Als wir im Wirtschaftsausschuss die Räume der neuen Bibliothek in Schöneweide begutachteten, erkundigte ich mich auch nach dem künftigen Namen. Der Arbeitstitel hieß „Alte Feuerwache”. Die Antwort kam prompt: „Mittelpunktbibliothek Treptow”. Ich monierte, dass der Name irreführend sei, weil es nicht Treptow ist. Die SPD belächelte und fragte mich, wie dann. Na Schöneweide!
Seitdem fragte ich mich, was eigentlich als Treptow bezeichnet werden kann?
- Ist es das Gebiet, was bis 1920 die Landgemeinde Treptow war? (Heutige Ortsteile Alt-Treptow, Plänterwald und Baumschulenweg ohne Späthsfelde)?
- Ist es das Gebiet, was von 1920 bis 1938 der Bezirk Treptow war (mit Oberschöneweide, ohne Bohnsdorf)?
- Ist es das Gebiet, was von 1938 bis 2000 der Bezirk Treptow war (ohne Oberschöneweide, aber mit Bohnsdorf und Späthsfelde)?
- Ist es das Gebiet, was von 1920 bis 1938 der Ortsteil Treptow war (also noch ohne Späthsfelde)?
- Ist es das Gebiet, was von 1938 bis 1945 der Ortsteil Treptow war (also vor der Teilung mit Baumschulenweg)?
- Ist es das Gebiet, was von 1945 bis 1997 der Ortsteil Alt-Treptow war (PLZ 12435)?
- Ist es das Gebiet, was seit 1997 der Ortsteil Alt-Treptow ist?
Ich wohne mittlerweile seit acht Jahren in einem Gebiet, was ich „Treptow” nenne. Auch wenn ich formal im Ortsteil „Plänterwald” wohne, sage ich das nie. Der gegenüberliegende Treptower Park prägt für mich den Namen. Die S-Bahn-Station. Der Hafen. Das Rathaus. Oder auch der Treptower Güterbahnhof (der eigentlich in Neukölln liegt).
Die Vorstellungen aber, was alles unter Treptow verstanden oder nicht verstanden wird, gehen sehr weit auseinander. Das führt häufig auch zu Missverständnissen. Es ist das Schicksal eines Ortsteiles, der namensgebend für einen Bezirk mehrere Jahrzehnte war, und in deren Zeit sich der Ortsteil aufteilte.
Noch im Straßenverkehr gibt es viele eher irreführenden Hinweiszeichen. Ich möchte nicht wissen, wieviele Menschen sich auf die Beschilderung nach Treptow verlassen, in Adlershof landen und von da keine weitere Ausschilderung mehr finden, weil innerhalb des Gebiets des Bezirks von 1938 bis 2000 so gut wie keine Hinweisschilder existieren. Und ich möchte auch nicht wissen, wieviele Leute diese Bibliothek nicht in Schöneweide erwarten.