Corona, die 4. - Der harte Lockdown?
Vor ein paar Tagen haben ich meinen dritten Beitrag zu Corona veröffentlicht – nun folgt Teil 4. Inzwischen stehe ich derzeit vor der Frage, wo und wie ich die Feiertage zum Jahresende verbringen werde.
Ein Nachbar sagte letztens den Satz: “Die Einschläge kommen näher!” Und auch wenn ich sonst kein Freund militärischer Metaphern bin, so scheint diese für Corona sehr passend zu sein. Denn wie im Ersten Weltkrieg ist die Gefahr auch dann da, wenn man kann sie schwer sehen – aber man hört hier und da von Leuten, die es betroffen hat. Und auch wenn ich lange Zeit Corona-Betroffene nur über Ecken kannte, kenne ich inzwischen nun zwei direkt betroffene. Beide haben es zum Glück überlegt und hatten einen milden Verlauf. Zum Glück trotzdem ohne direktem Kontakt.
In Sachsen ist ja das Corona-Leugnen offenbar populärer als im Rest des Landes. Das spiegelt sich nun auch im 7-Tage-Inzidenz wieder: während in Deutschland im November eine Stagnation eintritt, steigt er in Sachsen ungebremst weiter – und dann sagt der sächsische Ministerpräsident beim Treffen zwischen den Ministerpräsidenten und Merkel:
Wir haben dieses Virus unterschätzt, alle miteinander.
Nein, nicht wir. Er. Und die Covidioten. Und was macht ein sächsischer Ministerpräsident dann? Er rennt ins nächste Krankenhaus, teilweise mit Alltagsmaske, hält das ohnehin schon angespannte Personal von der Arbeit ab, um die sächsische Form der Merci-Tafel, Dresdner Stollen, zu hinterlassen. Und als I-Tüpfelchen schiebt er den Zonk auf die Bevölkerung – im Slomka-Interview im ZDF:
Die Mahnungen, die die Kanzlerin ausgesprochen hat, und auch wir, und viele andere, auch Wissenschaftler, sind in der Bevölkerung zu wenig gehört worden.
So ein Landeschef ist nicht mehr haltbar! Vor allem ist es ein Schlag allen ins Gesicht, die den Ernst der Lage wahrnehmen und sich einschränken.
In Bayern tut wenigstens Söder so, als würde er es verstehen – und hat zumindest Talent, die Fettnäpfchen auszulassen. Aber richtig Bock hat er keinen mehr, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Anders kann ich mir die bayrischen Regeln nicht erklären, die gerade Gottesdienste erlauben. Immerhin waren religiöse Veranstaltungen auch bei der Verbreitung nicht unrelevant.
Ein sehr spannendes Interview gibt es in der Zeit mit Sabine Dittmar, Ärztin und für die SPD im Bundestag:
ZEIT ONLINE: Sie bekämpfen die Pandemie als Politikerin und als Medizinerin – zwei sehr unterschiedliche Sichtweisen.
Dittmar: Als Ärztin hätte ich nie so entschieden wie die Ministerpräsidenten. Der Sachverhalt ist ja relativ klar. Das Virus lebt davon, dass Menschen zusammenkommen und es vom einen auf den anderen überspringen kann. Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit den Ergebnissen des Teil-Lockdowns. Und die Lockerungen über die Weihnachtstage und vor allem Silvester machen mir große Sorgen. [..]
ZEIT ONLINE: Wie hätte die Medizinerin regiert?
Dittmar: Es wäre wahrscheinlich klüger gewesen, einfach für vier Wochen alles herunterzufahren. Dann hätten wir jetzt bessere Zahlen und könnten entspannter die nächsten Wochen planen. In den europäischen Ländern, die einen harten Schnitt gemacht haben, zeigen die Zahlen: Es hat sich gelohnt. [..]
ZEIT ONLINE: Die Bundeskanzlerin und einige Länderchefs drängen zu Verschärfungen, auch die Leopoldina schlägt neue Corona-Regeln vor: Von Ende Dezember bis 10. Januar soll das öffentliche Leben weitgehend ruhen. Ist das unvermeidlich?
Dittmar: Aus medizinischer Sicht ist ein harter Lockdown das einzig Vernünftige. Wir müssen jetzt entschlossen handeln, um das diffuse und dynamische Infektionsgeschehen in den Griff zu kriegen.
Offensichtlich bin ich nicht so verkehrt mit meiner Annahme aus dem letzten Beitrag, den LockDown zu praktizieren.
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