Die Bayernpartei...
Nein, nicht die CSU. Die Bayernpartei. Eine Partei eben, die sich für die Bayern einsetzt. Ich habe sie auch vorher noch nicht wirklich vorher wahrgenommen, sie traten gestern auch für die »Europameisterschaften« an (in Berlin auf der Startposition 20).
Aufgefallen sind sie mir, als ich dieses Plakat gestern am Großen Stern gesehen habe:
Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden? Dann wählt die Bayernpartei — Für ein Deutschland ohne Bayern
Solche Ideen erwarte ich eigentlich vom Titanic-Magazin, aber zur Wahlzeit an einem Laternenpfahl? Ein Blick auf die Homepage untermauert noch kräftig diese Aussage:
Mal ehrlich, nervt Bayern uns nicht alle? Ich meine jetzt nicht nur den arroganten millionenschweren Fußballclub, sondern den genauso arroganten seltsamen Freistaat im Süden.
Allein die »Sprache«, wenn man dieses geistlose Gebrabbel so nennen will, ist eine Zumutung für jeden kultivierten Deutschen. Und dann bilden sie sich darauf auch noch etwas ein und freuen sich 'nen Ast, wenn man rein gar nichts davon versteht. [..]
Aber jetzt haben wir endlich eine Chance, die Bajuwaren loszuwerden: Bei der Europawahl tritt die Bayernpartei mit einer Bundesliste an, ist also in ganz Deutschland wählbar. Und ihr Hauptziel hört sich richtig verlockend an — sie will Bayern von Deutschland abspalten!
Ein Blick in die Wikipedia schildert sie als eine »separatistische, ausschließlich in Bayern aktive Regionalpartei« — zu Deutsch: die Abspaltung Bayerns von Deutschland. Also die politische Richtung ist damit zumindest klar. Nur was will man mit diesem Plakat nun bezwecken? Wer noch an eine Parodie glaubt: beide Domains verweisen auf die selbe Anschrift.
Also reden wir hier über eine Partei, die das anvisierte eigene Volk im anvisierten Ausland lächerlich macht. Das dürfte ein Novum sein.
Nebenbei: In ganz Berlin haben (vorläufig) 680 Personen diese Partei gewählt.
Anmerkung: Im Tagesspiegel gibt es auch eine Vorstellung der Partei. Dort sagt der Parteisprecher:
Wir haben das bewusst provokant formuliert, um eine gewisse Aufmerksamkeit zu erreichen. Wenn wir sagen würden, wir wollen ein freies, souveränes Bayern, würde das wenig Aufmerksamkeit erregen.
Bisherige Kommentare (7)
Kommentar von Frank
Diese Wahlwerbeaktion klingt schon fast nach §130 StGB.
Kommentar von Nini
Eigentlich eine clevere Idee, hihi.
In Bayern positiv Stimmen fangen, außerhalb auf die negativ-ironische Tour.
Kommentar von NeZ
Vorweg: Ich bin Münchner.
Ontopic: Das klingt für mich in der Tat nach Volksverhetzung. o_Ô
Und was das politische Thema dahinter angeht... wie kann eine Partei, die scheinbar das Beste für Bayern möchte, sowas überhaupt nur vorschlagen? Ohne Restdeutschland gäb es Bayern nicht mal, und wir würden wir auch nicht ohne D-Land überleben!
Auf der Kehrseite »korrigieren« Bundesländer wie Bayern regelmäßig Gesamt-Bundes-Statistiken in gewissen Dingen nach unten (Lohnquote, Arbeitslosenzahlen, etc.), was wohl der »Grund« für diesen Unfug darstellen könnte.
Kommentar von Bayer
Also, ich halte diese Idee, der Bayernpartei für verlockend, jedoch kaum durchführbar, da in Bayern immer mehr Preußen leben.
Dies ist auch der Grund warum es solche Parteien gibt. Die Preußen zerstören die Bayerische Kultur und machen sich darüber lustig. Sie zwingen uns das Hochdeutsche auf und wollen gleich überall das sagen haben. Deswegen sind wir von den Preußen angewidert.
Und in München findet man eh fast keine richtigen Bayern mehr.
Kommentar von Da Reidl
Zufällig lese ich das hier ...
@NeZ ... was für einen ausgemachten Blödsinn Du hier von Dir gibst. Ich als 'Urmünchner' kann das sagen ... bist Du 'a Zuagroasda'?. Wenn man von Sachen keine Ahnung hat, dann sollte man sich erst kundig machen, bevor man sich dazu äußert.
Die Bayernpartei will ein — ich würde sagen nach dem Vorbild der Schweiz — aufgebautes Bayern. Ein föderales Bayern in dem jede politische Ebene weitgehend autonom für die Belange ihrer eigenen Bewohner zuständig ist. Auch an eine fränkische Autonomie ist gedacht worden.
Das nenne ich echte Demokratie, nicht so ein zentralistischer Moloch zu dem sich die Berlin-BRD entwickelt. Frage ... wieso soll sich z.B. das funktionierende (zugegebenerweise noch zu verbessernde bayrische Schulsystem) dem Bund unterwerfen? Einem Bund in dem die meisten Länder nix aber auch gar nix auf die Reihe kriegen ...
Bayern hat einen Staatshaushalt von gut 30 Mrd. EUR. Jährlich fließen nach Deutschland 16 Mrd. mehr als Bayern von dort wieder bekommt. Was könnte Bayern mit diesem Geld alles anfangen ... unglaublich.
Jeder Bürger Bayerns zahlt also ungefähr 1.300 € im Jahr damit Bayern in der BRD sein 'darf' [Kopfschütteln].
Wer kann hier also ohne wen nicht leben.
Die BRD lebt von Bayern und Baden-Württemberg, das ist Fakt.
Bayern ist nach Einwohnern innerhalb der 27 EU-Staaten der neuntgrößte und gemessen an seinem Gesamt-Bruttoinlandsprodukt an siebter Stelle.
Bayern könnte 'leicht' alleine existieren ... sogar noch viel besser.
Für mich klingt das was die Bayernpartei vorhat — und ich bin kein Mitglied — mehr als verlockend ... ein Bayern endlich wieder souverän, etwas das Österreich (das ja — nur nebenbei gesagt — Bayern entstammt ... das bairische Ostarici), die Schweiz, Holland, Liechtenstein bereits sind. Warum ich diese Länder erwähne? ... weil auch die im Hl. römischen Reich der deutschen Nation waren ... und da verlangt keiner, dass sie in der BRD existieren müssen.
Ich bin Bayer und Baier ... wer den Unterschied nicht kennt muss nachschlagen und suchen.
Ich bin kein Deutscher, ich würde mich schämen wenn ich mich so nennen würde.
1.500 Jahre existiert unser Land Bayern.
Die in Bayern existenten Kulturen sind vielfältig (allemanisch/schwäbisch, bairisch, fränkisch) und werden m.E. immer mehr gefährdet durch das 'Einheitsdeutsche'.
Mit der Gründung der BRD wurde festgelegt, dass das Volk von Bayern im Fall einer Wiedervereinigung abstimmen darf, ob es in der BRD bleiben will oder wieder in einem eigenständigen Land leben möchte. Ich meine es war 1992 — oder so — da hat die Bayernpartei die Erfüllung dieses Versprechens vor bei Bundesverwaltungsgericht eingeklagt. Die Klage wurde damals abgewiesen mit der Begründung, dass es sich hier nicht um eine Wiedervereinigung gehandelt hat ... sondern um einen Beitritt der DDR zur BRD.
'Gefickt Eingeschädelt' ... die BRD weiß, dass sie ohne Bayern (und Baden-Württemberg) nicht existieren kann ...
Kommentar von Nini
Warum bildest du nicht eine Republik aus 1? ;-) Dann gibt es keinen mehr, der stört. ;-)
Kommentar von Da Reidl
Ach Nini ...
... ich weiß nun leider nicht was 'eine Republik aus 1' ist :O)
Eine Republik ist Bayern bereits, Freistaat ist das deutsche Wort für Republik.
Eine eigene bayrische Staatbürgerschaft gibt es laut bayrischer Verfassung auch.
Das hat also mit der Sache rein gar nichts zu tun.
Und es geht auch nicht darum, dass jemand stört.
Ich fürchte Du hast auch nicht im Ansatz versucht, meine Argumentation zumindest 'nachzuvollziehen'.
Trotzdem danke für den guten und 'ernstgemeinten' Tipp.
Oder sollte es Dir konkret gar nicht um echte Auseinandersetzung gegangen sein ... :O)
Kann es sein, dass Du — wenn möglich — Österreich und Südtirol auch wieder 'Heim' holen würdest? Wie wärs mit der Schweiz, Holland, Liechtenstein, Luxemburg ... die waren allesamt im hl. römischen Reich deutscher Nation ... willst Du die auch wieder ???
Wenn nein, mit welcher Begründung wollte man uns Bayen tatsächlich dann die erneute Souveränität verweigern, sollte sich tatsächlich eines Tages eine Mehrheit für dieses Anliegen finden?
Wieso könnt ihr nur zentralistisch denken, wieso nicht freiheitlich föderal und subsidiär?
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