Der Spiegel analysiert eine Immobilienanzeigenbörse und kommt zu dem Ergebnis, dass Geringverdiener an den Stadtrand müssen.
Sie haben die Anzeigen einer Immobilienanzeigenbörse ausgewertet und die Kaltmieten mit dem Vollzeit-Mindestlohn-Einkommen in Relation gesetzt. Üblicherweise sollte die Kaltmiete 30% des Nettoeinkommens nicht übersteigen. Für einen Single, der demnach 1428 Euro brutto bzw. 1060 Euro netto im Monat verdient, liegt die 30%-Grenze bei ca. 320 Euro.
In Berlin fällt das Zentrum und der Südwesten komplett weg. Die innenstadtnächsten Ortsteile sind Plänterwald und Wedding. In Hamburg ist bei der 30%-Grenze Wohnen nur noch südlich der Elbe möglich. In München gar nicht mehr. Selbst bei 40% nicht mehr. Und bei 50% in wenigen Außenlagen.
In meinen Augen kann diese Analyse nur eine Grundstimmung wiedergeben (München teurer als Berlin), für weitere Aussagen ist die Analyse nur bedingt geeignet.
Zum einen wurden Durchschnittswerte ermittelt, auch wenn mit einem speziellen Verfahren statistische Ausreißer beseitigt wurden.
Würde man statt des Mittelwertes den Median nehmen, wäre die Aussage wesentlich sinnvoller. Dann hieße es, dass 50% des Wohnungsmarktes (in den entsprechenden Wohnungsgrößen) für Mindeslohnempfänger bezahlbar wäre.
Noch besser wäre es, wenn anstelle eines starren Medians ein ortsabhängiges Quantil genommen wird. Das Quantil würde dann den Gesellschaftsanteil, die nicht mehr Geld im Monat zur Verfügung haben als ein Vollzeit-Mindestlohner entsprechen. Damit wäre nicht nur das Angebot berücksichtigt, sondern auch der Bedarf. Möglicherweise würde München etwas besser dastehen.
Das zweite Problem der Analyse wird mit einem Nebensatz angerissen:
Lediglich nachverhandelte Mieten und Wohnungen, die auf anderen Wegen vermietet werden, bleiben dabei außen vor.
Es gibt auch noch einen Wohnungsmarkt außerhalb dieser einen Maklerbörse!