Einmal CeBIT und Zurück
Anfang März fand wieder in Hannover das »Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation« (kurz CeBIT) statt. Insbesondere da die Messegesellschaft jedes Jahr großzügiger mit Freikarten umgeht (die Besucherströme sind seit einigen Jahren rückläufig, die Aussteller allerdings auch), war es praktisch den Besuch auf zwei Tage zu verteilen. Ansonsten kann so ein Tag auch sehr stressig werden ... Aber schon der erste Schock setzt ein, wenn man sich die Übernachtungspreise sich anschaut: bis zu 100 Euro für eine Nacht in einem Hostel im Sechs-Bett-Zimmer — wenn man Glück hat (aber man muß ja nicht in Hannover pennen).
Die interessantesten Dinge:
3D-Drucker
Es wird vermutlich nichts für den Heimanwender werden und daß ist gar nicht einmal eine Frage des Preises (ca. 45.000 Euro) und der Größe des Gerätes — nein: so ein 3D-Objekt muß auch erst einmal erstellt werden. In der Erstellung von Prototypen findet es am ehesten seinen Nutzen.
Die Maschine verstreut ein eine feine Pulverschicht, die anschließend mit Farbe besprüht wird. Und am Ende wird alles, was nicht mit Farbe besprüht wurde, abgesaugt — und fertig ist ein Modell.
tobii
tobii ist eine Firma, die Geräte für Blickbewegungsregistrierung (Neudeutsch: Eyetracking) herstellt. Dabei wird die Position und Bewegung der Augen analysiert und entsprechend ausgewertet. Auf der Messe präsentierten sie einen Prototypen mit dem man nur durch Blickbewegungen eine E-Mail schreiben kann. Dabei blickt man auf den Buchstaben einer Tastatur und nach einer gewissen Zeit erscheint der Buchstabe. Pratkisch ist so etwas äußerst träge, denn es soll nicht auf jede versehentliche Augenbewegung reagieren. Vielleicht ist die Welt auch noch nicht reif für die Augen als Eingabegerät. Für Blickpunktstudien bringen diese Geräte einen besseren Nutzen.
Mixed Reality Interface
Verschiedene Modelle wie beispielsweiese Autos sich aus verschiedenen Blickwinkeln anzeigen zu lassen, ist nichts neues mehr — wohl aber die Form der Eingabe. Auf einer mit Milchglas versehenen Platte bewegt man verschiedene Gegenstände. Der auf der Unterseite aufgedruckte Code wird durch eine Kamera unter dieser Scheibe analysiert und ausgewertet. So kann man wie im Beispiel zu sehen Auto und Kamera bewegen, aber auch die Eigenschaften des Autos verändern (der farbige Chip ist bspw. für die Farbe). Die Drehung wird dabei auch berücksichtigt, eine eventuelle Kippung wird leider nicht erfaßt.
Ich weiß nicht, wie flexibel die Erkennung der Grundfläche ist — aber in der aufgestellten Demonstration sind lediglich 15 Kombinationen möglich.
Sonstiges
- Auch dieses Jahr gab es im Vorfeld Meldungen über Produktpiraterie — und ich konnte mindestens fünf chinesische Anbieter sehen, die in ihrem umfangreichen mp3-Player-Sortiment nicht mindestens ein oder zwei Imitate zum iPod hatten.
- Das Wochenende sollte man meiden: es springen einfach viel zu viele Leute herum, insbesondere Spiele-Freaks.
- In den Hallen für die Heimtechnik gab es mehrere Anbieter, die mit Körperbemalung von halbnackten Damen die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Man achte auf die Kameras...
- Es gibt Firmen, die bieten auf der CeBIT Staubsaugerroboter an — für 700 Euro bekommt man den Dreck zumindest da weg, wo man ihn auch ohne Mühen mit einem Staubsauger mit einem Bruchteil der Zeit wegbekommen hätte.
Bisherige Kommentare (2)
Kommentar von Uli Ehlert
Die Geräte zur »Blickbewegungsregistrierung« (manchmal sind verdenglishte Wörter doch die griffigeren) kommen dann als Eingabegeräte zum Einsatz, wenn Personen aufgrund von Krankheiten oder Behinderungen, etwa durch Lähmungen, keine anderen Eingabemöglichkeiten mehr nutzen können. Für diesen Personenkreis (z.B. Menschen, die an ALS erkrankt sind wie Prof. Steven Hawking) ist die Steuerung des PCs mit den Augen ein echt schneller und intuitiver Zugang — in Relation zu anderen Alternativen gesehen.
Alle gezeigten Geräte sind keine Prototypen, sondern werden seit geraumer Zeit erfolgreich vertrieben.
Kommentar von René
Mir ist der Ansatz für Personen mit starken Beeinträchtigungen klar, er wurde ja auch am Messestand demonstriert. Allerdings empfand ich den Zeitbedarf für die Eingabe eines Zeichens zu lang. Ein paar Sekunden drauf starren und bei jedem Blinzeln geht die Zeit von vorne wieder los. Da sind — zumindest ging es mir beim Test so — die Gedanken schon mit der Bildung des übernächsten Satzes beschäftigt, während man einen »Verblicker« korrigiert. Was macht man eigentlich bei Menschen, die zudem noch an einer Augenerkrankung mit starkem Blinzeln haben?
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