Die Wikipedia und die einstweilige Verfügung
Nun haben es die Eltern tatsächlich geschafft: die deutsche Eingangsseite zur deutschen Wikipedia ist gesperrt. Glückwunsch!
Dabei ging es am Ende nur um die Veröffentlichung des bürgerlichen Namens (Neudeutsch: Realname) eines Verstorbenen „Hackers” namens Tron. Die Eltern des Verstorbenen wollten nun diesen wieder entfernt haben.
Das hätten sie zugegebermaßen auch etwas einfacher haben können: es kann schließlich jeder die Artikel bearbeiten. Fügt man diesen noch einen kleinen Kommentar an, mit dem man um Verständnis bittet, würde sicher danach kein Hahn mehr krähen. (Ja, es gibt noch die History).
Dafür haben die Eltern mit der einstweiligen Verfügung eine Menge Staub aufgewedelt. Nicht nur, weil das Amtsgericht Charlottenburg dabei etwas ziellos vorgegangen ist und der Name trotzdem erreichbar bleibt, sondern auch weil das Thema sehr brisant ist und sich gesamte Netzlandschaft zerkaut wird, wenn die Wikipedia nicht erreichbar ist.
Eine wichtige Frage spielt dabei die Zensur. Denn so wie es hier nur ein Name ist, könnte es das nächste Mal ein negativer Kommentar über eine Firma sein (siehe bspw. meine Fanpost) – oder die Familie Klumm.
In diesem Falle hätte es allerdings nicht geschadet, den Namen wieder zu entfernen! Sicher war er eine Person öffentlichen Interesses gewesen, aber eigentlich nur unter seinem „Künstlernamen”. Ist es für die Enzyklopdie so wichtig, unbedingt den bürgerlichen Namen zu erwähnen?
Anmerkung: Der Name TRON wurde als Marke 1999 angemeldet u.a. für das „Erstellen von Programmen für die Datenverarbeitung”.
Bisherige Kommentare (3)
Kommentar von Matthias
So wie ich das gelesen habe ging es den Eltern nicht um die Seite wikipedia.de i. a. sondern lediglich um den Artikel. Auch Gesprächsversuche des Anwalts (RA Kurz) der Eltern mit Wikipedia wurden von W. weitgehend abgeblockt.
Desweiteren hat der Verlag, der W. auf Papier rausbringt Kurz einen »netten« Brief geschrieben mit dem Inhalt, dass <eigene Wiedergabe>Kurz es doch ruhig probieren soll, gegen den Verlag gegenan zu gehen, der Verlag weiss sich schon zu wehren</eigene Wiedergabe>.
Alles in allem hat sich IMO W. hier absolut dämlich verhalten, ist auf kein Angebot eingegangen und hat sogar noch hämische Bemerkungen gemacht.
Ich denke es muss eindeutig geklärt werden, ob Boris nun eine Person der Zeitgeschichte ist oder nicht. Wenn er es nicht ist wüsste ich keinen Grund, warum der volle Name genannt werden sollte.
P.S.: Ich dachte, bei W. kann jeder alles bearbeiten. In dem Artikel kann ich aber z. B. überhaupt nichts bearbeiten, zumindest existiert kein Bearbeiten-Link.
Kommentar von René
Die Stellungnahme des Verlages finde ich auch nicht berauschend.
Man kann (fast) alles bearbeiten. Beiträge, in denen sogenannte »EditWars« auftreten, werden allerdings zeitweise gesperrt.
Kommentar von Nini
Ich beziehe mich jetzt nur auf folgenden Absatz:
Das hätten sie zugegebermaßen auch etwas einfacher haben können: es kann schließlich jeder die Artikel bearbeiten. Fügt man diesen noch einen kleinen Kommentar an, mit dem man um Verständnis bittet, würde sicher danach kein Hahn mehr krähen. (Ja, es gibt noch die History).
Das sehe ich nicht so. Ich halte es zumindest für wahrscheinlich, dass danach trotzdem ein Edit-War ausgebrochen wäre. (Gerdade, dass die Eltern (!) sich direkt eingemischt hätten, hätte Leute provoziert, den Namen gerade wieder reinzunehmen) Was hätte das also den Eltern gebracht?
Das ist irgendwo die Natur der Wikipedia... jeder kann und soll (?) ergänzen und ändern..
Dummerweise gewinnt sie immer mehr an Gewicht, so dass man sich nicht mehr wie im Kindergarten aufführen kann...
Man hätte noch die Seite sperren können (auf Wunsch der Eltern), aber ich bezweifle wieder (nach dem Kommentar von Matthias), dass Wikipedia sich freiwillig darauf eingelassen hätte.
Kommentar verfassen
Bisherige Trackbacks (0)
Es wurde noch kein Trackback empfangen!