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Homepage von René Pönitz

Online bestellen bei der ToskanaWorld - ein Abenteuer!

Ich habe im Internet bei Bestellungen ein grundsätzliches Prinzip: Gib niemals deine Kontodaten dem Anbieter. Überweise selber! Du weist nie, wie dilettantisch er sein kann. Nun habe ich es doch getan – und bereut. Im August bestellte ich Gutscheine für die Toskana-Therme in Bad Schandau ( toskanaworld.net ). Aufgrund fortgeschrittener Zeit warf ich diesen Grundsatz über Board!

Die Bestellung verlief reibungsfrei. Nach dem Absenden erlebte ich die erste Überraschung: obwohl alles vorher SSL-verschlüsselt war, wurde mir der erzeugte Gutschein in puren HTTP angezeigt.

Das heißt: es könnte jemand diesen Gutschein abgreifen. Ist zum Glück nicht eingetreten – aber es könnte. Denn der Gutschein gilt nur für den ersten, der mit dem Gutscheincode auf der Matte steht.

(Nachträglich fand ich heraus, daß die selbe URL auch mit HTTPS funktioniert hat. Also die Technik ist schon da – man nutzt sie nur nicht.)

Mich erreichte einige Minuten später eine unverschlüsselte E-Mail. Der Text liest sich verworren, die Verweise muß ich im Quellcode suchen. Da fand ich einen Link zum Gutschein und zu einer verschlüsselten Seite, in der ich meine Bankdaten lesen konnte.

Wenn jetzt der Blutdruck noch nicht bei 180 ist, dann spätestens zwei Stunden später, als noch einmal eine unverschlüsselte E-Mail mit den Bankdaten hinterherkam.

Wenig später erreicht mich noch ein Rundschreiben. Ich zweifle ja oft an mir selber, ob ich versehentlich und unbeabsichtigt doch zugestimmt habe. Doch umfangreichen Fußzeilen sei Dank: sie bedienen sich dem datenschutzrechtlich unzulässigen Opt-Out-Verfahren.

Glücklicherweise bin ich bei der Toskana-World einem anderen Prinzip treu geblieben: E-Mails nur im puren Text.

Ich zitiere aus dem Rundschreiben:

var gaJsHost = (("https:" == document.location.protocol) ? "https://ssl." :
"http://www.");
document.write(unescape("%3Cscript src='" + gaJsHost + "google-analytics.com/ga.js'
type='text/javascript'%3E%3C/script%3E"));

Noch mal auf der Zunge zergehen lassen: ein nicht durch den Kunden angeforderter Rundbrief soll den Abruf desselbigen protokollieren und an die USA übermitteln.

Ich habe den Anbieter angeschrieben. Bereits einen Tag später bekam ich Antwort. Sie dankten für die Anregungen, eine Freikarte als Wiedergutmachung gab es nicht!

Was konkret bisher umgesetzt worden ist, weiß ich nicht. Damit meine Kontodaten nicht mehr sichtbar sind, muß ich schon einmal erinnern. Mitte September bekam ich noch einmal Post von ihnen. So haben wohl „noch einen zusätzlichen Sicherheitsschlüssel eingebaut [..], der nun dazu beiträgt, daß der Benutzer auch seine eigenen Bankdaten nicht noch einmal sehen kann.„, so eine Meldung noch von Mitte September. Die Formulierung ist etwas unglücklich. Ich rätsel immer noch, was sie genau getan haben.

Ehe aber nun alle Welt auf die böse Toskana-World drauf haut: es ist leider nur einer von vielen Anbietern, die sich mit Datenschutz und Datensicherheit nur sehr geringfügig befassen.

(Es hat zum Glück niemand den Gutschein vorher eingelöst. Die Beschenkten waren mit dem Bad ansonsten soweit zufrieden.)

Die Königsbrücker Straße - Wenn der Pflug durchs Gehirn fährt!

Ich wohne ja nun schon einige Jahre in Berlin, dennoch verfolge ich gerne noch aus der Ferne, was in der sächsischen Landeshauptstadt passiert. Und ein Thema, was schon seit mehr als 15 Jahren die Stadt beschäftig ist — nein, ausnahmsweise nicht die Waldschlößchenbrücke — die Sanierung der Königsbrücker Straße.

Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten

Auch wenn es traurig ist — aber das Lied wurde heute wieder mehr als aktuell. Oder fällt einem etwas anderes ein, wenn bei der Aufnahme von Koalitionsvereinbarungen ein Partner bereits nach einer Stunde die Gespräche für gescheitert erklärt?

Diese Stadt hat genügend andere Probleme als zu wenig Autobahnen. Im Zweifel wäre es der Verhandlungspoker, mit der man sich dafür an anderer Stelle durchsetzen kann (»aber ihr wolltet doch keine A100«). Doch so kann man nur sagen: mit der Vision Rot-Grün haben die Sozialdemokraten Wahlkampf gemacht, doch sie wollten es nie wirklich! Was bleibt da noch anderes übrig, als das alte Lied der Sozialdemokraten wieder auszugraben. Vor einigen Jahren hatte es Mark-Uwe Kling schon getan: Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten.

Und das ganze schöne Geld. Wer hat's an die Reichen verbraten.
Das warn' doch, sag mal warn das nicht die Sozialdemokraten?
Und meine ganzen persönlichen Daten wer hat die ans BKA verraten
und wer hat keinen einzigen fähigen Kanzlerkandidaten?

PS: Vielleicht lässt er sich ja inspirieren — und baut eine Berlin-Version?
PPS: Nicht uninteressant sind auch die Gesten der Zuschauer auf einzelne Textzeilen.

Mein erstes politisches Mandat

Wie man sicherlich auch im letzten Winkel der Republik mitbekommen hat, wird im Berliner Abgeordnetenhaus künftig eine neue Partei vertreten sein: die Piratenpartei.

Und sie ist nicht nur ins Abgeordnetenhaus eingezogen, sondern auch in alle 12 Bezirksparlamente (korrekt heißt es »Bezirksverordnetenversammlungen«). Und ich bin mit ihnen eingezogen — in die von Treptow-Köpenick.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich vor einigen Monaten zu einem Treffen ging, als gerade die Bezirkskadidaten aufgestellt worden sind. Damals war ich noch etwas unsicher, ob ich diesen Schritt gehen sollte. Da aber auch Nachrückkandidaten gebraucht werden (eine Wahlperiode geht immerhin 5 Jahre), ließ ich mich aufstellen — auf den 4. Listenplatz. Nach den damaligen Prognosen und Erwartungen hätten die Piraten 2 oder höhstens 3 Sitze belegt. Man darf nicht vergessen: Treptow-Köpenick ist ein Außenbezirk.

Und nun?

Wir haben fünf Sitze (bei 9,2%) und haben um wenige Wählerstimmen sogar den 6. Platz verpaßt. Aber leider nur vier Leute. Die taz betitelte es nett mit »Piraten werden knapp«. Der Spiegel nannte es »Anfängerfehler«. Aber Hand aufs Herz: man hätte noch Anfang September jeden für verrückt erklärt, der den Piraten 9% prophezeite.

Was mir in den letzten beiden Wochen aufgefallen ist:

  • Häufig wird über Protestwähler geredet. Ja, die wird es gegeben haben, keine Frage. Die optimistische Formulierung von Protestwähler ist übrigens Hoffnungswähler — nur warum redet niemand über sie? Aber egal, was sie waren: nun hat die Piratenpartei die Chance, diese zu überzeugten Wählern zu machen. Nicht weniger beliebt ist auch das Argument, die Piraten würden Nichtwähler addressieren — doch mal ehrlich: ein BWLer würde es Marktlücke nennen.
  • Häufig wird man über den Frauenanteil angesprochen. Ich verweise da einfach mal an ein paar Positionen von Piratinnen. Und Frau Dorothee Bär: wer hat gesagt, daß der Begriff »Piratin« in Piratenpartei verboten ist?. Es gibt sogar Piratinnen.
  • Nicht selten wird der Name belächelt. Captain Jack Sparrow läßt grüßen. Nunja.
  • Was mich immer noch wundert, ist der Erfolg mit 9%, während die anderen sechs Landtagswahlen mit ungefähr 2% ausgingen. In Baden-Württemberg verstehe ich es, da galt die Devise: Mappus muß weg. Aber in Hamburg? Oder in Bremen? Was ist in Berlin anders?

Die Wahl ist nun zwei Wochen vorbei — und wir stehen vor den ersten Hürden: wir müssen uns arbeitsfähig machen! Ende Oktober wird es die erste Sitzung geben!

Ähnlich wie die 15 Abgeordneten auf Landesebene haben wir auf Bezirksebene wenig Vorerfahrung. Aber wir wachsen mit unseren Herausforderungen. Und die bestehen zur Zeit beispielsweise darin:

  • Strukturen für die Transparenz unserer Arbeit (und letztendlich auch die der BVV) aufzubauen.
  • regelmäßige Treffen mit den Mitgliedern in Treptow-Köpenick (derzeit ca. 50).
  • Sondierungsgespräche zu führen (die Töne sind bekanntlich nach der Wahl angenehmer)
  • Bildung einer Fraktion — das ist Bürokratie, aber auch Voraussetzung, um bspw. Ausschüsse mit zu besetzen. Hier brauchen wir eine Satzung, Vorsitzenden, ggf. Personal etc.
  • Verinnerlichen der rechtlichen Rahmenbedingungen

Auf jeden Fall läuft man nun anders durch den Bezirk. Nun ist man nicht mehr derjenige, der meckern darf, wenn etwas nicht so gut läuft. Nun ist man einer von denen, die mitgestalten.