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über Witze und Sprüche

Redewendungen in Behördendeutsch

Man kann alles verkomplizieren. Auch Redewendungen. Das habe ich einmal probiert.

Eine alte Oma ist kein D-Zug
Eine betagte Großmutter fällt nicht in den Anwendungsbereich des Allgemeinen Eisenbahngesetzes, da es sich bei der Erstgenannten nicht um ein Schienenfahrzeug handelt, das sich durch besondere Schnelligkeit auszeichnet.
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Wer durch Eintritt eines Ereignisses materielle oder immaterielle Nachteile erleidet, wird sich um verachtende oder ehrverletzende Meinungen nicht bemühen müssen.
Wer A sagt, muss auch B sagen
Nach Nennung des ersten Buchstaben des deutschen bzw. lateinischen Alphabetes ist unmittelbar ohne über das übliche Maß hinausgehende Verzögerung mit der Nennung des unmittelbar darauf folgenden Buchstabens fortzufahren.
Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln
Agrar-Produzenten mit dem größtmöglichen Mangel an Intelligenz, Wissen und Weisheit bringen die voluminösesten Knollen der Solanum-Tuberosum-Pflanze hervor.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Die Erfolgsrate zur Erlangung eines wirbellosen Kleinsttieres steigt für gefiederte Wirbeltiere in den Stunden des Morgengrauens.
Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird
Die Temperatur einer frisch durch Wärmeeinwirkung zubereiteten Speise nimmt vor dem Verzehr ab.
Kommt Zeit, kommt Rat.
Das permanente Fortschreiten der Gegenwart erzeugt die spezifische und benötigte Erkenntnis zur Abwendung eines Risikos oder eine Gefahr.
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Jede Daseinsform und jede Aktivität hat exakt einen natürlichen Schlusspunkt. Eine Ausnahmeregelung besteht lediglich bei mit Fleisch, Speck und Gewürzen gefüllten Därmen. In diesem Fall sind exakt zwei natürliche Schlusspunkte festgesetzt.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
Das Ablehnen von psychischen und/oder physischer Handlungen, die bei einem selbst ein Missempfinden, eine Beeinträchtigung oder ein Schad-Erlebnis auslösen, sollte ausreichend sein, derartige Handlungen bei Dritten nicht durchzuführen beziehungsweise zu unterlassen.
Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.
Was einem Agrar-Ökonom außerhalb des eigenen geschmacklichen Erfahrungshorizonts liegt, wird er wohl nicht über den Mund in den Verdauungstrakt zuführen.
Das schlägt dem Fass den Boden aus.
Ein Vorgang, bei dem einem walzenförmigen Gebrauchsbehälters erfolgreich durch Schlageinwirkung die Unterseite abgetrennt wurde.
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
Die Verrichtung von Tätigkeiten, welche im chronologischen Zeitabschnitt bis zum darauffolgenden Tageswechsel vollzogen werden können, sollten nicht auf den unmittelbar darauffolgenden 24h andauernden Zeitabschnitt verschoben werden.
Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss nehmen was übrig bleibt.
Antragstellende, welche nicht in der Lage sind, einen verabredeten Zeitpunkt oder Termin fristgerecht einzuhalten, haben – unabhängig von der Frage des Verschuldens – keinen Anspruch auf das Vollsortiment und müssen im Falle des Falles mit einer reduzierten Menge Vorlieb nehmen.
Die Kirche im Dorf lassen
Bei Beabsichtigung der Ortsveränderung von Sakralbauten ist darauf zu achten, dass diese die Grenzen der jeweiligen Gebietskörperschaft nicht überschreitet.
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!
Nach Schaffung einer Vertiefung im Erdboden mit dem Zweck, dass eine dritte Person da drin versinkt, wird anstelle des Dritten selbst versinken.
Nur die Harten kommen in den Garten.
Ausschließlich gefestigte und widerstandsfähige Personen und/oder Pflanzen werden die Möglichkeiten haben, einer botanischen Außenanlage zugeführt zu werden.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!
In chronologischer Reihenfolge sind zunächst Erwerbstätigkeiten vorzunehmen und abzuschließen, ehe mit Unterhaltungstätigkeiten begonnen werden kann.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Es ist empfohlen, den chronischen Abschnitt zwischen Sonnenauf- und dem unmittelbar darauffolgenden Sonnenuntergang, nicht vor Abschluss letzteren mit Zuspruch, Applaus oder Komplimenten zu würdigen.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Es ist keine Person, die im Sinne der Handwerksordnung zum Führen des Meister-Titels berechtigt ist, bekannt, welche grundlos von einem nicht näher präzisierten Ort deutlich oberhalb der Erdoberfläche unter Berücksichtigung der Gesetzgebung der Schwerkraft sich zur Erdoberfläche hin bewegt hat.
Stetes Wasser höhlt den Stein
Der dauerhafte Einsatz kleiner, kugelförmiger Flüssigkeitskörper bewirkt bei einem geologischen Festkörper eine substanzkostende Ausrundung.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Eine durch ein Kernobstgewächs entstandene Frucht wird bei einer durch Schwerkraft angetriebenen Bewegung nach unten in unmittelbarer geographischer Nähe die Erdoberfläche erreichen.
Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was
Es ist festzuhalten, dass der aktuelle geographische Punkt nicht in einer Aufzeichnung einer Fernsehsendung liegt.

Streikwelle beim Patentamt

heise: Neue Streikwelle beim Europäischen Patentamt:

Prüfer von Anträgen auf gewerblichen Rechtsschutz am Europäischen Patentamt (EPA) legen [..] am heutigen Mittwoch in einer großen Protestaktion erneut die Arbeit nieder. Mit dem Ausstand wehren sie sich gegen ein neues Beurteilungsverfahren und den Kurs des Managements, die ihrer Ansicht nach vor allem auf einen quantitativ hohen Ausstoß an Monopolrechten angelegt sind und eine ernsthafte Prüfung von Patentansprüchen nicht mehr zulassen.

Es ist ein Streik, bei dem es nicht um Gehaltserhöhung oder Arbeitsplatzerhalt geht, sondern darum, daß die Arbeit auch gewissenhaft ausgeführt werden kann. Und das ist gerade beim Patentamt wichtiger als das quantitative Durchwinken (u.a. von Trivial-)Patenten.

Kein Kanalwechsel in der Werbepause?

Das Trivialpatent des Tages ist bereits 2003 von Philips angemeldet worden:

Gerät und Methode zum Verhindern des Kanalwechselns während der Werbung

Wer möchte sich allerdings freiwillig so einen Fernseher kaufen, der weniger Funktionen biete als andere? Keiner, oder? Also muß es ja andere geben, die das Gerät interessant finden. TV-Sender zum Beispiel. Die könnten diesen Fernseher doch wunderbar subventionieren, damit er zum Dumpingpreis verkauft wird. Funktioniert dann in etwa so wie mit dem Volksempfänger aus dem Jahre 1933. (vgl. Spiegel)

Trivialpatent des Monats: Kontextmenüs

Nach den BigBrother-Awards nun die Kürung des Softwarepatents des Monats. Dieses Mal: Kontextmenus

Der Benutzer markiert irgendeinen Punkt auf dem Bildschirm (z.B. Mauszeiger) und löst eine Aktion aus (z.B. Mausklick). Daraufhin erscheint ein Menü.

Und für April fällt die Wahl schwer. Ich pendel noch zwischen den skalierten Zahlen und der Darstellung von Herzfrequenzen.

Was mich hierbei wundert: einer der Initiatoren vom nosoftwarepatents-award ist 1&1 Internet AG / GMX.

Leitfaden zur Patentierung computerimplementierter Erfindungen

Die Bitkom veröffentlichte einen »Leitfaden zur Patentierung computerimplementierter Erfindungen«. Das kuriose dabei ist, daß sie damit »insbesondere auch auf die Interessen kleinerer und mittlerer Unternehmen« eingehen, obwohl sich unter ihren Mitgliedern viele große Firmen befinden.

Neben den durchaus informativen Randbemerkungen, zieht sich ein roter Faden durch das gesamte Dokument, der in etwa nur sagt: »Mit Patenten stehst du besser da, als ohne.« Belegt wird das insbesondere in Kapitel 2.4, in dem man die insolventen Technologieunternehmen ohne Schutzrechte (302 Insolvenzen) denen mit Schutzrechte (133) gegenüberstellt (was auch immer ein »Technologieunternehmen« ist). Besonders wird den kleinen Unternehmen sprichwörtlich »Honig ums Maul geschmiert«, z.B. »Oft sehen sich kleinere und mittlere Unternehmen bei Verhandlungen mit Großunternehmen zu Unrecht in der schwächeren Position« — was aber widerrum auch nur funktioniert, wenn der kleine die wirklich besseren Karten in der Hand hält.

Das Fazit der Bitkom lautet wie folgt:

Eine Analyse der Patentanmeldungen zeigt, daß in der Software produzierenden Industrie ein großer Nachholbedarf bei der Anmeldung von Patenten besteht. Gerade mittelständische ITK-Unternehmen könnten sich wirtschaftliche Vorteile sichern,wenn sie ihre computerimplementierten Erfindungen künftig häufiger durch Patente schützen.

Auch wenn die Aussage sich insbesondere auf computerimplementierte Erfindungen bezieht, fällt das Schlagwort Software auf. Ob man damit den Wunsch kleiner Unternehmer wecken will, daß Software künftig auch patentiert werden soll? Schließlich ist diese Richtlinie im Juli abgelehnt worden! Völlig verschwiegen wird z.B. die gängige Praxis des europäischen Patentames in Bezug auf Trivialpatente, die lediglich aufgrund der Gesetzeslage derzeit keine Gültigkeit haben. (vgl. Themenmixer)

Ideenlose Automobilbauer

Lesetip: Von der schwierigen Suche nach guten Autonamen

Wie wäre es mit einer Lockerung des Markenrechtes, damit die Innovation in der Werkstatt und nicht am Schreibtisch entsteht. Oder noch besser: ein Namensrecycling. (vgl. Konrad Mühler)

Und wenn wir schon bei Namenspatenten sind, kann man den Bogen zu den Trivialpatenten gehen:

In China lasse ich mir die Gabel patentieren. Das geht, weil der Richter immer nur mit Stäbchen gegessen hat und keine Ahnung hat, was man mit einer Gabel machen kann.

Die treffende Reaktion zum »Ich muß nicht draufklicken«-Patent von Eolas. Das schöne an der Sache ist, daß ein Befürworter für Trivialpatente zum Schadensersatz in Höhe von 521 Mio USD verurteil ist — und nun reagiert und das Programm umbauen möchte. Viel Spaß, es hätte sicher auch andere Auswege gegeben!

Softwarepatente, Musikindustrie und Pässe

Kommen Softwarepatente durch die Hintertür?

So dürften die Strafverfolger etwa in Abstimmung mit Rechtsanwälten künftig die Konten von Eltern einfrieren, deren Kinder sich illegal Musik im Internet heruntergeladen haben könnten.

Als ob der Satz noch nicht haarsträubend genug wäre, das letzte Wort sollte man sich besonders auf der Zunge zergehen lassen!

Und nebenbei: noch gibt es sie, die guten alten, biometriefreien Pässe. Aber vermutlich nur noch diesen Monat, als greift zu! Sie sind 5 oder 10 Jahre gültig und kosten wesentlich weniger als die Ausweise mit den »Schily-Bohnen«!

Wenn man zu viele Webseiten baut...

Man hat zu viele Webseiten gebaut, wenn:

  • man die gesamte Wohnung mit position:absolute verplant und Platzmangel mit negativen margin ausgleichen wird
  • man sperrische, im Weg stehende Gegenstände mit float:left weggechoben werden
  • man der Wohnung einen neuen Anstrich mit background-color, background-repeat und background-image geben will.
  • man zum Streichen der Wohnung background-image und background-color ansetzen will – und die Ränder zugleich mit margin, border und padding definiert werden!
  • man das Wort padding hört und natürlich sofort an Abstand zwischen der Wand und der Schrankwand denkt.
  • man beim Erstellen der Einkaufsliste sich erst einmal Gedanken über den list-style-type macht.
  • man sämtliche besuchte Plätze und Gebäude mit :visited auf der Landkarte hervorgehoben werden
  • man in Kontaktanzeigen die Traummaße der gesuchten Frau mit min-height und max-height angibt.
  • man die Akten auf dem Schreibtisch mit z-index sortiert werden.
  • man in amtlichen Formularen ein overflow:scroll; vermißt
  • man sich visibility:hidden wünscht, weil gerade der unbeliebter Besuch klingelt.
  • man die Musik des Nachbarn mit volume:x-soft leiser mache will oder gleich die Musik play-during:url(klassik.mid) verändert.