Verhaltenskodex für Chatanbieter
Drei größere deutsche Chatbetreiber (Lycos, RTL und Knuddels) haben sich zusammengeschlossen und einen Verhaltenskondex unterzeichnet — wieder einmal mit Blick auf den Kinder- und Jugendschutz im Internet. Ein paar kommentierte Auszüge:
Die Chatanbieter verpflichten sich, zu den für Kinder und Jugendlich üblichen Chatzeiten von 10-22 Uhr Moderatoren in ihrem gesamten Chatangebot zur Verfügung zu stellen.
Gut, Moderatoren sorgen zumindest in den öffentlichen Räumen ein wenig für Ordnung, z.B. wenn wieder einmal ein Nutzer die erste und zweite Strophe des Deutschlandliedes reinsetzt. Nur warum erst ab 10 Uhr?
Die Anbieter integrieren in ihre Filterprogramme dazu unter anderem eine gemeinsam gepflegte »Bad Word«-Liste
Eine Maßnahme, die gar nichts bringt — außer hin und wieder ein paar Wörter mit Sternchen (vgl. Warum Autozensur keinen Sinn macht .... Nützlich auch der Frattinizer).
In kontinuierlich angebotenen, frei zugänglichen Chats wird für Nutzer eine technische Möglichkeit des Ignorierens anderer Teilnehmer des Chats bereitgehalten
Gibt es wirklich noch Communities, die noch nicht über so eine Funktion verfügen? Na gut, hat man es wenigstens einmal zu Papier gebracht.
Die Anbieter von Chats werden sich im Rahmen ihrer wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten und soweit zumutbar bemühen [..] eine eindeutige Identifizierung und Rückverfolgung des Nutzers ermöglichen [..] Nichtfreemailer [..] »unique identifiers« [..] zu aufwendige und langwierige Anmeldeprozeduren auf die Nutzer eine abschreckende Wirkung
haben
Mit anderen Worten: Wir verpflichten uns zu gar nichts. Schön wäre zwar eine eindeutige Identifizierung, aber naja ... ist halt zu teuer und andererseits gehen dann die Kinder da hin, wo die Hürden niedriger sind. Würde also auch gar nichts bringen.
Zu diesem Zweck halten sie eine ausführliche Chatikette bereit, welche Nutzer über das Thema Sicherheit und angemessenes Verhalten in Chats informiert.
Ob die Zielgruppe solche Texte lesen wird?
Insgesamt ein vierseitiges Dokument, daß weder das Internet revolutioniert noch Kinder und Jugendliche schützt. Ahja, vielleicht sollten das doch eher die Eltern wieder übernehmen ...
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