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Bio-Sprit vs. Öko-Sprit

Etwas erstaunt bin ich, dass die Einführung des Bio-Benzins nun alles andere als erfolgreich war. Ja, die Mineralölindustrie bekommen nun gewisse Probleme, da der Bio-Sprit kaum nachgefragt wird, stattdessen tanken die Leute lieber das teurere Öko-Benzin.

Und wieder einmal wird der schwarze Peter gesucht: es sind die schlecht informierten Verbraucher und die Schurkenorganisation ADAC schiebt es auf die Konzerne. Doch an Aufklärung, welcher Motor den neuen Sprit grundsätzlich verträgt, schien es nicht zu mangeln — auch wenn diese jegliche Skepsis nicht beseitigt. Und selbst BMW ist sich seiner eigenen Aussagen nicht ganz sicher und will erst einmal die Auswirkungen analysieren. Sicherlich kommt die Angst vor Neuen ins Spiel. Und die Aussage, daß bei Bio-Sprit ca. 3% mehr verbraucht wird.

Was einem allerdings am meisten aufschreckt: um Bio-Benzin herzustellen, müssen entweder Anbaufelder der Nahrungswirtschaft umgewandelt werden (was letztendlich den Nahrungspreis erhöht) oder weitere Flächen geschaffen werden (was letztendlich schlecht für die tropischen Wälder ist). Es stehen Aussagen in Raum, dass bei einer Tankfüllung von 120 Litern reinem Ethanol (wäre also 1200 Liter E10 oder 2400 Liter E5) der Jahresbedarf an Getreide eines Menschen entspricht. In diesem Punkt wird sicherlich auch meine Formulierung »Öko-Sprit« deutlich: er ist nicht wirklich ökologisch, aber in der Gesamtbilanz immer noch ökologischer als Bio-Sprit.

Sucht man nach den Verursacher für diesen Schwachsinn, wird gerne die EU heranzitiert, genau genommen die der Richtlinie 2009/30/EG. Möglicherweise bin ich blind oder es ist etwas versteckter: ich finde die Anforderung da drin nicht (kennt jemand die genaue Fundstelle?). Lediglich die Anforderung, den Sprit entsprechend zu kennzeichnen. Stattdessen werde ich in der Richtlinie mit ökologischen Argumentationen überschüttet (z.B. unter Punkt 10 »Die Herstellung von Biokraftstoffen sollte auf nachhaltige Weise erfolgen.«)

Glaubt man den Worten von Norbert Röttgen, so geht es aber gar nicht um Umwelt:

Die Einführung von Biokraftstoffen dient dazu, unsere Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Darüber gibt es einen Konsens über die Parteigrenzen hinweg

Recht hat er (zumindest mit dem ersten Satz) — auch wenn er sich gleichzeitig als Umweltminister disqualifiziert: die Umwelt steht nicht im Vordergrund seiner Amtshandlungen (Er ist kein Verkehrs- oder Wirtschaftsminister)! Trotzdem mag auch Röttgens Ziel legitim sein: raus aus der Abhängigkeit vom Öl (und folglich deren Lieferanten). Dumm nur, wenn seine Partei permanent Maßnahmen ergreift, diese Abhängigkeit noch zu erhöhen. Denn ich bin mir sicher: es gibt bessere Wege als unsere Abhängigkeit nun auf verschiedene Länder zu teilen.

(An der Stelle erspare ich mir Gegenvorschläge. Sie liegen auf der Hand.)

Bisherige Kommentare (1)

Kommentar von TheGK

E10 — Unwort des Jahres.
Da wird erwartet, dass man Lösungsmittel in seinen Tank schüttet. Bio-Fleisch und Bio-Bananen lass ich mir ja noch eingehen, aber Bio-Sprit? Nicht nur, dass man mehr verbraucht, man verliert auch noch Leistung und die Langzeitwirkungen am Motor sind absolut nicht erforscht. Vielleicht verträgts ja der Motor, aber was ist mit den Leitungen?
Der Dreck kommt auf jeden Fall nicht in meinen 19 Jahre alten BMW. Für einen Cent mehr, Super ist ja nun 5-8 Cent teurer als E10, bekommt man Super Plus. Im Gegensatz zum Bio-Fusel verringert das sogar noch ein klein wenig den Verbrauch. Und ich meine gehört zu haben, dass der co2 Ausstoß auch geringer ist. Andere werden wegen den Mehrkosten dann einfach weniger fahren.
So gesehen hilft E10 am Ende tatsächlich noch der Umwelt. Nur irgendwie auf die falsche Weise...

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