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Homepage von René Pönitz

Ganz großes Kino

Ich betrat am vergangenen Wochenende einen Kinosaal. Die Vorstellung war ausgebucht, kein Platz mehr frei. Um 16 Uhr sollte es losgehen — doch es passierte nichts. Noch nicht einmal die obligatorische Werbung.

Nach Ablauf des akademischen Viertels tritt ein Moderator vor die Kinoleinwand — was sicherlich etwas ungewöhnlich ist. Nach einer allgemeinen Begrüßung erzählte er, dass die Vorstellung ausverkauft sei — allerdings hätte Universal als Rechteinhaber den falschen Schlüssel geschickt und es würde ungefähr eine dreiviertel Stunde dauern, bis der Film gezeigt werden kann. In dem Moment dachte vermutlich jeder noch 'Der Schenkelklopfer ist gut. Ok. Nun werf endlich den Streifen an.' Doch der Mann trat nicht zurück. Er bekundete noch einmal sein Bedauern. Selbstverständlich kann man die Eintrittskarte auch wieder zurückgeben. Sie hoffen, jemand von Universal zu erreichen — was aber am Wochenende schwer ist. Seiner Ansicht nach passieren solche Pannen hin und wieder auch im regulären Kinobetrieb.

Im Kinosaal spürte man die Überlegungen: Gehen oder Bleiben? Es lichtete sich schon etwas, als der Moderator nach wenigen Minuten stolz verkündete, jemand von Universal erreicht zu haben. Die Fluchtwelle war gestoppt.

Doch es dauerte noch gut eine halbe Stunde, dann erschien der Moderator erneut vor der Leinwand, dieses Mal in Begleitung einre Frau. Er stellte sie als eine von Universal auch, auch wenn sie selber nichts sagte. Jedenfalls hatte Universal drei Schlüssel geschickt, die alle nicht funktionierten. Ein vierter sei noch unterwegs, den würde man noch testen wollen.

Und nach weiteren 10 Minuten kam die Botschaft, die Vorstellung fällt aus. Es gibt einen Nachholtermin mitten in der Nacht. Und wer das nicht in Anspruch nehmen möchte, erhält das Geld zurück. Von der Stunde Zeitverlust ganz zu schweigen.

NDR-Dokumentation: Die Atomlüge

Absolut sehenswert: 45 Min — Die Atomlüge vom NDR

Verfolgt man dieser Tage die Meldungen zu Japan, so hat man nicht unbedingt den Eindruck, als hätten die Japaner die Katastrophe so langsam in den Griff bekommen. Vielfach wird über den Betreiber der Kernkraftwerke geschimpft, teils auch auf die Behörden. Teilweise waren Mängel bekannt usw. usf. Und hierzulande stellt sich unsere Kanzlerin mit strahlenden Gesicht hin und behauptet, die deutschen AKWs »gehören zu den weltweit sichersten« — meint zumindest der TÜV Süd. Und dahinter stecken unter anderem auch die Betreiber der AKWs.

Die Autorin Gesine Enwaldt geht in ihrer 45-minütigen Dokumentation einigen nicht ganz unwesentlichen Fragestellungen nach. Im Ergebnis hat die Reportage schon fast den Charakter einer Realsatire — und wenn das Thema nicht so bitter ernst wäre, könnte man schon wahrlich darüber lachen.

Nach einigen Einblicken in das AKW Krümmel kommt schon die erste spannende Frage: Weiß eigentlich jeder, was zu tun ist, wenn es zu einem Unfall kommt? Und die gezeigten Mitschnitte sind schon erschreckend. Für den Störfall sind vor allem für Kinder zur Verhinderung von Schilddrüsenkrebs Jodtabletten notwendig — doch die werden nicht in den Kindergärten und Schulen im Umkreis der AKWs gelagert, sondern im Falle von Krümmel im Gesundheitsamt. Das heißt, die Behörden, die dann wohl ohnehin unter Vollast laufen, sollen dann noch Kuriere in die Krisenregion schicken. Ein befragter Lehrer würde den Katastrophenplan für einen Brand auf auf einem Atomunfall anwenden und die Kinder auf dem Schulhof sammeln.

Auch andere Fragen blieben ohne eine verlässliche Antwort: Wer ist beispielsweise verantwortlich für die Krisenbeseitigung? Der AKW-Betreiber? Die Freiwillige Feuerwehr? Der Kerntechnische Hilfszug aus Karlsruhe? Das Militär wie in Tschernobyl?

(Ich weiß nicht, wie lange das Video da zu sehen sein wird.)