Hat die Deutsche Bahn falsch gehandelt?
Ja — und nun kommen die ganzen kleinen Zugunternehmen, die irgendwo in Deutschland drei kleine Bahnlinien betreiben und behaupten, sie wären trotz des großen Sturms planmäßig gefahren und eine Stillegung sei nicht notwendig gewesen. Vielleicht hatten diese auf ihren Streckenabschnitten einfach Glück gehabt!
Man kann der Bahn nun wirklich keinen Vorwurf machen, daß sie den Zugverkehr aus Sicherheitsgründen eingestellt hat. Immerhin waren am Freitag viele Strecken noch nicht wieder passierbar, einzelne Abschnitte werden erst Montag wieder freigegeben. Nein, die wunden Punkte lagen woanders:
- Die Bahn hätte von vornherein sagen müssen, daß es nicht gewiss ist, wie lange die Züge rollen werden. Sie hätte auch die Reisenden vor unnötigen Fahrten abraten sollen.
- Sie hätte im Vorfeld anbieten müssen, daß alle Tickets für den Tag (kostenfrei!) zurückerstattet bzw. umbucht werden können.
- Sie hätte sich nicht als Held aufspielen dürfen, in dem sie anpreist, wieviele Helfer für die Sicherheit der Fahrgäste im Notfall bereit stehen
- Eine kostenlose Servicenummer wurde erst am Folgetag eingerichtet — zu spät!
Hinzu kommen noch einzelne prinzipielle Probleme bei der Bahn, z.B. der gewollte Verlust der lokalen Autonomie bei den Stellwerken (in Sachsen wird alles über Leipzig gesteuert) und die langen Infrormationswege.
Und den Vorwurf von Wettermann Kachelmann gegenüber dem Deutschen Wetterdienst kann ich nicht teilen. Lieber stehen ein paar Rettungskräfte ungenutzt auf einem Deich, als das der Deich bricht und keiner erreichbar ist. Vielleicht weil ich ein vorsichtiger Mensch bin und den Worst-Case-Fall abdecke. Aber gut: hinterher ist man immer schlauer!
Und dann gibt es Leute wie Andreas Kaul, die sich plötzlich wundern, daß der Zug nicht mehr weiterfährt ...