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Fertigstellung der Küche

Was lange währt, wird endlich gut. Und so auch die Küche nach über 2 Jahren.

Wir haben zwar eine Bestandsküche gehabt, diese aber völlig neu aufgebaut. Und so gab es auch eine Wand hinter der Arbeitsplatte, die es zu gestalten galt. Eine der besten Ideen war hier, nicht mehr mit Fliesen zu arbeiten, sondern mit einer Platte, die die gesamte Fläche abdeckt. Keine Fugen, keine Kanten, die ganze Fläche abwischen. Wunderbar. Alu-Dibond ist hier ein sehr brauchbares Material – mit gerade einmal 3 Millimetern Stärke. Zwar nicht billig – aber Fließen mit Fliesenleger auch nicht.

Befestigt ist die über 2,50m lange Platte nur mit zwei Schrauben an der Wand (es sollte nach Möglichkeit nicht geklebt werden). Ansonsten liegt diese auf der Arbeitsplatte auf und wird auch durch die Oberschränke an die Wand gedrückt. Ergänzt wurde diese nun um zwei Seitenteile: auf der einen Seite mit Bildmotiv. Auf der anderen Seite konnten wir – dank einer RAL-Farbe – ein weiteres Element in der selben Farbe dazu bestellen. Allerdings sind RAL-Farben deutlich teurer. Bei den kleineren Seitenteilen ist etwas Verklebung nötig gewesen: zum einen weil im Bereich einer nötigen Schraube Stromleitungen verlaufen, zum anderen an der Wassersäule.

Bestellt haben wir diese bei Roompixx. Hier auch noch einmal großes Dankeschön an die Betreuung im Rahmen der Auftragsbestellung. Da gingen etliche E-Mails hin und her, damit wir das passende bekommen haben.

Nächste Episode: es gab eine Lücke zwischen den Oberschränken und einem daneben liegenden Hochschrank von ungefähr 55 Zentimetern. Auf dem überwiegenden Teil ist eine eingehauste Steigleitung. Bei den Unterschränken haben wir mit unterschiedlichen Korpustiefen dies ausgeglichen, hier sollen nun L-Förmige Regalböden her.

Erkläre das mal im Baumarkt, was du brauchst. Zum Glück gibt es Anbieter, mit denen man solche Platten genau planen kann. Ich griff zu Expresszuschnitt – der selbe Anbieter wie damals beim Ivar-Rondell

Auch wenn oftmals Millimeter im Möbelbau egal sind: bei der Auffüllung von Lücken sind diese wichtig. Allerdings ist das gar nicht so einfach realisierbar.

Die erste Hürde: die Einhausung der Steigleitung verläuft nicht exakt senkrecht. Es gibt ein Delta von ca. 3mm im Verlauf der 70cm Oberschränke. Unten ist es zu eng, oben zu weit. Die Lösung war hier ein Mittelweg. Und bei der untersten habe ich dann einen Millimeter noch weggefräst.

Die zweite Hürde: die Wände, an denen Oberschränke und Hochschrank installiert worden sind, haben nicht die exakte Ausrichtung. Auch wenn diese Schiefe zueinander im allgemeinen vernachlässigbar ist – durch die Verbindung fällt es dann auf, dass diese Schränke vorne weiter auseinander sind als direkt an der Steigleitung. Das hätte man ggf. noch ausgleichen können, in dem man den Hochschrank “dreht”,

Und zuletzt: die eingehauste Steigleitung hat in sich auch eine Schiefe von mehreren Millimetern. Diese hätte man einigermaßen ausgleichen können. Bei der Arbeitsplatte der Unterschränke haben wir direkt ein Trapez schneiden lassen – die Differenz war dort ein voller Zentimeter (auf 40 Zentimeter Breite)

Für den Hinterkopf: mehrere identische Platten sind günstiger als jeweilige Unikate.

Nun stand die Frage: wie befestigen? Ehe man mit Winkelstücken anfängt, war die Idee, schwarze Vierkant-Metallrohre anzubringen. Angelehnt an die Fjällbo-Serie von IKEA. Hier war es schwierig, einen passenden Anbieter zu finden, weil viele Anbieter entweder keinen Zuschnitt anbieten. Und die, die es taten, hatten keine schwarze Pulverbeschichtung. Oder die Rohre waren doppelt so groß wie die anvisierten 10 bis 12 Millimeter. Ich hätte es gerne mit Eisen realisiert – damit daran auch magnetisches hängen bleibt – aber dazu fand ich keinen einzigen Anbieter. Zeitweise überlegte ich auch, ob ich einen Ikea-Hack mache und die Fjällbo-Rohre umzuwidmen – aber es war mir zu ungewiss, ob ich damit zum Ziel gekommen wäre. Am besten scheint mir das Sortiment und Angebot bei Profilzuschnitt 24 zu sein: ich nahm das U-Profil (mit der Idee, dass die jeweils offene Seite gar nicht zu sehen ist, weil sie immer weggedreht ist. Zudem waren Bohrungen möglich – somit konnte ich diese auch entsprechend platzieren.

(Auch hier gilt: Gleiche Bauteile sind günstiger. Und jedes Loch kostet extra)

Die Idee ist nun, dass jeder Boden auf so einem Profil liegt (und im Zweifel auch von unten angeschraubt werden kann). Rein aus dekorativen Zwecken sollte links und rechts vertikale Profile verlaufen, ebenso horizontal unter dem untersten und obersten Boden, so dass das einen Ring quasi ergibt (Der obere und untere Boden sind noch nicht befestigt, fehlt also noch auf den Bildern)

Nun galt es noch zu berücksichtigen:

  • Aussparungen in den Böden für die vertikalen U-Profile
  • Bei den vertikalen U-Profile eine Vierkant-Rohrstopfen berücksichtigen.

Das fertig modellierte Werkstück sah dann so aus:

Apropos Vierkant-Rohrstopfen: auch wenn das ein Cent-Artikel ist, den man überall bekommt. Ich bestellte ihn bei Mai-Tools (Seite gerade im Wartungsmodus), da diese eine technische Zeichnung hatten. Das mag sich zwar trivial anhören, aber so hatte ich eine bessere Vorstellung. Ferner musste ich ja wissen, wieviele Millimetern ich abziehen muss. Bzw. für das vordere untere Rohr habe ich gut einen Millimeter weggeraspelt – sozusagen die Millimeterarbeit vor Ort.

Und zu guter Letzt: Schrauben. Passend in Schwarz. In der richtigen Länge, dass ich durch das Vierkant in den Schrank ausreichend tief reinschrauben kann. Gefunden bei Bauhaus.

Zum Glück leben wir in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts. Und so konnte alles am Computer geplant, berechnet und bestellt werden. Die Konfigurationswerkzeuge der Hersteller helfen echt weiter und man kann sich “austoben”. Die Ausführung des ganzen steht dann auf einem anderen Blatt – und die ist hier sehr schwierig und friemelig. Zunächst werden die vertikalen Rohre befestigt. Am Oberschrank ist das einfach. Aber die Gegenseite am Hochschrank muss nun die exakte Position bekommen: in Höhe und Tiefe. Anschließend der horizontalen. Als zweites waren die Auflageflächen dran. Hier war es einfacher, weil sie vorne bündig sind. Aber auch hier verzeiht die Höhe wenig. Die Wasserwaage ist der beste Freund.

Für den Aufbau des Regals und den Abschluss der Dipondplatten holte ich mir Unterstützung für die Realisierung.

Und zum Abschluss noch ein kleines Detail: Ecksteckdosen. Sie gefielen uns und waren passend. Aber ich fand so gut wie keine anschraubbaren Leisten. Mit zwei Sets Magischer Haken gegenüber beiden Seiten befestigt. Dabei wird jeweils ein Teil an die Steckdose befestigt (was ich passend schneiden musste), das andere dann an die Wand. Damit das präzise wird, werden die Gegenstücken aufgesteckt – und langsam in die Ecke gefahren. Leicht andrücken. Vorsichtig rausziehen, so dass die an der Position bleiben und anschließend festdrücken. Kleiner Nachteil dieser Lösung: der kleine Abstand zwischen Wand und Steckdose.

Anfangs noch Zweifel gehabt: aber es hält auch beim Lösen von Steckern.

Die noch hängende Steckdose auf den oberen Bildern wird ein anderes Mal gelöst. Da die eingehauste Steigleitung verputzt ist, funktioniert der magische Haken nicht. Sie kann auch nicht unten stehen (weil unten die Stromzufuhr ist). Sie kann ich auch nicht Kopfüberstellen, da oben noch eine Taste für Beleuchtung ist – Ja, Luxusprobleme.

Fazit: Es mag viel Aufwand für ein paar Böden sein. Aber gerade wenn der Platz begrenzt ist – und es nichts passendes zu kaufen gibt, muss man sich die Lösungen eben selbst zusammenbauen.

Schubladen-Schränkchen

Individuelle Möbel sind schön. Vor allem wenn man aus bestehenden Möbeln neue kreiert. Vor einiger Zeit stellte ich mein Iver-Rondell vor, heute gibt es meinen FIRA-Kommodenschrank. Also ein Sideboard mit vielen kleinen Schublädchen.

Hochbett - und Durchtunnelung eines Zimmers

Zugegeben: ich bin kein Möbelbauer. Aber während meiner Zeit in der Berliner WG habe ich maßgeblich ein Hochbett gebaut, was gleichzeitig ein Tunnel durch ein Durchgangszimmer war. Das Bauwerk entstand 2010 – und ich möchte euch durchaus ermutigen, einst wage Ideen zu realisieren.

Mit dem Beitrag zeige ich die Ausgangslage – und wir es errichtet wurde.

Servicewüste

Es folgt ein Beitrag über eine Bestellung in einem kleinen, aber feinen Online-Handel. Die Bestellabwicklung ging leider völlig in die Hose. Die Kommunikation im Nachgang leider auch.

Das Beispiel kann gerne herangezogen werden, um aufzuzeigen, was alles falsch lief und wie man es besser machen kann.

Da ich diesem Laden keinen Schaden zufügen möchte (dafür sind sie zu klein), nenne ich keine Namen – und bitte das auch beim Kommentieren zu berücksichtigen.

Tag 0: Am Abend bestelle ich in einem Online-Handel Kuchen sowie weitere frische Backwaren für eine Geburtstagsfeier am Tag 5. Und damit sich die Bestellung lohnt auch Marmelade und Backmischungen dazu.

Tag 1: Ich erhalte vom Händler um 15:31 die E-Mail “Deine Bestellung wurde fertiggestellt!” und um 15:41 die E-Mail “Ihre Bestellung XYZ ist versandbereit.” Letztere mit Trackingnummer der Post.

Tag 4: Ich wundere mich, dass ich keinerlei Fortschritt bei der Post sehe. Ich rufe im Café des Händlers an, weil das Lager kein Telefon hat. Die erste Person konnte nichts dazu sagen – und gab das Telefon weiter. Ein Kollege nahm den Fall auf – und wollte sich schlau machen. Wenig später erfolgte ein zweites Telefonat mit der Aussage, dass das Paket nicht mehr im Lager auffindbar sei, folglich also schon fortgeschickt sei. Damit ist auszugehen, dass wenn bis Tag 4 noch keinerlei Fortschritt im Lieferprozess zu erkennen ist, es auch am Tag 5 nicht ankommen wird und die verderbliche Ware das gesamte Wochenende auf Reise ist. Mir wurde gesagt, ich könne die verderblichen Waren nach Empfang nur noch reklamieren. Damit war die Bestellung für die Feier wohl gegessen. Wenn nicht auf der Gästeliste auch jemand aus diesem Ort gestanden hätte.

Wir regeln also telefonisch eine Ersatzbestellung. Wir sprachen nicht über Preise – die waren ja bekannt. Da beide Vorgänge nun getrennt voneinander laufen, müsste ich sie noch einmal bezahlen – das sollte nun nicht das Problem sein. Da zwischenzeitlich eine Freundin von dem Wirbel mitbekam, fragte sie, ob nicht gleich noch ein weiterer Kuchen auf Reise gehen kann. Soweit alles telefonisch vereinbart, wurden dann Waren vom Versandlager mit ihren üblichen Routinefahrten ins Café befördert. Da zum Zeitpunkt des Telefonats ein anderer Kuchen zum selben Preis verfügbar war, der zum Zeitpunkt der Bestellung nicht vorrätig war, wechselten wir ihn aus. Das war Nice-2-Have im Rahmen der Umstände.

Tag 5: Der Bekannte holte vor seiner Abfahrt das Paket ab – und bezahlte. (Vor Ort waren sie etwas irritiert, weil er später kam als gedacht. Ich sollte dann telefonisch noch mal durchgeben, was zuvor besprochen wurde.)

Tag 6: Nach der Feier nahm ich den Beleg in die Hand – und stellte fest, dass der Kuchen plötzlich teurer ist.

Tag 8: Das Paket kam an.

Tag 11: Ich reklamierte die Lieferung und habe den Aufpreis beanstandet. Zugegeben: Ich hatte es eher noch nicht geschafft. Ich erfahre, dass das Paket am Tag 7 das Lager erst verlassen hätte, weil eine Marmelade wohl gerade vergriffen war und man die Lieferung deshalb zurückgehalten hat. Ansonsten wirkte die E-Mail so, als war der bisherige Verlauf im Support nicht bekannt gewesen (Dokumentiert man solche Vorfälle nicht?). Ich schildere noch einmal den kompletten Verlauf.

Tag 14: Die eine Abteilung kennt die Belege der anderen nicht, ich soll den Bon bei der Abholung aus dem Café übermitteln (Leute, wir haben 2020 – und das ist ein kleiner Betrieb. Die Belegnummer teilte ich im Vorfeld mit).

Tag 15: Ich habe noch einmal hingewiesen, dass der Fehler hier der Kommunikations-Fail ist – und bat um eine Lösung. Ich schrieb zur Sicherheit meine Mobilfunknummer dazu.

Am Tag 16 kam es dann zum Gespräch. Und ehrlich: Wenn man Kunden halten will, dann redet man anders.

Der Hauptteil des Gespräches ging in die Richtung, was ich nun alles mit dem nun zusätzlichen Kuchen anstelle. Doch den brauche ich ja nun nicht mehr. Die Party ist vorbei. Mir wurde die Aussicht auf einen Gutschein gestellt. Anfangs 4, dann 5 Euro. Vielleicht waren es im Gespräch auch irgendwann mal 6 Euro. Das löste jetzt nicht unbedingt einen Begeisterungssturm bei mir aus, wenn ich zusätzliche Waren im Wert von 30,83€ (Versandpreis) bzw. 34,60€ (Café-Abholpreis) hier herumliegen habe.

  • “Sie können ihn problemlos einfrieren! Hält wunderbar lange.” Ich fühle mich genötigt, hier an der Stelle mal ein Bild der Gefrierkapazitäten preiszugeben. Genau deshalb habe ich es eben zeitlich passend bestellt.
  • “Sie können ja auch etwas Gemüse abessen” – Joa.
  • “Oder im Kühlschrank” – Habe ich schon erwähnt, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum der Tag 16 ist?
  • “Oder bei ihrer Freundin, die den anderen Kuchen abnahm. Vielleicht hat die nen größeren Gefrierschrank.” – Joa, ich renne zur Lagerung für einen Kuchen erst ne halbe Stunde durch die Stadt. Genaugenommen zweimal, um ihn später wieder zu holen.

Verdammt nochmal, der Händler hat’s hier völlig verrissen – und jetzt soll ich mir eine Platte machen?

Genau genommen waren es drei wesentlichen Kommunikationspannen des Händlers, die nun zu dieser Situation führten:

  • Mir wurde eine Erfolgsmitteilung zum Versand verschickt hatte – und anschließend wurde das Paket ohne jeglichen Kommentar zurückgehalten (Fragt, wenn etwas Bestelltes doch nicht lieferbar ist! Dann hätte ich gesagt: Schickt ohne los – oder packt was anderes zu.)
  • Mir wurde beim Anruf und nach Prüfung mitgeteilt, dass das Paket schon auf Reise war (sonst hätte man ja das Paket ins Café befördern können – wäre wohl das einfachste gewesen).
  • Aufgrund dieser Umstände wurde signalisiert, dass die Retoure kein Problem sei (Wer weiß, vielleicht hätten wir dann noch spontan eine Backsession hingelegt. Was wir ohne den Hilfskurier wohl eh machen mussten.)

Wir lösten die Ersatzbestellung aus, um für die Feier noch zu retten, was noch zu retten geht.

Nächste Meinungsverschiedenheit ist die Preisdifferenz. Dass es im Café teurer als im Versand ist, ist klar (Bewirtung). Dass aber Ware, die da nur abgeholt wird, zum Café-Preis verkauft wird, ohne vorher darauf hinzuweisen, zumal es ja nur eine Ersatzlieferung war, finde ich dann unverschämt. Am Telefon wollte man dafür kulant sein – aber nur für den einen Kuchen. Der zweite Kuchen nicht, weil: Hätten wir den Kuchen separat bestellt, käme Porto drauf. Nein, erst als die Freundin vom Lieferproblem erfuhr – und dass wir einen „Kurier“ nun organisierten, signalisierte sie Interesse, wenn eh noch jemand das Ding abholt. Das hätte zu keiner eigenständigen Bestellung mit Postversand geführt.

Warum dieser Beitrag?

Es ist ein Musterbeispiel, wie ein Unternehmen absolut nicht mit Reklamationen umgehen sollte. Mir wäre es als Händler ja peinlich – und hätte es als Lehrgeld verbucht. Ja, Pannen passieren. Aber dann muss auch dazu stehen. Allein dieses Herumgedruckse um 4 oder 5 Euro Gutschein. Seriously?

Im Ergebnis wurde noch ein Kompromiss gefunden, der in etwa auch den meinigen Zielvorstellungen entspricht.

Nutri-Score und Ernährungsampeln

Ich bin heute über folgende Schlagzeile zu einem Artikel der Süddeutschen Zeitung über Lebensmittel-Ampeln gestolpert:

Umfrage zu Ernährungs-Siegeln blamiert Ministerin Klöckner

Aus dem Artikel zitiert:

Mehr als drei Viertel der 1000 Befragten halten den Nutri-Score für schnell erfassbar und leicht verständlich. 60 Prozent denken, dass er die Auswahl gesunder Lebensmittel erleichtert.

Zugegeben: Klöckner ist in ihrem Ministerium eine Fehlbesetzung – und ich habe bisher den Eindruck gewonnen, dass sie zu tief im Allerwertesten unserer Nahrungsmittelindustrie steckt. Dennoch kann ich hier nicht nachvollziehen, warum sie sich blamieren sollte. Zunächst einmal ist es nie verwerflich, eine Alternative zu prüfen. Allerdings wirken beide Modelle gegeneinander gestellt wie Tag und Nacht (oben links gegen unten rechts):

Während der französische Nutri-Score sämtliche Nährwerte auf einen von fünf Buchstaben herunterbricht, so stellt Modell des Max-Rubner-Institute (MRI) in einer wesentlich dezenteren Darstellung wesentlich mehr Daten dar. Frage ich nun, was schneller erfassbar ist, so ist ein farbiger, einzelner Buchstabe immer verständlicher als sechs Einzelwerte. Was sind das für knapp 25%, die das anders sehen?

Doch erleichtert es wirklich die Auswahl? Da habe ich viel größere Zweifel. Denn hinter dem Nutri-Score steckt ein Algorithmus. Genauso wie hinter den Sternen beim MRI-Modell. Die werden mit Sicherheit kein Geheimnis sein, schließlich sollen ja genug Firmen danach ihre Lebensmittel ausweisen müssen. Ob Hinz und Kunz diese verstehen wird? Mit Sicherheit nicht. Viele Verbraucher sollen also diesem Algorithmus vertrauen.

Und was macht die Lebensmittelindustrie? Sie wird ihre Lebensmittel optimieren. Mit Sicherheit. Kein Hersteller wird seine Produkte mit C kennzeichnen wollen, wenn er auf ein winziges Müh Zucker oder Fett verzichten kann, um dann doch ein B zu bekommen. Sozusagen Grenzwertoptimierung.

Sehr hilfreich ist die Datenbank OpenFoodFacts, in der die Nutri-Scores verschiedener Lebensmittel aufgeführt werden. Das mache ich – und hier zwei Beispiele:

  • Seeberger Mandeln (Also reine Nüsse ohne weitere Zutaten) würde ein D bekommen. Also schlecht.
  • Danone Fruchtzwerge (Frischkäse mit mind. 6% Zuckerzusatz) bekommt ein B. Also gut.

Der NutriScore sagt also, dass unnötig gezuckerte Lebensmittel deutlich gesünder sind als reine Nüsse. Wirklich?

Nun könnte man mir vorhalten, ich würde sprichwörtlich Äpfel mit Birnen vergleichen. Also vergleiche ich zwei Lebensmittel der gleichen Art Frischkäse:

  • Danone Fruchtzwerge (Frischkäse mit mind. 6% Zuckerzusatz) bekommt ein B. Also gut.
  • Penny Frischkäse (Ohne Zucker, nur Käse, Salz und Johannisbrotkernmehl) bekommt auch ein B. Also auch gut.

Die unnötige Beimengung von mehr als 6% Zucker (zusätzlich zum Zucker aus den Früchten) ändert hier nichts am Nutri-Score.

Ich werfe die These in den Raum, dass dieser Nutri-Score mehr Schaden als Nutzen für die Verbraucher bringen könnte. Eben weil Leute glauben, dass dieser Wert einem gesunde Dinge suggeriert.

Zum Vergleich noch eine Darstellung aus dem Vereinigten Königreich:

Während der Nutri-Score keine weiteren Angaben macht, werden beim RMI-Modell und im Vereinigten Königreich auch einzelne Nährwerte dargestellt und mit Farben deutlich gemacht. Der Unterschied: Beim RMI wird pro 100g, im Vereinigten Königreich die Packungs-/Portionsgröße. Das mag für so eine kleine Tüte ganz passend sein, am Ende stehen diese Farben und Zahlen auch in der Nährwerttabelle auf der Rückseite. Mir fehlen aber bei beiden Darstellungen die Kohlenhydrate. Bekanntermaßen wandelt der Körper Stärke in Zucker um, so dass der Zuckerwert alleine nur bedingt hilfreich ist.

Mein Fazit: Vertraue keinem Algorithmus, sondern lerne mit der Nährwerttabelle umzugehen.

Anmerkung: In der OpenFoodFacts-Datenbank gibt es noch den Nova-Wert, der den Verarbeitungsprozess und die Zutaten beleuchtet. Da bekommen die Mandeln die grüne 1 (= Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel), die Fruchtzwerge eine hellrote 3 (= Verarbeitete Lebensmittel). Dieser Wert könnte, erster Eindruck, tatsächlich etwas mehr Einblick bringen. Er beleuchtet bspw. auch bestimmte Zutaten wie Invertzucker oder Maltodextrin (Automatisch Kategorie 4, rot).

Anmerkung, die 2.: Nachdem ich mich mit Nutri-Score beschäftigt habe, verstehe die Abwehrhaltung der Nahrungsindustrie nicht. Höchstens die Bürokratie bei der Ermittlung der Werte?

Teestab Ernesto - Ein Produktfehler auf der ganzen Linie

Ich trinke gerne Tee. Besonders schwarzen. Irgendwann bekam ich diesen Teestab von Ernesto geschenkt:

Ich habe ihn einmal genutzt. Nie wieder. Und das hat durchaus viele Gründe. Genau genommen ist es ein Musterbeispiel für schlechte Usability auf der gesamten Linie. Dabei besteht das Produkt doch so schönen „hochwertigen Edelstahl”. Zumindest wird mir das auf der Verpackung erklärt.

Beginnen wir den Teegenuss mit dem „praktischen Befüllen mit losem Tee direkt aus der Verpackung”. In der Regel scheitert das schon daran, dass das Röhrchen länger ist als der Durchmesser üblicher Teedosen. Also muss man mit viel Geduld und Geschick die Teeblätter in das runde Röhrchen mit 1,6cm Durchmesser einfüllen.

Pro-Tipp: Trichter.

Weiter gehts. Das Röhrchen „Einfach in die Tasse oder in das Kännchen stellen”. Natürlich sollte die Tasse nicht zu klein bemessen sein. Und das Kännchen nicht zu hoch. Nun kommt das heiße Wasser.

Traditionell nimmt man Tee nach wenigen Minuten wieder heraus. Nun spürt man den hochwertigen Edelstahl direkt an den Fingern.

Pro-Tipp: Zange.

Beim Herausnehmen sollte das Röhrchen möglichst gerade hingestellt werden – denn im Inneren ist noch heißer Tee. Unten hat der Teestab nämlich kein Loch.

Pro-Tipp: Schüssel.

Nun kommt aber der eigentliche Genuss. Doch auch der wird getrübt, weil einige Krümel im Tee mitschwimmen. Die Öffnungen sind zu groß für feinen schwarzen Tee.

Pro-Tipp: Sieb.

Nachdem man nun die Teekrümel eingesammelt, die Brandwunden verarztet, die Pfützen auf dem Tisch weggewischt und den Tee gesiebt hat, kann man endlich den Tee genießen.

Anschließend steht die „einfache Reinigung durch den abnehmbaren Bodendeckel” an. Und das sollte man am besten noch machen, wenn das Röhrchen schön warm ist. Denn sonst trocknet der Tee im Röhrchen fest. Den Deckel kann man abnehmen (und ich bin froh, dass er sich nicht in der Tasse schon gelöst hat). Übern Mülleimer leeren? Pustekuchen. Aufgequollener Tee verlässt nicht freiwillig das Röhrchen. Also schön unterm Wasserstrahl – und anschließend den Tee im Spülbecken einsammeln und ab in den Müll. Nur im Bodendeckel klebt es dann immer noch.

Pro-Tipp: Schraubendreher.

Möchte ich wirklich mit Trichter, Zange, Schüssel, Sieb und Schraubendreher greifen, um eine Tasse Tee zu trinken? Nein, dann greife ich lieber wieder zum Papierfilter.

(So nebenbei: als Klangröhrchen ist es auch nicht besonders tauglich)