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Nein zur Stadtsegregation!

In der Zeit gibt es ein Interview mit Philipp Meuser zu Architekturkritik mit einigen durchaus sehr kuriosen Forderungen: Ja zur Platte!

Ich gehe ja noch mit, dass manche Aspekte der Bauordnung durchaus in Frage gestellt werden sollte. Nicht wenige Regelungen basieren auf Lobbyismus. Aber schon bei elementaren Dingen wie der Verzicht auf Brandwände sollte nicht ernsthaft weiter darüber nachgedacht werden.

Der Verzicht der Stellplatzablöse ist zukunftsweisend: die Investoren werden nicht mehr dafür betraft, wenn sie Wohnraum für Menschen ohne PKW bereitstellen. Das ist übrigens in Berlin schon seit Jahren Praxis.

Dann geht es um die Übergabe von Wohnungen im Rohbau: nur Heizung und Medienanschlüsse. Das mag in der Tat für die meisten einst sozialistischen Länder funktionieren, weil dort eine Kultur der Eigentumswohnung vorherrscht. Die haben wir in Deutschland nicht: hier überwiegen Mietwohnungen. Gerade bei sozial schwächeren Menchen. Wer von der Zielgruppe kann und will bei Bezug einer Mietwohnung erst in den Ausbau investieren?

Provokant ist die Debatte zum Plattenbau als industrielle Form des Wohnungsbau am Beispiel der DDR. Also industriell möglichst viele Platten herzustellen, die vor Ort systematisch nur zusammengesteckt werden müssen. Dazu braucht’s wieder eine Industrie. Und praktikabel ist das auch nur in Gebieten mit offener Bauweise. Ich bin unschlüssig, ob dieser Gedanke als völlig absurd einzustufen ist oder ob er nicht doch eine Chance für günstigeres Bauen ermöglicht.

Problematisch ist das, wenn diese Debatte aber mit der Bevölkerungsegregation für neue Stadtviertel geführt wird. Da rollten sich bei mir die Fingernägel auf: Stadtsegregation wird als Integration verkauft. Also das Wohnviertel für bestimmte Kulturkreise gestaltet werden. Also die Fehler der letzten Jahrzehnte noch einmal zu wiederholen. Lernen durch Schmerzen nur ohne Lernen.

Noch krasser finde ich aber die Beispiele, warum:

Wenn dort Menschen aus Westafrika wohnen, dann wäre es zum Beispiel wichtig, dass in dem Viertel ein großer Marktplatz eingerichtet wird und jedes Haus im Erdgeschoss ein Café, Ladenlokal oder eine Werkstatt hat.

Ähm. Was ist nun in Berlin oder jeder anderen deutschen Stadt da anders?

In den arabischen Häusern, an die ich mich erinnere, gab es immer ein sehr großes Wohnzimmer, wo sich die Familie tagsüber aufgehalten hat – und nur kleine Schlafzimmer.

Dann scheinen sich die Bauvorstellungen zwischen den Kulturen wohl kaum zu unterscheiden. Zumindest wenn man sich die Grundrisse neuer Eigentumswohnungen anschaut.

Nein. Wir sollten aus der Vergangenheit lernen.

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