Evangelische Kirche, Weltmeisterschaft und Zwangsprostitution
Heute im Visier: die Evangelischen Kirche im Rheinland, kurz EKiR.
Wir wissen es alle: die Kirche ist nicht mehr so hipp und angesagt wie vor einigen Jahrzehnten. Und in den neuen Bundesländern erst recht nicht (»Religion als Opium des Volkes«, Karl Marx). Die EKiR sah sogar Grund zur Freude, daß die Zahl der Kirchenausstritte gesunken ist — und das obwohl es immer noch doppelt so viele Aussteiger wie Einsteiger gibt! Vielleicht liegt es am leicht angestaubten Weltbild, daß die Kirche vermittelt? Da muß man jedenfalls etwas tun: Interessen wecken.
Fußball ist ein guter Anhaltspunkt. Er ist hochlebendig — und die Massen identifizieren sich damit. Warum nicht die Fußballweltmeisterschaft im Sommer zu Nutze machen?
Viele wissen es (noch) nicht: Fußball und Kirche sind eine Partnerschaft, die nicht erst zur Fußballweltmeisterschaft geschlossen wird.
Zugegeben ich wußte es auch noch nicht, liebe EKiR! Aber es wird nicht wirklich glaubwürdiger, wenn dann ein alter Präses noch über seine spannende Jugendzeit berichtet:
Ich hab´ mehr auf Asche gespielt als auf Rasen, ab zwölf Jahren im Tor — nach dem Kindergottesdienst.
Und damit man den Fußball als wahre Religion hervorhebt, bewirbt man gleich ein Fußballbuch mit dem Titel »Wenn du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen«. Naja, der ganze Artikel ist schon mehr als amüsant, wie die Gemeinsamkeiten von Fußball und Kirche hervorgehoben werden!
Und damit man zeigt, damit man es ernst meint, gibt es zur WM öffentliche Übertragungen, pardon Public Viewings (wir wollen ja modern bleiben) in der Kirche. Organisiert von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dürfen die ihr zugehörigen Kirchenhäuser Leinwände aufstellen und damit Leute in die Kirche holen (die Spielregeln).
Wunderbar! Vor dem Anpfiff wird gebetet und in der Halbzeit gibt es zur Bratwurst mit Bier noch eine Predigt über die dunkle Seite der WM: die Zwangsprostitution:
Eine dramatische Zunahme von Frauenhandel und Zwangsprostitution befürchtet die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) zur Fußball-Weltmeisterschaft vom 9. Juni bis 9. Juli in Deutschland. Dagegen zieht die Kirche die rote Karte. [..] Deshalb stellte der Präses gemeinsam mit Vertreterinnen und Vetretern von Verbänden und Institutionen, die sich für »fairen Sex« bei der WM einsetzen, vor, wie die rheinische Kirche das Thema in den kommenden Wochen aus dem Abseits holen will. [..] Erfahrungsgemäß steige bei Großveranstaltungen die Zahl der Zwangsprostitution.
(Danke für den Hinweis, Markus)
Anmerkung: EKiR scheint die direkten Seiten hinter den direkten Links verändert oder gelöscht zu haben.