Weg mit den Verkehrszeichen?
Der Spiegel berichtet über ein EU-Forschungsprojekt, daß zeigen soll, ob Straßenverkehr ohne Regeln und Verkehrszeichen besser und sicherer ist. Auch wenn das Vorhaben sicher interessant ist: ich stelle mir das nicht sehr realitätsnah vor.
Sicher gibt es mancherorts zu viele Verkehrszeichen. Aber schon die psychologische Erkenntnis »Rund 70 Prozent der Hinweise werden überhaupt nicht wahrgenommen« läßt bei mir die Frage aufkommen, ob es überhaupt Sinn macht, jedes Verkehrszeichen wahrzunehmen. Beispielsweise interessieren mich während der Fahrt Park- und Halteverbote nur äußerst sporadisch. Oder Wegweiser, wenn ich weiß, wohin ich will ...
Trotzdem wäre eine Welt ohne Verkehrszeichen und den Regeln »rechts vor links. Und: Wer andere behindert, wird abgeschleppt« sehr fraglich. Aus jeder Seitengasse könnte dann ein Traktor kommen und damit Vorfahrt haben. Und wie legt man fest, wann man andere Teilnehmer behindert? Und wie kann man — im Falle eines Unfalles — die Schuldfrage klären?
Aber es wird noch extremer: »Die Bordsteine fliegen raus, der Teer kommt weg, alles wird einheitlich gepflastert« — also im doppelten Schrittempo Slalom um die Fußgänger. Spielstraße überall! Jawoll, die Unfallquote wird sinken und die Straßen werden ungefährlich — nur vorwärts kommt man dann nicht mehr!
Ich verstehe, daß die Vision, sich »durch Fingerzeige, Nicken und Winken« zu verständigen, reizvoll ist — und in manch kleinem Dorf auch praktikabel sein kann, aber vielleicht hätte es auch einfach gereicht, wenn man ein paar wirklich überflüssige Verkehrszeichen und Regeln beseitigt, anstatt realitätsferne Studien zu betreiben!
Bisherige Kommentare (7)
Kommentar von Phil Marx
Ich habe davon schon gehört und finde den Schilderwald ganz ok. Ich meine, du kannst dich jederzeit ziemlich schnell zurechtfinden, auf was für einer Straße du dich befindest, wo du lang musst und wie du parken darfst, auch wenn du das vorherige Schild verpasst hast.
Kommentar von Nini
Du hast es schon auf den Punkt gebracht. Vorwärts kommt man nicht mehr.
Wir leben nicht mehr im Mittelalter, wo es egal war, wie schnell man von A nach B kommt. Heute muss nun mal alles schnell gehen. Und wie soll das eigentlich mit dem großen Verkehrsaufkommen in den Städten funktionieren?
In den Dörfern funktioniert es bestimmt besser, aber:
- Wie viele Schilder stehen in einem durchschnittlichem Dorf? Sicherlich nicht so besonders viele.
- Jeder (durchrasende) ..ähm durchfahrende Autofahrer wäre vermutlich auf die Situation im Ort etwas unvorbereitet, oder?
Die Unfallfrage, die du angesprochen hast, ist auch interessant..
Insofern halte ich das Ganze doch auch eher für skurril-utopisch.
Kommentar von Denker und Lenker
Es kann einfach nicht sein, dass es da Gesetze (StVO) gibt, die funktionieren.
Hier muss dringend nachgebessert werden, damit wir eine Angleichung an das sonstige Chaos erreichen.
Herr Tiefensee tut schon sein Bestes dazu. Schon seine Antwort auf die Frage, was das nun mit der Winterreifenpflicht auf sich hat, gehört? Nein? Frag mal einen Polizisten.
Ist der Herr R.P. überhaupt ein Wagenlenker?
Kommentar von ericpp
Ich hab gegen ein wenig Aufräumen im Schilderwald überhaupt nichts einzuwenden.
Wozu muß jede Kreuzung in einem Wohngebiet eine Vorfahrtsregel haben? Wozu muß auf Landstraße oder Autobahn alle 500m die Geschwindigkeit vorgegeben werden? Haben die Autofahrer kein Hirn um selber zu merken wie schnell sie fahren können?
Dazu Warnschilder vor Tieren, Glatteis, überflüssige Ampeln, Überholverbotsschilder — ich kann schon verstehen, was da abgeschafft werden soll. Es wird sicher kein Rechts vor Links auf Autobahnen eingeführt werden, aber man kann schon viele Schilder abschaffen, ohne daß den Autofahrer zu behindern.
Kommentar von René
Also hin und wieder gehöre ich auch zu den Wagenlenkern. Ich nutze aber auch ÖPNV und das Fahrrad zur Fortbewegung ...
Kommentar von Denker und Lenker
Ich bin ein Lenker von sowohl Kfz als auch gern Fahrrad und muss sagen: In dieser Stadt wird einem das gründlich vermiest.
Dass es zu viele Schilder hier gibt, kann ich nicht sagen. Vielmehr ärgere ich mich, wenn ich irgendwo reinfahre und erleben muss, das ich nicht vor Sackgassen, Baustellen oder Umleitungen rechtzeitig informiert wurde.
Kommentar von Matthias
Das kann ich bestätigen. Und das, wo man in Dresden (grundlos?) kilometerlang nicht links abbiegen darf und so durch halb Sachsen fahren muss, um dieses Hinderniss zu umfahren.
Neulich wollte ich per Fahrrad mal zählen, wieviele Schilder auf meiner »Stammstrecke« — gute 5 km quer durch die Stadt — stehen. Bei gut 200 habe ich aufgehört...Es müssten aber mind. 300 gewesen sein. Kann sich jeder selbst ausrechnen, wieviele Schilder pro 100m in Dresden stehen.
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