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Die Aktbilder von Köpenick

Im Rathaus Köpenick tobten sich die Moralapostel (wieder) aus – und ließen zwei Bilder einer Foto-Ausstellung abhängen, weil diese Aktfotos waren. So ein Vorfall ereignete sich schon 2010 einmal.

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass die Aktbilder ein zentraler Bestandteil der BVV-Sitzung am 28.04.2016 wurden. Mein Bericht aus der Sitzung. Realsatire pur!

Mehrere Bezirksverordnete und ein Bürger fragte nach:

Um die Lernfähigkeit der Bezirksverwaltung – oder zumindest von Teilen davon – scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein oder wie erklärt sich das Bezirksamt, dass es nach den unsäglichen Vorfällen um die Zensur einer Ausstellung im Rathaus Köpenick im Jahr 2010 nur sechs Jahre später erneut zu einem identischen Vorfall kommen kann, obwohl die verantwortlichen Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeiter dieselben sind wie damals? Teilt das Bezirksamt meine Auffassung, dass der neuerliche Skandal – „Rathaus Köpenackt” – der Bezirksverwaltung Treptow-Köpenick zumindest immateriell erheblichen Schaden zugefügt hat?

Ich hatte zu Beginn der Sitzung noch etwas Mitleid mit dem zuständigen Stadtrat Michael Vogel. Schließlich muss er sich hier für die Tätigkeiten einer einzelnen Amtsleiterin rechtfertigen. Und für diese eine Amtsleiterin musste er sich schon sehr sehr häufig rechtfertigen, egal, ob es um Musikschule, Volkshochschule, Bibliotheken oder Kultur ging. Und er hätte es in diesem Fall sich sehr einfach machen können: „Sorry. Überreaktion. Tut uns leid. Kommt nicht wieder vor!”

Stattdessen gibt es sehr kuriose Erklärungen, die an Realsatire kaum zu überbieten sind:

  • Zunächst griff Stadtrat Vogel den Bürger an, da er früher Mitarbeiter im Bezirksamt war.
  • Ferner seien die Medien für den immateriellen Schaden verantwortlich, weil sie über das Thema berichteten. Insbesondere auch darüber, dass die Maßnahme auch zum Schutz von Menschen mit Migrationshintergrund gemacht wurde, aber es keine einzige Beschwerde dazu gab.
  • Ein Rathaus ist ein Dienstgebäude mit Ämtern, wo Leute für Tätigung von Amtsgeschäften hin müssen und keine andere Wahl hätten. Es sei auch ein Haus, in dem Leute heiraten.
  • Zensur (Artikel 5) könne hier nicht greifen, weil es die Würde der Mitarbeiterinnen (Artikel 1) kränken würde.
  • Die Abhängung sei keine politische Entscheidung.
  • Der alte BVV-Beschluss Künstlerische Freiheit gewährleisten – Zensur vermeiden würde nicht greifen, weil er von einer politische Zensur spricht – und diese Zensur sei nicht politisch.
  • Alles sei mit der Gleichstellungsbeauftragten und der Frauenvertreterin abgestimmt worden.
  • Mein Vergleich mit der Entfernung von Skulpturen im öffentlichen Raum würde nicht greifen, weil da niemand lang muss (im Gegensatz zu den Ämtern). Gibt es eigentlich schon Stadtpläne für religiöse bzw. prüde Menschen?
  • Er hätte gerne diese Bilder stattdessen in einem separaten Raum ausgestellt, aber er hat keinen.
  • Eine Erklärung, warum andere Rathäuser keine Probleme haben, hatte er nicht.

Die Presse fragt mich, ob Michael Vogel noch zu halten sei. Ich schockte sie: die CDU hat ihn wieder an prominenter Stelle zur Wahl aufgestellt. Die einzige Hoffnung ist, dass er in der kommenden BVV bei der Wiederwahl als Stadtrat keine Mehrheit bekommt.

Und während Michael Vogel mit seinen Erklärungen unglaubwürdig ist und der Bezirk sich durch den Vorgang einfach nur lächerlich gemacht hat, gibt es eigentlich nur einen Gewinner dieser Zensur: der Fotograf. Durch die Abhängung haben weit mehr Menschen seine Bilder wahrgenommen, als zuvor im Rathausflur.

(siehe auch Berliner Zeitung)

Bisherige Kommentare (6)

Kommentar von Wutbürger

Besonders kurios finde ich die Behauptung, die Zensur diene „zum Schutz von Menschen mit Migrationshintergrund”. Dann sollten die Mitarbeiterinnen des Amtes auch vorsichtshalber Kopftuch tragen oder besser noch durch Männer ersetzt werden.

Kommentar von Wutbürger

Wieso das denn? Man muss auch die Mitarbeiterinnen der Behörde schützen, da gerade muslimische Männer oftmals keinerlei Respekt vor Frauen zeigen. Ich würde da z.B. das Buch von Tania Kambouri als Lektüre empfehlen. Nur noch männliche Mitarbeiter im Bezirksamt wären da also bestimmt hilfreich. Wäre auch nicht weiter schlimm, man hat ja bereits mit dieser vorauseilenden Unterwerfung begonnen.

Kommentar von René

Der fehlende Respekt von Menschen gegenüber den Angestellten in Behörden und Ämtern dürfte keinerlei Korrelation zu Geschlecht und Religion haben. Das beweisen allein schon die montäglichen Demonstrationen in Dresden.

Kommentar von Wutbürger

Das ist Wunschdenken. Es gibt sehr wohl einen Zusammenhang zw. Respekt und Religion (besonders was den Respekt gegenüber Frauen angeht). Ich würde dringend die Lektüre von Publikationen von z.B. Mona Eltahawy, Sineb el Masrar, Seyran Altes, Hamed Abdel-Samad oder Ayaan Hirsi empfehlen. Diese Publikationen werden leider speziell in der „grün-linken” Gemeinschaft so gut wie gar nicht diskutiert. Völlig klar warum das nicht passiert: diesen Frauen und Männern kann man eben nicht Rassismus, Fremdenfeindlichkeit etc. unterstellen. Diese Frauen und Männer kommen ja aus islamisch dominierten Gesellschaften und wissen sehr genau um die Einstellung und „Werte” dieser Menschen. Der Hinweis auf die Demonstrationen in Dresden ist da völlig irrelevant.

Kommentar von Wutbürger

Nachtrag: Als Einstiegslektüre würde ich das Buch von Mona Eltahawy empfehlen; deutscher Titel: „Warum hasst ihr uns so”. Frau Eltahawy beschreibt da sehr gut die Lebensbedingungen von Frauen in der arabischen Welt. Sollte für mich Pflichtlektüre in allen deutschen Schulen werden. Lesen und nachdenken!

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