Die Unesco und die Zukunft von Dresden
In Kanada findet derzeit das alljährliche Treffen der UNESCO statt, bei dem unter anderem Berlin für Gründersiedlungen der 20er Jahre einen Antrag gestellt hat — und natürlich das alte leidige Thema: das Dresdner Elbtal. An der Stelle möchte ich auf zwei interessante Beiträge verweisen:
Die Bürgerinitiative Elbtunnel Dresden hat sehr umfassend den UNESCO-Antrag (Achtung: 24 MB) auseinandergenommen. Eine Brücke war nicht eingezeichnet:
Und die Sächsische Zeitung veröffentlichte einen Text von Udo Becker, Inhaber des Lehrstuhls Verkehrsökologie der TU-Dresden, in dem um die Frage geht: »Wie sieht ein zukunftsfähiges Verkehrssystem für Dresden aus?« (Kurzfassung):
Eine sehr schöne Aussage finde ich dabei folgende:
Wenig Verkehr — viele missverstehen das als »wenig Mobilität«
Diese Erkenntnis ist sehr wichtig: Mobilität ist der Nutzen (ich will ins Kino), der Verkehr stellt den Aufwand für diesen Nutzen dar (um ins Kino zu kommen, muß ich von A nach B). Das Ziel ist es also, eine hohe Mobilität mit wenig Verkehr zu erreichen — und nur dieses Ziel ist volkswirtschaftlich gesehen sinnvoll.
Insgesamt geht es in dem Text nur am Rande um die Waldschlößchenbrücke, vielmehr geht es um die Zukunft. Um steigende Energiepreise. Um Mobilität. Um Wechselwirkungen zwischen ökonomisch, ökologisch und sozial. Es geht um das ganze Wirken. Und wer den Text verstanden hat, wird sicherlich auch zu der Erkenntnis kommen, daß der Bau der Waldschlößchenbrücke (auch) ein volkswirtschaftliches Desaster ist.
Update: Dresden bleibt auf der roten Liste. Zum Originaltext der UNESCO.
Bisherige Kommentare (3)
Kommentar von Mehlstaub
Der Auszug aus den Dresdener Heften von Prof. Becker ist wirklich sehr interessant. Habe ich auch gleich mal bei mir verlinkt.
Dass das Dresdener Elbtal auf der roten Liste beleibt finde ich nicht gut, weil man davon ausgehen kann, dass das Hin-und-her nun weitergeht. Ich glaube eine eindeutige Entscheidung wäre besser gewesen. Aus meiner Sicht gibt es sowieso nur zwei Wege: Entweder die blöde Brücke wird gebaut oder das Gezanke geht weiter. Vielleicht sollte man sich lieber dafür einsetzen, dass die Brücke am Ostragelände, die Stefan neulich in seinem Umgebungsgedanken-Blog vorgestellt hat effektiv verhindert wird, bevor auch dort das Regierungspräsidium mit eiserner Hand entscheidet.
Kommentar von Nini
Mit Blick auf die in Deutschland laufenden Gerichtsverfahren habe man sich jedoch entschieden, Dresden mehr Zeit zu geben, hieß es in dem Beschluss. »Das Komitee war der Meinung, dass den Gegnern des Brückenbaus die Chance auf einen Erfolg gegeben werden sollte und dass der Verbleib der Stätte auf der Liste diesem Kampf helfen könnte.«
Naja. ich hätte konsequent die Streichung befürwortet. Es gab doch schon genug Warnungen und Gnadenfristen. Irgendwann müssen sie konsequent sein. Man sieht doch, dass kein Politiker etwas ändern will. Der zweite Bürgerentscheid wurde auch abgeschmettert.
Und ehrlich gesagt rechne ich dem Tunnel vor Gericht auch keine großen Chancen aus, im ersten Beschluß wurde doch schon mal gegen Fledermaus entschieden.
Kommentar von René
Eine letzte Chance zu geben ist fair — aber Dresden hat nun mehr oder weniger erklärt, daß sie diese nicht nutzen möchte. Da die Unesco noch ein paar Tage, sollte sie sich Dresden noch einmal auf die Agenda setzen und Konsequenzen ziehen.
Kommentar verfassen
Bisherige Trackbacks (0)
Es wurde noch kein Trackback empfangen!