Mitfahrgelegenheiten 2015
Vor zwei Jahren gab es eine kleine Revolution unter den Börsen für die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten. Der damalige Platzhirsch mitfahrgelegenheit.de führte ein verbindliches Buchungssystem inklusive 11% Provision ein, woraufhin viele Nutzer sich nach Alternativen umschauten. Im gleichen Atemzug entwickelten sich unheimlich viele neue MFG-Börsen. Und so manche alte erwachte wieder. Ich habe damals die aufkommenden Alternativen vorgestellt. Meine persönliche Hoffnung setze ich auf Suchbörsen wie Fahrtfinder, die eine Vielzahl von Plattformen absuchen können.
Fernbus und neues Monopol
In zweieinhalb Jahren ist vieles passiert. Leider nur wenig zum Guten!
Auf der politischen Bühne konnte die FDP ihren Willen mit der Fernbusliberalisierung durchsetzen. Damit ist die Bedeutung der Mitfahrgelegenheit insgesamt gesunken (Über das Pro und Contra kann sicherlich lange diskutiert werden – ich hätte es toll gefunden, wenn die Bedeutung der MFG zugunsten der Schiene verloren hätte).
Carpooling, die alte Firma hinter mitfahrgelegenheit.de und mitfahrzentrale.de, hat nicht überlebt. Sie wurde von blablacar aufgekauft. Die alten Plattformen mitfahrgelgenheit und mitfahrzentrale werden demnächst abgeschaltet.
Eine Konsolidierung der anderen Portale ist bereits eingetreten. Viele Portale sind auch schon wieder abgeschaltet (ich habe auch einen Friedhof angelegt). Viele sind zwar noch online, aber ungenutzt.
Meine Hoffnungen nach den Suchbörsen erfüllte sich leider nicht. Zwar sind diese (auch aus eigener Erfahrung) noch ungemein praktisch und ich kenne immer noch einige Leute, die diese stets als ersten Anlaufpunkt nutzen. Vielen sind sie aber immer noch kein Begriff.
Damit einhergehend hat sich auch mein Wunsch der Verhinderung eines neuen Monopols nicht erfüllt. Es gibt wieder eines. Und das ist nicht bessermitfahren, die vermeintlich beste unter den Plattformen, sondern blablacar.
Und ich hatte schon Mitfahrer, die mit der Abkürzung MFG nichts anfangen konnten.
Inserate auf fünf Plattformen
Ich selbst inseriere seitdem auf bis zu fünf Portalen. Dabei liegt mein Originalinserat bei bessermitfahren. Von da lege ich dann die Kopien in der Regel bei blablacar und gelegentlich bei flinc, fahrgemeinschaft und mitfahren an.
Wenn ich selbst eine Mitfahrgelegenheit suche, dann greife ich zu fahrtfinder. Ich habe in den zwei Jahren nie bei einem Portal direkt gesucht.
Während meiner Fahrten frage ich in der Regel, woher die Leute mein Inserat gefunden haben. In letzter Zeit gefühlt 90% blablacar. Der Rest teilt sich auf bessermitfahren und fahrtfinder.
blablacar
Leider kommt man derzeit an der Benutzung von blablacar nicht herum. Es ist an sich kein schlechtes Portal. Es sind leider einige Features und Restriktionen, die enorm nervig sind. Aber vermutlich auch gewollt. Einige Beispiele:
- In der Regel verlangt ein Fahrer für eine Gesamtstrecke weniger als die Summe aller Teilstrecken zusammen (dieses Feature ist bei mitfahren sehr gut, aber umständlich gelöst). Bei blablacar wird der Gesamtpreis aus den Teilstrecken gebildet. Das ist blöd. Denn dann wird die Gesamtstrecke teurer angezeigt als nötig und niemand findet mich. Also reduziere ich eine (in der Regel unwahrscheinliche) Teilstrecke, so dass die Gesamtstrecke passt. Ich erkläre das im Anzeigentext. Damit nehme ich Anfragen von Leuten in Kauf, die den Text nicht gelesen haben.
- Zwei Inserate müssen mindestens zwei Stunden auseinanderliegen. In bestimmten Situationen ist es aber sinnvoll, mehrere Anzeigen in kürzeren Abständen zu schalten. Zum Beispiel, wenn man in einer kleineren Stadt startet, die meisten aber erst ab der benachbarten Großstadt mitfahren (z.B. Pirna-Dresden-Berlin). Die meisten Suchbörsen unterstützen die Teilstrecken nicht. Da inseriere ich lieber zwei (Pirna-Berlin und Dresden-Berlin).
- Nach der Abfahrtszeit kann die Anzeige nicht mehr verändert werden (Erlebtes Beispiel: Abfahrt Berlin. Spontane Absage eines Mitfahrers, zudem GDL-Streik. Ich wollte die Abfahrt um ca. 45min ans andere Ende der Stadt verlagern für andere Interessenten. Ich hatte eine Dublette 2:10 später inseriert und im Text das erklärt. Und das hatte noch geklappt)
- Am besten klappt die Abstimmung immer noch per Telefon. Das sagt auch blablacar. Damit ein Telefonat aber zustande kommt, muss der potentielle Mitfahrer dem Fahrer erst eine Nachricht über das Portal schicken. Dann muss dem Mitfahrer auffallen, dass sich ein kleines Detail auf der Seite geändert hat, so dass er die Nummer des Fahrers angezeigt bekommt. Alternativ muss sich der Fahrer beim Portal anmelden. In der Bestätigungs-SMS ist die Nummer nicht (mehr) enthalten. Das ist umständlich. Besonderen Spaß macht es, wenn man vor der Fahrt in Funklöchern ist.
Das sind nur einige der Nachteile.
Vision
Meine Vision ist die Trennung von Portalen, wo ich Fahrten einstelle von Portalen, wo ich suche. Als Anbieter von Fahrten kann ich nämlich dann diese Seite nutzen (z.B. Besser Mitfahren), die mir am besten zusagt – und mir ist dann völlig egal, wo und mit welchen Endgeräten du suchst. Und als potentieller Mitfahrer suche ich eben da, wo es dir am besten gefällt (z.B. Fahrtfinder) – und es ist dir völlig egal, mit was und welchen Endgeräten ich die Fahrt einstelle. Und es ist auch völlig ok, wenn Portale auf beiden Seiten unterwegs sind (z.B. Fahrgemeinschaft).
Die Schnittstelle am Ende sind letztendlich nur wenige Angaben: Wann – Startort – Zielort – Preis – Uhrzeit – Link zum Portal oder gar Telefonnummer.
Denn damit löst man dieses Phänomen, dass eine neue Seite eine kritische Masse braucht und diese ganze Welt zu Monopolen umkippt.
Prognose
Es ist mit Sicherheit kein Geheimnis mehr, dass blablacar sich Einnahmeoptionen überlegt. Sie haben sehr viel Geld in Marketing gesteckt. Sie haben den bisherigen Platzhirsch gekauft. In Frankreich nehmen sie schon Vermittlungsgebühren. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und der Form. Man kann aber davon ausgehen, dass sie den Fehler von mitfahrgelegenheit.de nicht noch einmal wiederholen!
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