollt!
Wenn man wirklich Druck ausüben will, muß man an der Bedarfsschraube drehen. Das kann zunächst jeder für sich tun: Umstieg auf Fahrrad oder ÖPNV, Bildung von Fahrgemeinschaften, Mitfahrgelegenheiten, Vermeidung von Fahrten. Aber viel mehr wäre hier auch die Politik gefragt, die beispielsweise die öffentliche Personenbeförderung sowie das Radwegenetz unterstützt (Berlin ist da übrigens ein guter Vorreiter) Das fängt an, daß man die Bahn nicht ihrem Selbstlauf in der privaten Wirtschaft lassen darf (dann hat man das gleiche Problem wie beim Sprit) bis hin zum Verständnis, daß durch Neu- und Aubau von Straßen Verkehr induziert wird.
Und ehe nun wieder das Argument kommt: »Ich wohne auf dem Dorf und komme sonst nicht fort« — darum geht es nicht! Man muß möglichst vielen Menschen eine attraktive Alternative geben (die 80/20-Regel) — und wenn diese davon Gebrauch machen, hat man diesen Druck. So jedenfalls mein Verständnis von Angebot und Nachfrage.