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Zweirichtungsverkehr Am Treptower Park

Was ist dran aus den Plänen die Straße Am Treptower Park in eine vierspurige Zweirichtungsstraße umzuwandeln? Da ich immer wieder mal Fragen dazu bekomme, habe ich die Belege zusammengetragen.

Die kurze Antwort: Leider sehr viel, aber es ist verdammt gut versteckt.

Die lange Antwort: Mir sind dafür zwei offizielle Quellen bekannt:

  • Planungsunterlagen der A100, 16. Bauabschnitt
  • Stadtentwicklungsplan Verkehr für 2025

Ich stelle diese beiden Belege vor, aber Achtung: es können Spuren von Realsatire enthalten sein.

Zunächst eine Abbildung aus den A100-Unterlagen die Lage der künftigen Anschlussstelle (Quelle: Unterlage U7, Seite 4):

Zwischen Matthestraße (bzw. künftige A100) und der Elsenstraße bestand bereits Zweirichtungsverkehr. Doch statt 3+2 wird es künftig 4+5 Spuren geben (daher auch die Baumfällungen in dieser Woche). Eine der fünf Spuren zeigt in Richtung Kreuzberg / Bouchéstraße. Aus der Abbildung ist nicht ersichtlich, ob diese im ehemaligen Gleisbett der Straßenbahn oder durch Umwandlung einer bisherigen Fahrspur realisiert werden sollte. Auf eine Anfrage von Claudia Hämmerling von 2009 antwortete der Senat:

Es wird nur der heute auf zwei Streifen geführte Einrichtungsverkehr in einen Zweirichtungsverkehr mit je einem Streifen pro Richtung geführt und der fehlende Radweg ergänzt.

Randnotizen: Die SPD erwägt wieder eine Straßenbahn (Seite 11) bis zur Elsenstraße auf dem alten Gleisbett.

Der Bereich außerhalb des Ringes wird durch den aktuellen Autobahnbau nicht verändert. Aber es gibt Pläne und Indizien, so wurden die Verkehrsprognosen für drei Planfälle gegeneinander verglichen. Diese wurden wie folgt beschrieben (Quelle: Unterlage U1, Seite 20):

Folgende Planfälle wurden untersucht:

  • Planungsnullfall 2025 – ohne Verwirklichung der Maßnahme
  • Planfall 16. BA – mit Führung der A100 von AD Neukölln bis AS Am Treptower Park, Straßenzug Am Treptower Park östlich der Ringbahn bleibt im Einrichtungsverkehr
  • Prognosefall 17. BA – Weiterführung A 100 bis Frankfurter Allee und als Stadtstraße bis Storkower Straße; im Straßenzug Am Treptower Park und Puschkinallee wird ein Zweirichtungsverkehr eingerichtet.

Diese Annahme wird nicht erläutert oder referenziert. Ich fand noch einen zweiten Beleg in den A100-Planungen (Unterlage U1, Seite 28):

Die Gestaltung der Anschlussstelle ermöglicht die langfristige Fortsetzung der A 100 (17. BA) und die Umsetzung der Landesplanung zur Aufhebung des Einrichtungsverkehrs der Straße Am Treptower Park.

Es gibt also eine Planung.

Und die ist auch im zweiten Dokument, dem Stadtentwicklungskonzept Verkehr 2025 zu entnehmen:

Die Straßen Am Treptower Park und Puschkinallee werden künftig keine „großräumigen Straßenverbindungen” (Stufe 1) mehr sein. Die Straße Am Treptower Park wird künftig als „übergeordnete Straßenverbindung” (Stufe 2) eingestuft, die Puschkinallee dagegen als Ergänzungsstraße. Allein die Tatsache, dass beide Straßen unterschiedlich eingeordnet werden sollen, deutet auf diesen Zweirichtungsverkehr hin.

In den Textfassung des Konzeptes kann auf Seite 82 entnommen werden:

Umgestaltung diverser Straßen als Komplementärmaßnahmen zu Netzergänzungen, z.B. Umgestaltung B 96a, Am Treptower Park, Puschkinallee, Grenzallee, Elsenstraße (südlich Am Treptower Park) als Komplementär zum 16. BA der A 100 [..]

Noch ein Wort zur Puschkinallee Im Schlussbericht eines BVV-Antrages wird explizit auf die Zukunft der Puschkinallee eingegangen:

Mit der Fertigstellung der A100 bis S-Bahnhof Treptower Park wird sich das Verkehrsaufkommen reduzieren. Die Puschkinallee soll in der Folge umgenutzt werden, indem eine derzeitige Fahrspur zur Radspur wird. Es ist gleichfalls noch in der Diskussion, die Puschkinallee aus dem Durchgangsverkehr herauszunehmen.

Randbemerkung: Da diese Straßen sowohl heute als auch künftig übergeordnet sind, ist nicht der Bezirk, sondern die Verkehrslenkung Berlin zuständig.

Meine Gedanken: Ich sehe erhebliches Verbesserungspotential, was die Nachvollziehbarkeit von Bauabsichten der Behörden angeht. Auch wenn Details noch offen sind, so sind die Ziele klar anzugeben – und nicht unterschwellig als Randnotiz von anderen Bauvorhaben. Das Land betreibt großen Aufwand mit den Stadtentwicklungsplänen. Und im Plan selbst gibt es keine klare Erläuterung, wo eine übergeordnete Einbahnstraße aufgelöst werden soll. Die Quellen der A100 waren nur zur Auslegung zugänglich gewesen.

In der Sache selber bin ich zugegebenermaßen nicht glücklich mit dieser Planung. Zwar wird durch die Autobahn dieser Streckenabschnitt weniger stark befahren werden, doch konterkariert diese Entlastung nun der Zweirichtungsverkehr. Es wird die Querung nicht mehr an allen Stellen möglich. Zudem ist im allmorgendlichen Rückstau von der Autobahnausfahrt aus zu rechnen. Der Bus würde dann auch in Richtung Zentrum auch da fahren können, doch der Umstieg zur Ringbahn wird dann ebenso nicht zufriedenstellend sein.

Ich weiß, dass es Leute gibt, die die Puschkinallee gerne als Straße jeglicher Art entwidmet sehen. Da aber Häfen, Parkplätze, eine Sternwarte und einzelne Häuser im Verlauf der Strecke stehen, ist das Ziel unerreichbar.

Bisherige Kommentare (1)

Kommentar von Dieter Hofmann

Guten Tag, wir wohnen in Niederschöneweide und müssen täglich zur Arbeit nach Moabit (meine Frau) bzw. Schöneberg – ich. Wann immer es geht, neben wir die S-Bahn. Zuweilen muss es aber auch das Auto sein, vor allem, wenn meine Frau pünktlich als Gerichtsdolmetscherin zum Gericht erscheinen muss. Auf die S-Bahn ist ja leider kein Verlass. Schon jetzt ist es nur erschwert und mit häufigen Staus möglich, vom Südosten in die Stadtmitte oder nach Moabit zu gelangen.
Durch die neue Anschlussstelle der Autobahn am Treptower Park wird sich dies nicht verbessern.
Die schlechte Verkehrsanbindung stellt schon jetzt einen wesentlichen Standortnachteil für alle in Köpenick und Umgebung Wohnenden dar.

Wie kann man da nur auf die Idee kommen, ein zusätzliches Nadelöhr zu schaffen und auch die Durchlässigkeit der Puschkinallee in Frage zu stellen.
Berlin ist keine Kleinstadt. Die vorgeschlagenen Konzepte helfen nur denen, die privilegiert in der Stadtmitte oder in der Nähe des S-Bahn-Rings wohnen.
Alle anderen werden weiter an den Rand gedrängt und durch eine solche Politik nicht vertreten.

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