Günther Jauch über Bildung und Internet
Aus einem Interview mit Günther Jauch aus dem Spiegel:
Und ich habe auch ein generelles Problem mit Leuten, die stolz darauf sind, dass sie keine Zeitung lesen und sich nur noch online informieren — dabei sind doch Zeitungen notwendig, um an der Kultur und der Gesellschaft teilzuhaben.
Und bei der nächsten Frage legt er noch einmal nach:
Kein aktuelles Medium kann so gut Hintergründe anschaulich machen wie eine Zeitung.
Aber der beste Satz ist immer noch:
[..] wer dort dann nur die Bilderstrecke über »die gemeinsten Streiche der Evolution« anklickt, hat nur einen begrenzten Erkenntnisgewinn.
Es fehlt nur noch die Verteufelung der Wikipedia. Aber die kommt leider nicht.
Bisherige Kommentare (4)
Kommentar von ericpp
Günther Jauch(e)? Machte der nicht vor Kurzem noch Werbung für die ProReli- Initiative?
Soso, der will uns also jetzt erklären, wie wir uns zu informieren haben...
Kommentar von Tom
Ich mag den Jauch auch nicht aber die Kritik hier halte ich für ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen. Das komplette Interview selbst macht einen etwas anderen Eindruck von ihm.
Seine Haltungen zur Informationsgewinnung aus dem Internet wirken tatsächlich ein wenig von gestern. Offenbar hat er das selbst große Probleme, weshalb er es so verteufelt.
Auf der anderen seite sprechen mir aber auch paar Sachen aus dem Herzen:
Es [das Internet] verleitet zu der Fehleinschätzung, man müsse selbst nichts mehr wissen und demzufolge auch nichts mehr lernen.
oder:
Gegen dieses Informationschaos hilft nur Bildung, denn wenn ich das Wichtige vom Schrott trennen will, muss ich um grundlegende Zusammenhänge wissen.
Kommentar von Konrad
Man kann von Herrn Jauch denken, was man will, aber wo er recht hat, hat er recht.
Die neue (Internet)Generation wird die Generation des Nichts- und Halbwissens — und ja, ein langes Dossier in der ZEIT ist tausendmal mehr wert, als eine Bilderstrecke zur Klickgenerierung bei SZ oder SPON.
Für den wirklichen Erkenntnisgewinn reichen halt 2-Seiten-Onlineartikel nicht aus.
Kommentar von René
Das Abstempeln von Internetinformierer zu Evolutionsstreichbildergucker erinnert mich etwas an die Killerspieldebatte.
Es wird meiner Meinung nach verkannt, daß das Internet hier auch Chancen bildet, die bisher nicht gegeben waren.
Schon allein die vernetzte Information. Wenn Zeitungen auf andere Artikel referenzieren, dann kann ich in der Regel auch schnell den initialen Artikel mit zu Hand nehmen. Oder wenn mir ein Wort nicht geläufig ist, ist man der Bedeutung doch etwas schneller auf der Schliche als mit — sofern vorhanden — dem Brockhaus (Gut, man kann auch Medienbruch begehen).
Des weiteren bemerke ich oft an mir, daß ich auch gerne Primärquellen lese — und da sehe ich auch die größte Stärke der neuen Medien. Nahezu jede Organisation (ob Partei, Firma, Verein,...) dokumentiert fein säuberlich im Internet, welche Texte sie an die Presse übergeben hat. Wenn es um neue Gesetze oder Gerichtsurteile geht, dann schaue ich mir lieber die offiziellen Texte an — und versuche mir daraus eine Meinung zu bilden. Oder wenn eine Zeitung wieder eine neue Studie vorstellt und anreist, dann ... Ich kann mich an solchen Punkten leider nicht mehr wirklich erinnern, wie so etwas in der alten Welt hätte praktikabel laufen können.
Und vielleicht auch noch ein durchaus umstrittener Punkt: Leserkommentare. Gute Kommentare können durchaus einen Artikel abrunden (auch wenn sie eher suchen muß).
Aber schon allein die Tatsache, daß nahezu jede Zeitung ihre Texte auch online abrufbar macht, kann das Internet an der Stelle praktisch nicht schlechter da stehen. Im Gegenteil: es gibt Zeitungen, die es nur online gibt (ich hatte mal mit dem Gedanken gespielt, Telepolis zu abonnieren).
Und daher kann ich leider auch nicht ganz mit den beiden von tom zitierten Sätzen gehen. Der Satz mit »Gegen dieses Informationschaos hilft nur Bildung« ist für mich eine Tautologie und gilt für Printmedien genauso, wie in einem Reklameschild-verseuchten Gebiet zu laufen. Und zu dem anderen Satz: schon mein Physiklehrer sagte damals »Man muß nicht alles wissen, man muß nur wissen wo es steht.«. Frage mich heute nach der Dichte eines bestimmten Metalls, ich muß passen. Aber ich bin immer noch in der Lage bei gegebenen Volumen mir diesen Faktor rauszusuchen und die Masse zu bestimmen.
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