Mastodon

renephoenix.de

Nordsee-Radtour

Nordsee-Radtour (Abschlussbeitrag)

Zum Abschluss an meiner großen Radtour gibt es noch etwas Zahlen und Hintergrundinformationen.

Es war meine erste mehrwöchige Fahrradtour. Es war eine Fahrt ins Ungewisse hinein. Nur der Startpunkt und die Fahrtrichtung standen fest. Ich wusste am Anfang noch nicht, wie weit es gehen wird. An Frankreich oder gar Paris habe ich nicht gedacht.

Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Spaß vor allem zu sehen, wie weit man doch nur durch die eigenen Beine vorankommt. Wie sich meine Karte Stück für Stück erweiterte.

Es war auch Spaß zu schauen, was mich erwartet. Ich habe mich im Vorfeld bspw. über die einzelnen Strecken so gut wie gar nicht vorbereitet. Häufig habe ich abends im Zelt mir den groben Verlauf der nächsten Etappe angeschaut.

Meine Vorbereitung lag vor allem im Fahrrad. Dies sollte 1A in Ordnung sein. Ich hatte zuvor Aussetzer in der Nabenschaltung, zudem war das Ritzel vorne zu weit abgefahren.

Auf der Strecke hatte ich glücklicherweise keine schweren Pannen, also Pannen bei denen es nicht weitergeht. Im Grunde waren es folgende Pannen:

  • Tag 1 – Manschette des Trägers für die Vorderradtaschen geplatzt.
  • Tag 17 – Zwei Speichen im Hinterrad gebrochen
  • Tag 24 – Hinterrad schräg und blockierte

Hinzukommen noch kleinere Abnutzungen, z.B. ist eine Halterung des Kettenschutzes weggebrochen.

In Summe waren es 1.800 Kilometer. Aufgeteilt auf die 21 gefahrenen Tage war dies ein Schnitt von 87 Kilometern je Tag.

(Der Wert ist ermittelt mit Google Maps. Ich habe jeden Tag die Strecke nachgestellt)

Die 19 Übernachtungen auf den Campingplätzen haben mich 240,95 Euro gekostet (also 12,68 je Nacht), die fünf Übernachtungen in den Hotels 285,99 Euro. (Preise jeweils ohne Kurtaxe, bei Campingplätzen inklusive Duschen). Die Fähren lagen insgesamt bei ca. 50 Euro. Die Bahnfahrten ca. 250 Euro. Hinzu kam noch Verpflegung. In Summe kostete die 3 Wochen ca. 1.200 Euro – all incl.

Radtour Nordseeküste

Zwei Jahre nach meiner ersten größeren Radtour habe ich mich entschlossen, noch einmal eine größer ausgedehnte Radtour zu machen. Dieses Mal entlang der Nordseeküste – von Hamburg nach Westen. Ohne festes Ziel!

Tag Kilometer Ü-Kosten Zielort Besonderheiten
1 45 ca. 35,00 Stade Manchette des Trägers der Vorderradtaschen geplatzt
2 105 8,50 Cappel-Neufeld Schebefähre in Osten, Cuxhaven
3 70 10,00 Eckwarderhörne Fähre bei Bremerhaven, Regenschauer
4 65 13,70 Harlingersiel Fähre bei Wilhelmshaven, Regenschauer
5 75 10,00 Knock
6 0 10,00 Knock Pause
7 140 17,50 Lauwersoog Fähre bei Emden, Landesgrenze Niederlande, Perfekter Rückenwind
8 70 12,80 Franeker Extremer Gegenwind
9 95 10,00 Julianadorp Abschlussdeich, Erreichen der Westküste
10 60 17,00 Heemskerk
11 100 55,00 Den Haag Campingplatz will 46 Euro, Hotel
12 70 25,00 Ouddorp Muskelbetriebene Fähre, Fähre bei Maaslouis
13 95 9,65 Groede Fähre bei Vlissingen
14 90 12,70 Middelkerke Landesrenze Belgien, Umweg nach Brügge, Kusttram
15 80 9,00 Oye-Plage Landesgrenze Frankreich
16 5 9,00 Oye-Plage Pause wegen Sturm
17 60 71,00 Boulogne-sur-Mer Calais / Eurotunnel, Abschluss Nordsee, Regenschauer
18 10 45,00 Boulogne-sur-Mer Pause wegen zwei gebrochenen Speichen, kein Fahrradladen offen
19 105 18,00 Cayeux-sur-Mer Speichen repariert
20 65 17,00 Hautot-sur-Mer Steilküste erreicht
21 95 8,75 Étretat
22 80 69,00 Notre-Dame-de-Gravenchon Le Havre, Gestrandet im Industriegebiet bei Raffinerien
23 105 8,75 Saint Marcel 45km auf alter Bahntrasse
24 105 ca. 45,99 Paris Paris !
25 13,60 Kehl Rückfahrt im TGV bis Straßburg
26 Luhmühlen Rückfahrt im IC

Nordseeradtour Tag 26 - Luhmühlen

Mein gebuchter Zug fährt erst 15:10 ab Karlsruhe. Vorher bekam ich keine Fahrradreservierung. Ich packte zusammen und fahre bis Appenweier. Das wäre der Bahnhof, an dem ich von Straßburg kommend umsteigen müsste. Weitestgehend schöne Radwege. Nur kurz vor Appenweier war ein Bahnübergang gesperrt.

In Karlsruhe habe ich zwei Stunden Zeit. Zeit, für kleinere Erledigungen. Eine kurze Hose nachkaufen. Bank. Essen. Und mit Erschrecken feststellen, dass die Bahn die Info herausgegeben hat, dass das Wagen mit dem Fahrradabteil gesperrt sein soll. Bei der Information am Bahnhof hieß es, dass Fahrräder mitgenommen werden können – die Klimaanlage sei ausgefallen. Ab zum Bahnsteig. Das Abteil war nicht gesperrt.

Leider fuhr der Zug anfangs wie ein Milchkannen-Express. Allein zwei Zwischenhalte zwischen Karlsruhe und Heidelberg. Käffer, von denen ich noch nie etwas hörte. Erst ab Kassel-Wilhelmshöhe wird aus dem Zug ein echter InterCity. In Hannover umsteigen in den Metronom. Mit richtig gutem Fahrradabteil.

Dort treffe ich auf einen Radler, der aus Suhl kam und bis Grömitz wollte. An einem Tag!

Umstieg in Uelzen. Bei der Dunkelheit war der Hundertwasser-Bahnhof kaum zu erkennen. Ich hatte den Eindruck, dass der Umstieg von einem Zug in den selben Zug geschah. Nur, dass er mal 10 Minuten außerhalb des Bahnhofs parkte.

Halb elf erreiche ich Lüneburg. Mit Regen muss ich noch drei Dörfer weiter. Zum Glück gibt es hier durchgehende Radwege außerorts.

Ab hier endet die Story der Radtour. Zum Festival schreibe ich noch einen eigenen Blogpost.

Nordseeradtour Tag 25 - Kehl

Die Tour ist zu Ende. Es ging zurück. Das vorläufige Ziel ist Lüneburg bzw. Luhmühlen. Dort findet das A Summer’s Tale statt. Für die Rückfahrt sind nun zwei Tage eingeplant. Einen Tag für Frankreich. Und einen für Deutschland.

Ich verlasse das Hotel und suche einen Fahrradladen auf. In Paris gibt es zumindest auch welche, die Montags offen haben. Der erste hat im gesamten August geschlossen (sind die Mieten so günstig, dass man einen Monat das Geschäft pausieren lassen kann?) Der zweite half mir schnell. Nun hatte ich ungefähr zwei Stunden Zeit, noch etwas von Paris anzuschauen. Nicht gerade viel Zeit. Ich fuhr am Saint-Martin-Kanal.

Ein Schlumpf lächelt mich an:

Und anschließend ein Stück an der Seine. Da genoss ich ein wenig den Blick.

Und während ich so auf die Seine schaute, kam hinter mir ein Mann die Treppe herunter. Er ging zielstrebig zur Mülltonne hinter mir. Aber nicht um etwas hineinzuwerfen. Er sah aber auch nicht so aus, als würde er nach verwertbaren Müll suchen. Nein, er holte einen Sack Eis raus und füllt sich etwas davon in eine kleine Tüte. Ich saß mit Fragezeichen daneben. Bekommen die Gäste einer sich evtl. da drüber sich befindenden Bar ihre Cocktails mit Eis, was in einer Mülltonne gelagert wurde? Drei Minuten später die Erkennnis: es gibt Straßenverkäufer für Mineralwasser. Und die steckten die Flaschen im Eis.

Ich bewege mich zum Ostbahnhof. Ja, ein wirklich beeindruckender Bahnhof! Durch Zufall bekomme ich mit, dass man in Frankreich Fahrkarten entwerten („Validieren”) muss. Nicht im Zug. Oder durch den Schaffner. Welches Gleis eigentlich? Da sind die Franzosen spontaner: das steht frühestens 20 Minuten vor Abfahrt fest. Eher 10. Und nun stürmen alle vom Verbindungsgang auf den Bahnsteig.

Und dann kommt der TGV. Eher älteres Baujahr. Im TGV gibt es Platz für vier Fahrräder. Zwei vorne, zwei Hinten. Die werden jeweils an die Seite gelehnt. Ich komme ins Gespräch mit einer älteren Frau aus dem Elsass, die an der Loire entlang geradelt ist.

Am Straßburger Bahnhof werden Formulare wegen der Verspätung herumgereicht.

Leider sind an dem Bahnhof die die Fahrstühle zu klein für Fahrräder. Also tragen. Mit dem Rad einmal quer durch die Innenstadt geht per Rad rüber nach Kehl. Da wurde eine neue Fußgängerbrücke über den Rhein errichtet. Und vorm Bahnhof liegen die Bauteile, um eine weitere Brücke zu errichten, auf der in ca. 2 Jahren die Straßenbahn nach Straßburg verlängert wird

Ich betrete den Kehler Bahnhof. Obwohl Kehl sehr klein ist und kein einziger Fernzug am Bahnhof hält, hat der Ort eine Fahrkartenausgabe, aber nur mit einem Mitarbeiter besetzt. Ich habe mittlerweile eine Fahrradkarte und die Reservierung. Was fehlt ist aber noch mein Ticket. Der zog sich leider etwas hin, weil ein älteres Radler-Pärchen in Berlin ein Hotel braucht und dies über die Fahrkarte buchen will. Und leider scheint das Vertragshotel der Bahn wohl ausgebucht zu sein. Und das dauerte und dauerte.

Wo campiere ich? In Kehl liegt der Zeltplatz am Rhein. Im Örtchen Sand bei Appenweier an der Autobahn. Ich nehme Kehl. Das erste Mal seit Belgien werfe ich Münzen beim Duschen ein. Auf dem Campingplatz sind viele Fahrradfahrer. Ich komme mir mit meiner Tour sehr klein vor. Zwei Australier, die von Istanbul gekommen sind und vier Monate einplanen. Ein Radler, der an der Mittelmeerküste bis Portugal und anschließend übern Jakobsweg radeln möchte. Da ist eine Nordsee-Tour sehr klein.

Nordseeradtour Tag 24 - Paris

Auf geht es zur letzten Etappe nach Paris.

Auf dem Campingplatz gab es scheinbar nur Franzosen. Eine ältere Französin, die ausnahmsweise auch englisch und ein bisschen deutsch kann fragte mich, ob die Radwege in Frankreich gut seien. Da bin ehrlich: Nein!

Die Radwege in Saint Marcel und Vernon sind für die Tonne! Und ich erinnerte mich an das Nein! Ab über die Seine:

Hier zeigte meine Karte einen Radweg. Anfangs extrem holpriger Belag. Ein Eingang, der so verbarrikadiert ist, dass man jegliches Tempo verliert. Leider nicht nur da, auch bei querenden Straßen. Das witzige: die Radfahrer fahren außen herum, wenn es geht. Also über die Wiese! Nach der zweiten Kreuzung endet auch der Weg. Weiter über die Straße.

Nun machte ich bei der gewählten Route einen kleinen Fehler: ich unterschätzte einen Hügel, wo ich mit keinem gerechnet habe.

Dann quere ich das zweite Mal die Seine. Ich finde noch eine offene Kaufhalle zum Auffüllen des Getränkevorrats. Am Sonntag schließen die meisten Kaufhallen gegen 13:00 Uhr.

Ich fahre die Schlaufe der Seine nicht aus, sondern kürze über den Berg ab. Ich schlug eine kleine Zacke. Das war gut. Einerseits niedrigeres Gefälle, andererseits mal ein kleiner Abschnitt mit gutem Radweg (Radstreifen in der Straße). Und ab ins nächste Tal.

Ich erreiche Mantes:

Das ist eine Schwimmhalle:

In Mantes gab es einen Uferradweg. Stellenweise auch sehr gut. Der Beginn des Weges ist ein sehr typisches Beispiel für französischen Radwegebau:

In weiteren Verlauf gab es wieder schwer passierbare Barrieren. Häufig verließ ich eine Querstraße vorher den Radweg, weil ich da nur einfache Poller passieren musste. Leute, wer denkt sich so einen Mist aus!

Hinter Mantes gab es an einer Schnellstraße einen recht guten Radweg. Aber der Weg bis zu diesem Radweg war holprig. Es gab immerhin eine Unterführung, die aber schon sehr zugewachsen war:

Auch dieser Weg hörte nach einigen Kilometer plötzlich auf!

Bei Triel ging es das dritte Mal über die Seine. Meine Karte zeigte zwei mögliche Radwege. Direkt am Ufer war der Weg vom Belag her unpassierbar. Und an der Fernstraße gab es Abschnitte, wo man die Wahl hatte, ob die Gewächse links oder rechts die Beine streifen sollen. Rechts gab es Brennnesseln!

Ab diesem Schild war ich mir sicher, dass die Franzosen ein deutsches Wort in ihren Sprachschatz aufgenommen haben (am Bahnhof Poissy):

In Poissy machte ich halt. Meine Beine dankten es mir. Noch einmal übern Hügel. Dort traf ich auf einen als Fernradweg ausgeschilderten Weg. Dieser Fahrbahnbelag war eigenartig. Es fuhr sich wie auf Beton, bei dem aber schon Leute durchgefahren sind, als er noch nicht ganz fest war.

Ich erreiche das Hochhausviertel von Neuilly. Eine Straße mit Radweg hört auf. Ich fahre irgendwie um einige Ecken herum. Teils auf dem Fußweg. Und plötzlich bin ich wieder auf einem Beidrichtungsradweg. Der aber genauso schnell wieder endete. Dumm nur, dass es kein Weiterkommen möglich ist, denn da ist eine Abfahrt der Schnellstraße. Ich trage das Rad eine Treppe hoch. Da gibt’s wieder Radweg. Und eine Brücke! Yeah. Die letzte vor Paris.

Der Triumpfbogen:

Ich steuerte zunächst den Eiffelturm an, um ein Abschlussbild zu machen:

Auf dem Weg zum Hotel am Ostbahnhof passierte es dann: erst hat die Kette Aussetzer. Dann fällt sie. Mit Nabenschaltung passiert das selten. Ich schiebe bis ins Hotel. Das war eine gute Entscheidung, denn ich brauchte gut eine Viertel Stunde, um sie wieder oben zu haben. Ich sehe aber, dass mein Hinterrad sich leicht aus der Aufhängung verschoben hat. Schuld sind wohl die Pariser Wege!

Nichts desto trotz muss ich mich freuen, dass diese Panne eben auf dem letzten Meter passiert ist. Und auch wenn Morgen Montag ist: es gibt offene Radläden in der Nähe. Nicht so viele, aber es gibt sie!

Nordseeradtour Tag 23 - Saint Marcel

Ich wachte auf. Die Ölraffinerie war schon wach. Das Hotel sieht eigentlich ganz nett aus:

Nur der Blick auf dem Fenster:

Ich packte früh alles zusammen, kaufte Getränke nach (an die 5 Liter) und mitten durchs Industriegebiet zur Fähre.

Ich fragte mich schon manchmal in einigen Fußgängerzonen, ob man diese für Radfahrer freigegeben hat. Ich habe folgende Erkenntnis gezogen: Wenn es den Franzosen wichtig ist, dann werden sie das schon deutlich machen. Und ich hatte Recht:

(Keine Ahnung, ob das Terrorismus-Panik ist oder ob da mal Tanklaster in Spitzenzeiten sich anstauen sollten. Das Schild gab es alle paar Meter jedes Mal in einer anderen Sprache)

Ich querte die Seine mit einer Fähre (die sogar für Autos kostenlos war):

Es folgt ein moderater Anstieg und ein relativ flache Strecken. Bis es hinab ins Tal der Risle geht. In Montfort machte ich Pause:

Zwei Orte weiter liegt Pont-Authou. Ab hier beginnt ein ca. 43 Kilometer langer Radweg, der auf einer alten Eisenbahntrasse errichtet wurde.

Am Anfang blickte ich zurück: man hätte ihn noch durch den Ort verlängern können:

Auch im Verlauf der Strecke ist die Historie noch erkennbar. Mal liegt noch Schotter am Wegrand herum. Und in den wenigen Orten am Bahndamm stehen auch noch die Bahnhofsgebäude.

Die ersten 25 Kilometer ging es permanent bergauf, aber eben sehr moderat. Ich konnte stets 20 Stundenkilometer halten. Der Radweg war durchgehend asphaltiert. Stellenweise drückten schon Wurzeln durch den Asphalt.

Am Anfang war die Strecke leer. Höchstens eine Hand voll weiterer Radler. Die letzten Kilometer bei Évreux waren deutlich voller. Kurz vor Évreux gab es einen Tunnel, so dass der Radweg abwich.

In Évreux holperte es einmal. Eine alte Eisenbahnbrücke, die man in deren Rohbau so erhalten hat. An sich nicht schlecht, aber plötzlich fährt man auf Nieten. Ohne Hinweisschilder.

Die letzten zwei Meter haben die Franzosen leider vergeigt. Da asphaltieren sie 43 Kilometer, aber es reichte nicht mehr für die fünf Meter bis zur Straße.

Allgemein ist dieser isolierte Abschnitt durchaus mal für eine Tagestour geeignet. Wer in der Nähe ist: Leiht euch Räder aus! Leider eben ist dieser Abschnitt in keinerlei Netz eingebunden! (Nette Webseite dazu: Bahntrassenradeln)

In Évreux machte ich Pause und suchte die nächsten Orte heraus. Drei meiner fünf Liter waren schon getrunken. Bis zur Seine gab es noch einige Täler, z.B. vom Fluss Eure.

Ich entdecke Hinweisschilder für einen Eure-Radweg. Ich überlegte, ob ich die Route spontan umplanen und einige Kilometer der Eure folgen sollte (die in diesem Bereich relativ parallel zu Seine verläuft). Aber als ich das Tal erreichte, waren sämtliche Hinweisschilder weg. Ich querte eine Eisenbahntrasse, die wohl schon lange in keinem Kursbuch mehr zu finden war. Vielleicht würde sie sich für diesen Radweg anbieten?

Bitte springt nicht in Eure Eure! Lieber in Seine Seine!

Dann wurde es sehr hügelig. Aus dem Eure-Tal musste ich wieder auf den Berg. Und auch danach gab es noch ein Flüsschen, scheinbar ohne richtigen Namen. Die letzten Kilometer vor Vernon waren anstrengend. Ich entdecke einen Zeltplatz am Wegrand kurz vor St. Marcel (das ist der Nachbarort von Vernon). Ich schaue, wo die nächsten sind. Ich entscheide mich, diesen Campingplatz zu nehmen.

Preislich ist bisher der Beste. Für unter 6 Euro. Mit Duschen. Und Toiletten für die Bring-Your-Own-Device-Fraktion und für die, wie mich. Leider offline. Bewirtung gab es hier auch nicht. Das Zelt steht gegen 19:00 Uhr. 19:30 schließen die meisten Einkaufszentren. Ich brauchte keine 5 Minuten, um ins Tal zu kommen. Ich betrat den Intermarché Hyper. Hier wiegt man sein Obst nicht mehr selber. Es gibt einen, der es wiegt und die Tüte verschließt.

Wie zu erwarten war, dauerte der Rückweg deutlich länger. Aber der Blick ins Tal ist doch schön:

Nordseeradtour Tag 22 - Notre-Dame-de-Gravenchon

Nachdem verschiedene Leute auf dem Zeltplatz von der Promenade in Étratat geschwärmt haben, schaute ich mir diese an. Diese scheint aus Sicht der Malerei wohl sehr bedeutend gewesen zu sein (u.a. Monet):

Wenige Minuten später schiebe ich das Rad wieder einen Berg hoch. Gleich am Anfang warnten mich Franzosen vor dem bevorstehenden Gefälle. Was sollte ich ihnen sagen? Umkehren?

Im Hochland wich ich ein paar Mal vom empfohlenen Radweg ab und sparte dadurch hoffentlich Höhenmeter ein.

Ich muss gestehen: ich erkenne da eher einen sehr schmächtigen Hund:

Zwischenzeitlich gab es sehr gute Strecken. Und dann gab es Strecken, wo ich die Kabelverleger am liebsten auf ein Fahrrad festbinden würde, welches mit 25 Stundenkilometer über ihre Asphaltkanten brettert. Ehrlich: die haben die Fahrbahn in einigen Orten regelrecht zerstört!

Ich erreichte Le Havre:

Mein Ziel ist der Bahnhof: die Rückfahrkarte ab Paris kaufen. Ich hatte gehofft, dass ich am Schalter direkt eine Fahrtkarte bis zu meinem Zielort bekomme. Und diese Worten lassen das Ergebnis schon erahnen.

Bereits im Vorfeld hatte ich mich schon mal erkundigt. Die französische Bahn bietet direkt eine Webseite für Fahrradmitnahme an. Nicht alle TGVs nehmen Fahrräder mit. In Richtung Brüssel wohl gar nicht. Nach Luxemburg ist möglich. Ansonsten Straßburg oder Basel. Kurios: Züge, die in Straßburg enden, nehmen Räder mit. Aber die, die weiter zu einem deutschen Endbahnhof (Karlsruhe) fahren nicht. Allgemein sind die Fahrpreise über Straßburg günstiger (sowohl im TGV als auch bei der DB, obwohl die Strecke länger ist).

Ich schiebe mein Fahrrad bis zum Reisezentrum und schließe es draußen ab. Der Empfang bot mir an, dass Fahrrad auch in den Verkaufsraum zu nehmen (dass muss ich mal am Lehrter Stadtbahnhof in Berlin probieren). Der Empfang klärt ab, wer Englisch kann. Die Verkäuferin konterte mit einem scherzhaften „I hate you” zu ihr. Und ich erwiderte der Verkäuferin „You will hate me!”. Und vermutlich wird sie es auch tun.

Ich schilderte also meinen Reisewunsch. Und sie suchte fleißig nach Verbindungen. Nur der favorisierte TGV wurde nicht angeboten. Eigentlich wurde ihr gar kein TGV angezeigt. Leider habe ich die Zugnummer nicht aufgeschrieben. Nun klappte ich in der Fahrkarte den Laptop auf. Die Verkäuferin bot mir Strom für den Laptop an. Leider war die Verbindung nicht mehr geladen. Mit dem Mobiltelefon richte ich einen mobilen Hotspot ein. Mit Hilfe der Zugnummer ging es weiter: der gewünschte TGV hat zwischen Paris und Straßburg noch Platz.

Weiter nach Deutschland. Ich komme weder nach Hannover, noch nach Lüneburg oder wenigstens bis Karlsruhe. Der nächste Abschnitt wäre bis Appenweier. Klappt. Nun Karlsruhe. Die Frau bekommt keine Preise angezeigt. Wir beide erkannten, dass innerdeutsche Strecken nicht in die Reise hinzugefügt werden können. Ich kaufte also nur das Ticket bis Straßburg. Die Frau erklärte mir, dass es das erste Mal sei, dass sie nicht das verkaufen konnte, was gewünscht war. Scheinbar reisen nicht so viele mit Rad über Landesgrenzen.

Ich setzte mich noch in den Wartebereich und wollte online den zweiten Teil auf der DB-Seite buchen. Es ging nicht. Bei der Buchung sagte mir die Bahn, dass sie eine Fahrradreservierung nicht vornehmen kann und man zum Schalter muss oder die Telefonhotline anrufen muss, was besonders teuer aus dem Ausland ja ist. Ich bin begeistert!

Ich drehe noch eine Runde durch Le Havre. Mit Le Havre habe ich nun nach Brügge die zweite große Brettspielstadt erreicht. Da fehlt eigentlich nur noch Carcasonne. Le Havre selber ist an sich nicht so spannend. Es ist eine Stadt, die im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört wurde und in den 50ern aufgebaut wurde. Das überwiegende Stadtbild sieht dann so aus:

Das ist übrigens Unesco Weltkulturerbe!

Auf dem Zeltplatz in Étratat schwärmte einer auch von der Brücke der Normandie, die auch per Rad befahrbar ist. Also begab ich mich ins Hafen-Areal. Nicht ungefährlich mit Dutzenden LKWs. Umrandet von großen Straßen, Industrie und Lärmschutzwänden gibt es noch einen kleinen Ortsteil Les Neiges:

Ich schaute noch mal auf die Karte und entschied mich, wieder kehrt zu machen. Der Weg bis zur Brücke war weit – und von da auch wieder schwer den eigentlichen Radweg zu erreichen. Zudem war die Brücke, ich ich im Nachgang gelesen habe, auch nicht ungefährlich für Radfahrer, da der Radweg sehr schmal trotz des Gefälles war.

Dann stand ich auf einer Brücke über die Eisenbahnanlagen.

Hinter meinen Rücken viel Verkehr. Aber nach der Brücke soll ein Radweg in Richtung Paris beginnen. Ich hatte so meine Zweifel, aber auf die OpenCycleMap konnte ich mich bisher verlassen. Ich schob mein Rad mehr oder weniger über die Brücke, während andauernd große Laster an mir vorbeidonnerten und mich mit Wind beglückten. Und tatsächlich: so nach und nach entwickelte sich auf der Straße ein Radweg. Anfangs nur erahnbar. Teils versandet. Teils waren die Kabelverleger am Werk. Dann gab’s mal ein Hinweisschild. Und abschnittsweise ein 1A-Radweg.

Ein altes Schiff bei Harfleur (den Ort sollte man nicht verwechseln mit Honfleur am anderen Ufer der Seine):

Nach einigen Kilometern 1A-Radweg landete ich in einer kleinen Siedlung zerstörter Häuser:

Die Beschilderung zeigte mir, dass ich die Straße queren sollte und in eine Nebenstraße fahren. Aber sie meinten nur, dass der schöne Radweg aufhört und ich Straße fahren sollte.

Und nun streckte es sich. Etliche Kilometer ohne Zivilisation. Nur Autobahn, in der Ferne der Fluss und eine steile Wand. Anfangs auf eigenem Radweg. Später an einer Nebenstraße (die aber parallel zur Autobahn kaum Verkehr hatte). Da die Autobahn die Flußseite wechselte, nahm ab der letzten Ausfahrt der Verkehr zu. Nach gut 25 Kilometern erreichte ich das erste Dorf.

Auf der Umleitung des eigentlichen Radweges gibt es eine Straßensperrung. Die Umleitung der Umleitung über eine vielbefahrene Straße an einem kleinen Hafen vorbei in ein riesiges Industriegebiet hinein. Viele LKWs, Busse, auch Traktoren. Ich erreiche gegen 20 Uhr Notre-Dame-de-Gravenchon. Auf der einen Seite glücklich, dass ich eben 40 Kilometer seit Le Havre schon hinter mir habe. Auf der anderen Seite nun die Sorge, wohin? Die Geschäfte haben alle zu. Das zentrale Hotel der Stadt hat geschlossen. Ein einziger Zeltplatz in der Nähe, der keinerlei Homepage oder Kontaktdaten hat. Das war mir für die Uhrzeit zu unsicher. Die Buchungsportale listen mir keine Hotels auf, nur im benachbarten Lillebonne. Google zeigt mir noch ein Hotel am Stadtrand. Ich probiere es!

Das Hotel war verschlossen. Glücklicherweise kamen andere Reisende, die der Hotelierin Bescheid sagten. Knapp 70 Euro ohne Frühstück in einem Kaff.

Ab unter die Dusche. Ich döste im Bett. Ich machte mir Gedanken über die weitere Route nach Paris. Ich hatte schnelles Internet! Ich beschloss, die ausschweifenden Bögen der Seine nicht zu verfolgen, sondern entschied mich für eine Strecke weiter südlich über Mon(t)fort und Evreux, so dass ich bei Vernom die Seine wieder erreichen würde.

Und während ich so auf dem Bett lag, dachte ich: Der Lüfter im Bad ist aber laut (in dem Hotel war das Bad an der Außenwand). Ich stehe auf. Das Bad war leise. Nein. Es war die Industrie. Es war dunkel. Ich blickte auf riesige Nebelwolken, die aus Schornsteinen aufstiegen. Ich blickte auf einen Schornstein, aus dem es brannte. Ich rief den Wikipedia-Artikel des Ortes auf: Ölraffinerien!

Gute Nacht!

Nordseeradtour Tag 21 - Étretat

Ich merkte, dass ich durch die Küsten stärker auf Karten anschauen muss. Ich habe meine OpenStreetMap-Applikation auf dem Telefon gelöscht und durch Maverick ersetzt. Dort die OpenStreetMap-Karte für Radfahrer eingestellt. Sehr praktisch: die Radtoute ist eingezeichnet. Das ist auch praktisch, weil immer mal wieder Schilder fehlen. Und ich durch die Höhenprofile auch mal Abweichungen vornehmen kann. Insbesondere ist manchmal eine küstenfernere Strecke besser, weil sie insgesamt weniger Höhenunterschiede aufweist.

Der erste Berg bestand aus Schieben. Anstiege von gefühlt über 10% sind für ein vollbeladenes Rad nicht mehr befahrbar. Da sollte man auch keine Kraftakte auf dem Fahrrad machen. Außerdem ist Schieben auch immer wieder Balsam für die Füße.

Ich schaue auf Maverick und blicke auf die Höhenangaben der GPS-Anzeige. Alle paar Schritte kommt ein Meter hinzu.

Oben angekommen ging es dann richtig los:

Manche Kreuzung lässt mich ratlos zurück: vier Richtungen, vier Stop-Schilder:

(Bedingt durch die Häufigkeit dieser Schilder auf manchen Nebenstrecken nimmt die Schilder auch keiner wirklich ernst)

Ich erreichte Fecamp:

Bei diesem Ort gehen wieder alle Höhenmeter verloren:

Aber hier machte ein Umfahren im Tal auch keinen Sinn. Leider dieses Mal größtenteils in die Bremse.

Und der nächste Hang stand bevor:

Der Berg war nur zum Schieben geeignet. Bis zur Schranke.

Ich komme beladen nicht durch. Der im Bild zu sehende Herr bot mir Hilfe an. Zusammen heben wir das vollbeladene Fahrrad über die Schranke. Aus Sicht der Perspektive eines Fahrrades sieht das so aus:

Ehrlich: wie bescheuert war hier der Planer, den Radweg da lang laufen zu lassen, wo er nicht passierbar ist?

Wie auch immer: ich lande auf einem Campingplatz. An sich ja nicht schlecht. Nur auch der Ausgang ist ebenso bescheuert:

Ehrlich gesagt habe ich das nicht als passierbaren Weg empfunden und so irrte ich dann zwischen irgendwelchen Campingwagen herum, um einen Ausweg zu finden. Ein Tor ist zu! Das nächste ebenso unpassierbar. Ich verliere gut die Hälfte der Höhenmeter.

Ich schiebe das Rad wieder da hoch, wo ich zuvor im Campingplatz heruntergefahren bin. Genug geärgert. Weiter geht’s in nächste Tal und auf den nächsten Berg.

Ich erreiche Étretat. Hier ist das schöne, dass man kilometerweit das Rad ausrollen kann. In Etratat erreicht ich den Campingplatz. Ich lese, dass alles voll ist. Ich frage trotzdem mal vorsichtig nach. Aber glücklicherweise haben sie für einen Radfahrer noch Platz. Sie schicken lieber Autofahrer weg (was ja vernünftig ist). Ich baue das Zelt auf. Und treffe auch gleich noch ein Paar aus Berlin, was auch einen Teil so gefahren ist wie ich (insb. den Belgischen Abschnitt). Viele Grüße.

Der Campingplatz ist übrigens von der Kommune betrieben. Deshalb ist er auch sehr preiswert. Unter 9 Euro die Nacht. Inkl. Dusche. Theoretisch inkl. Internet, das hat aber nicht funktioniert.

Nordseeradtour Tag 20 - Hautot-sur-mer

Auf geht’s in die nächste Etappe. Dabei nehme ich erst mal die Promenade des eigentlichen Ortes mit. Im Ort hat man Lautsprecher installiert, mit der die Touristen beschallt werden. Muss das wirklich sein?

Hier gibt es keine Strandkörbe, sondern kleine Häuschen:

Die Steinküste erklärt auch, warum das Meeresrauschen so laut war:

Ich entscheide mich, die küstennahe Verbindung zum nächsten Ort Ault zu fahren. Rein kilometermäßig war das praktisch. Der Blick ging größtenteils auf einen aus Kieselsteinen bestehenden Damm. Und genauso kieselsteinig war auch der Boden.

Ich blicke auf Ault. Rechts nebem diesem Ort erstreckt sich eine Wand. Willkommen an der Steilküste!

Und ich wusste: es wird anstrengender:

An der Küste war ein Weiterfahren nicht möglich. Die bereits schon mehrfach erwähnte D940 hat keinen Radweg und war hier stärker befahren. Also fahre ich weiter im Landinneren. Das war sehr praktich – ein sanfter Anstieg und schönes Ausrollen. Ich erreiche das Örtchen Eu.

Dort besuche ich die Touristeninformation und erkundigte mich mal vorsichtshalber nach Radwegen. Ohne große Erwartungen. Dass die Franzosen es bekanntlich nicht so mit Fremdsprachen haben, ist ja bekannt. Aber dass man eine Touristeninformation mit einer Person besetzt, die überhaupt kein Englisch kann und einer Person, die gerade so Fragmente versteht, ist schon merkwürdig.

Nichts desto trotz bin ich hinter her schlauer: es gibt ab Le Tréport einen ausgeschilderte Route bis Le Havre. Ich erhalte eine Broschüre für den Abschnitt bis Dieppe. Mit Höhenprofil. Mehrfach von 0 auf 110.

Ich nutze den Halt auch zum Essen. Naja, eigentlich nutze ich den Halt, um das nachzuholen, was ich auf dem Campingplatz mangels Toiletten nicht konnte. Es gab Hacksteaks. Und weil die Gaststätte gegen 14:00 Uhr keine Pommes mehr zubereiten wollte, nur noch mit Bohnen. Mehr schlecht als Recht verständige ich mich. Beim Abräumen wurde versehentlich meine Radkarte mit abgeräumt.

Übrigens haben es viele Franzosen noch nicht verstanden, dass man den Motor auch ausmachen kann. Da gibt’s echt welche, die lassen den Motor laufen, während sie in die Bank rennen.

Dann geht’s nach Le Tréport. Bzw. auf den Berg. Ich schiebe! Noch einmal die Aussicht genossen.

Mit Gegenwind geht’s an der Küste entlang, bis ich am nächsten Dorf die schönen Hohenmeter wieder einbüse.

Ich blicke auf Criel:

Und in Criel blicke ich zurück:

(Der Hang sieht gefährlich aus. Die Straße ist da mittlerweile gesperrt)

Bei Criel geht’s einen sehr schönen, flachen Berg hinauf.

Die letzten vier Kilometer bis Dieppe. Die Beine stellen sich schon auf Bergab ein, doch ein letzter Hügel stellte sich in den Weg.

Das sollte man in Berlin auch einführen: ausgewiesene Wege für Bierbikes:

In Dieppe lege ich mich auf den Zeltplatz fest: im nächsten Dorf mit dem Namen Hautot. Nun machte ich nur einen kleinen Fehler: ich übersah die küstennahe Verbindung und nahme den Berg. Der Zeltplatz war an sich ja sehr nett:

Nur leider war er wieder ein Bring-your-own-device-Zeltplatz! (Also wo man die Klobrille mitbringen soll). Und er war etwas zu klein, um bis gefühlt Mitternacht Partymusik in der Bar spielen zu können.

Dieses Areal könnte man auch Tote Küste nennen. Nicht nur Hautot. Am nächsten Tag ging es durch Sassetot und Eletot. Und dann gab es da auch noch Le Tot.

Nordseeradtour Tag 19 - Cayeux-sur-Mer

Nachdem ich nun am 18. Tag nicht weiterfahren konnte, übernachtete ich noch einmal in dieser Stadt. Allerdings quaertierte ich mich in ein preiswerteres Hotel. Zumindest spuckte Booking.com in der Stadt günstigere Hotels aus. Also zog ich vom Hafenviertel und Bahnshofsviertel.

Ehrlich gesagt ist das Hotel „Aus Sleeping” eine Unverschämtheit. Vor Ort wurden andere Preise als gebucht verlangt. Zumindest bekam ich den Zimmerschlüssel erst, als ich den geforderten Preis bezahlte. Die Differenz waren zwar nur 1,30 Euro, aber mal schauen, was die Beschwerde bei booking.com bringt…

Das Zimmer war dreckig. Auf dem Boden lagen Haare der Vorgängerin. Eins der Handtücher hatte Blutflecken. Und zu guter Letzt flackerte die Leuchtreklame bis ins Zimmer! Das Hotel hieß „Au Sleeping”. Au wie im Deutschen. Soll weh tun!

Gegen halb Neun verlasse ich das Hotel und bewegte mich zum Fahrradladen. Da stand ich dann, bis der Laden geöffnet wurde. Der konnte zwar kein Englisch, aber die zwei gebrochenen Speichen konnte ich ihm zeigen. Das er das Rad auch zentrieren sollte, hatte er wohl nicht verstanden. Ich sollte bis zum Mittag warten. Also lief ich noch einmal zur Stadtmauer.

Gegen halb 12 konnte ich das Fahrrad abholen. Es kostete 20,80 Euro. Alles wieder verpackt und es ging weiter! Gleich auf der anderen Seite der Liane gab es die ersten Anstiege, die es in sich hatten. Ich kam in Fahrt. Hinter La Portel begann ein schöner Radweg, der dann wenige Kilometer später wieder endete. Kurz vor Neufchâtel-Hardelot starte wieder ein Radweg (ein EU-Projekt!). Doch der Weg triftete in eine andere Richtung. Ich entschied mich für eine Abkürzung. Das hätte ich nicht tun sollen. Zwar war der Weg sehr verkehrsarm, aber zwischen steinig, holprig, sandig und schlammig hatte ich alles dabei. Insbesondere ging es über einen Berg, den ich mit hätte ersparen können.

An der D940 gab es einen wunderschönen Radweg bis Étaples, dem Ort den ich als erstes Etappenziel auserkohren hatte. Über die Brücke mit Asphalt und Blasen. Dann verfuhr ich mich einmal – aber der Weg war schön.

Ich suchte mir eine Nebenstrecke zur Bundesstraße, doch die war nur Wiese. Also musste es weiter über die D940 gehen. An der Küste sind die Orte leider kaum miteinander verbunden. Vorbei an einem Vergnügungspark, der sich Bagatelle nannte (warum gibt es überall funktionierende Vergnügungsparks, nur nicht im Plänterwald)?

Zwischen den Orten an der D940 gab es wieder Radwege. Ich freue mich. Teils richtig Gute. Ich wollte schon loben, doch leider endete der Weg sehr plötzlich im Nirgendwo. Keine Hinweise. Nix! Entlang an der recht gut befahrenen Bundesstraße. Erst nach zwei drei Kurven gab es die Möglichkeit, abweichende Routen zu nehmen. Was ich auch tat. Ich querte dabei mehrfach die Bundesstraße (häufig mit Kreisverkehren). Und die Bundesstraße hatte fast Autobahnstandard.

Hinter Rue nahm ich wieder eine durchgehende Nebenstrecke bis Crotoy. Dabei ging es an einem riesigen Sandabbaugebiet entlang.

Ich durchfahre Crotoy. Das Gebäude mit den zwei Türmchen sieht nett aus:

Spannender aber ist das Watt.

Und der Hafen im Trockenen:

Über einen Deich ging es zurück zur D940. Dort gibt es wieder Radweg. Sogar einen sehr guten. Leider haben die das dort nicht ganz mit den Brücken hinbekommen. Da gab es jedes Mal eine Kante! Nun den Wind im Rücken. Wunderbar. Eine alte Eisenbahn (also die, wo die Leute auch draußen stehen konnten) grüßte mich.

Nächster Halt: Saint-Valery.

Ich schaue nach Zeltplätzen. Ich suche mir einen bei Cayeux-sur-Mer. Bis 8 ist die Rezeption offen. Fünf vor Acht erreiche ich sie! Gutes Timing!

Der Zeltplatz an sich ist Ok. Bis auf die sanitären Einrichtungen. Ich verstehe es eigentlich nicht, warum man kein Toilettenpapier anbietet und erwartet, dass jeder mit einer Rolle aufs Klo geht. Bei diesem erwarten sie sogar, dass man die Klobrille mitbringt. Bring-your-own-device. Vielleicht noch ne ganze Schüssel? Hätte jemand ne passende Halterung für’s Fahrrad?